#CircleOfFalbalus – So viel tiefer

Oh, ich war nervös. In meinem Terminkalender stand diesmal “O-Date”, nicht einfach nur “Date”. Bedeutet das was oder nicht? Ich meine, wir haben uns ja auch länger nicht gesehen, ist das nun einfach eine Änderung im Wording wie das nunmal manchmal vorkommt, oder doch mehr? Aber sowas fragt man ja nicht. Also ist man eben einfach nervös. Die Hinweise “festes Schuhwerk” und “wir bleiben heute unter uns” waren auch nur bedingt hilfreich. Aber ich muss zugeben, ich mag diese Nervosität ein wenig. Da ist noch immer Spannung, vielleicht sogar ein wenig Angst, definitiv keine Routine. Und so ein Date ist eben kein “Ich fahr da eben einfach hin”-Termin.

Ich kam an, Begrüßung, Hallo, kurz was trinken, nochmal ins Bad und dann: “Jacke wieder an, wir gehen woandershin.“ Ok, das feste Schuhwerk war ja durchaus ein Hinweis darauf. Also runter zum Auto, hibbelig sitzen und aus dem Fenster gucken.

Es ging in den Wald. Wir hielten auf einem fast leeren Parkplatz. Das Wetter war etwas verregnet, daher waren nur wenige Menschen unterwegs. Wir liefen ein paar hundert Meter in den Wald hinein bis zu einer Hütte. Hütte ist fast zu viel gesagt: eine Wand offen, die anderen drei teilweise offen, aber es gab ein Dach. Und unter diesem öffnete er meine Jacke und entblößte meine Brüste, setzte die Klammern an. Zusätzlich legte er mir einen Knebel an, das kam bisher selten vor.

Ich hatte mir Gedanken gemacht, was solch eine Situation angeht. Kann ich loslassen? Abschalten, wenn die Gefahr besteht, gestört zu werden? Und ja, ich kann. Es dauerte einen Moment, aber dann konzentrierte ich mich nur noch auf ihn, seine Worte, seine Hände auf mir. Ich registrierte, dass einmal Menschen an uns vorübergingen, aber er hielt sich in diesem Moment einfach zurück und ich blieb in meiner Spur. Er hatte ein wenig Spielzeug dabei, ich meine mich an eine Peitsche zu erinnern, und ich glaube auch das Nadelrad. Aber das gemeinste waren die Klammern. Als er diese abnahm, war ich für den Knebel doch sehr dankbar.

Nach der Rückkehr in seine Wohnung gab es Anweisungen für mich: Ich sollte mich mit Lederfesseln an Hand- und Fußgelenken ausstatten, und nur damit plus Halterlose, Halsband und Augenbinde vor der Wohnzimmertüre Laut geben, wenn ich so weit sei. Ich brauchte für die Fesseln ein wenig Zeit, sie saßen zu fest, zu locker, zu fest, Herrgott, egal. Augenbinde, los. Ich klopfte an die Tür, er führte mich ins Wohnzimmer hinein und ich nahm vorsichtig auf dem Klavierhocker Platz. Er verband die Fesseln an den Füßen mit einer Kette, was meinen breitbeinigen Sitz etwas einschränkte. Diese Kleinigkeit blieb besonders hängen, das die Ketten mich tatsächlich spürbar einengten. Was folgte waren Schmerzen und ein Zeugnis wahrer Hingabe eines Herrn an seine Sub.

Meine Erfahrungen in meinem ersten BDSM-Leben drehten sich eher um die Buchstaben S&M, weniger um das D/s. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um mich in dieses D/s einzufinden, möchte es jetzt nicht mehr missen. Aber es gibt Zeiten, in denen ich sehr große Bedürfnisse verspüre, den Anteil von Schmerz etwas zu erhöhen.

Und nun saß ich da und er erklärte mir, dass er meinetwegen an diesen Spielarten wieder mehr Geschmack fand, er für mich diesen Bereich wieder betreten wird.

Ich erinnere mich prinzipiell kaum an genaue Worte, ich erinnere mich an Gefühle. Und ich war einfach baff. Ich hatte das durchaus geahnt, aber trotzdem… Ich habe nicht so explizit damit gerechnet, dass mein Herr mir so entgegen kommt. Ich freue mich wahnsinnig darüber! Ich freue mich darauf, uns in diesem Bereich zu entdecken und Grenzen auszuloten, ich freue mich auf Lust und Tränen und dieses Gefühl von reinem Glück nach dem Schmerz. Ich bin ungern sprachlich so abgehoben, aber dieses Brechen, Heilen und Wieder Aufstehen ist ein wirklich wunderbares, intimes, verbindendes Gefühl.

Dieses Erklären fand übrigens zwischen wohl dosierten Schmerzphasen statt. Das Nadelrad, Flogger, seine Hände, heißes Wachs, Wäscheklammern, ich erinnere mich nicht mehr an alle Details. Aber ich erinnere mich an das Ergebnis, noch nie haben mir meine Brüste bei bloßer Berührung so weh getan wie nach dieser Behandlung. Jede Berührung war Feuer auf der Haut. Und ich fand es grandios <3

Vielen Dank für diese Erfahrung und vielen Dank, für diesen gemeinsamen Weg, mein Herr! <3

Feuerwerk

Eine Hand an meinen Hals drückt er mich gegen die Wand. Ich atme schwer, lasse noch die Welle an Schmerzen abklingen. Die Klammern beißen in meine Brustwarzen, die Brüste sind rot und heiß von seinen Schlägen. Die Augen geschlossen warte ich, halte reflexartig die Luft an und warte. Die Ohrfeige trifft mich überraschend. Man versucht zwar, auf alles vorbereitet zu sein, aber es gelingt einem doch nie. Drei, viermal schlägt er mir ins Gesicht.

“Öffne Deine Augen, sieh mich an!“

Es dauert einen Moment, ich muss ein wenig blinzeln, ehe es mir gelingt.

“Das hier ist es? Das?“

Er drückt die Klammer an der linken Brustwarze fester zusammen, ich stöhne auf. Ich nicke.

“Ja, Herr. Das ist es.“

„Dreh Dich um, stütz Dich an der Wand ab. Ich zähle bis zehn.“

Fünf auf jede Seite. Die ersten sind kein Problem, bei den letzten vier dauert es jeweils einen Moment, bis ich mich wieder fange. Die Klammern schaukeln dabei an meinen Nippeln, stoßen gegen die Wand. Hintern und Brüste schmerzen im Takt.

Ich drehe mich wieder um, die Beine gespreizt, Hände über dem Kopf, seine Hand zwischen meinen Beinen. Er ist beinahe zärtlich, ertastet meine Nässe, spielt mit meiner Klitoris, dringt vorsichtig ein. Seine andere Hand spielt mit den Klammern, Lust und Schmerz aufeinander abgestimmt.

Mein Kopf ist leer. Ich spüre die Finger an den Brüsten, die Finger an meiner Klitoris, bin nur noch Lust und Schmerz und atme, möchte an dieser Stelle verweilen und nicht aufhören. Aber er treibt mich an, weiter, er spielt mit mir. Meine Beine zittern, ich atme stoßartig. Er drückt mir den Vibrator zwischen die Beine, “Halt ihn fest“, ich greife zu. Und spüre Hände an beiden Brüsten. “Ich zähle bis zehn.“ Er zählt die Sekunden, lange Sekunden, spielt an den Klammern, drückt sie nochmal fester zu, bevor er sie zeitgleich öffnet. Ich explodiere vor Schmerz, komme, stöhne, sinke auf die Knie und auf die Seite. Der Orgasmus rollt durch meinen Körper, ich bin nass und laut und vollkommen gefangen in diesem Gefühl, nehme seine Hand an meiner kaum war, auch wenn er mich festhält.

Es dauert einige Momente, bis ich wieder ruhiger atmen und klarer denken kann. Ich kniet neben mir, als ich nach seiner Hand greife, sie öffne und die Handfläche küsse. “Ich danke Ihnen, mein Herr!“

Nicht nur Sub

Da predige ich so viel Kommunikation und dann sowas:

Mein Herr bat mich, bis zu unserem nächsten Treffen sexuell enthaltsam zu bleiben, also kein Swingerclubbesuch, kein Treffen mit anderen Männern, keine Selbstbefriedigung. Im ersten Moment war das ok, mehr als ok. Ich wollte am Freitag darauf alleine in den Swingerclub und hatte Muffensausen… hey, cool, so blieb mir das erspart. Und auch Treffen mit anderen Männern… über den Sommer gab es im Joyclub mehrere Gespräche und Interessenten, aber auch das macht mich nervös und war eine Herausforderung, also… ok. Auch das hatte sich erstmal erledigt, ich musste mir nicht den Kopf zerbrechen.

Aber dann kam der Frust. Ich hatte mir solche Unternehmungen vorgenommen nach dem Sommer, das war mir wichtig. Ich hatte mich schon längst online angemeldet, damit es mir schwieriger fallen sollte, einen Rückzieher zu machen. Und ich hätte das ehrlichgesagt gut gebrauchen können, ich habe mich einfach elend einsam gefühlt. Und so ärgerte ich mich. Aber ich schwieg. Eine Sub muss sowas abkönnen und das möchte ich ja schließlich sein. Ich muss verzichten können für meinen Herrn. Und das ist doch alles nicht so schlimm, ich bin jetzt nur so drauf, weil ich meinen Willen nicht bekomme. Bedürfnis hin oder her, so schwierig ist dir Enthaltsamkeit sonst auch nicht gefallen, wenn er es dir befohlen hat.

Aber so war es nicht, und der Frust nahm zu. Ich fühlte mich unglücklich und es wurde schlimmer und schlimmer und irgendwann kamen dann die Gedanken Richtung “Es macht dich nicht glücklich. Absolut nicht. Ist das wirklich das richtige für dich, dieses Konstrukt, diese Art von Beziehung?”

Gespräche mit Freunden (“Aber er hat dich doch nur gebeten, nicht befohlen, warum ist das für dich so krass?”) und Batman (“Also ich versuche seit Jahren, dass du aus dir rauskommst und dann bist du endlich soweit und er bittet dich, dich zurückzuhalten?”) folgten und ich verstand langsam sehr genau, was mich da so wurmte:

  1. Die “Bitte”, die für mich als Sub einfach keine Bitte ist. Fakt ist: für mich ist das ein Befehl. Als Bitte getarnt fühlt sich das aber sehr seltsam an. (“Weiß er nicht, dass das für dich so ernst ist? Das muss er doch wissen. Kann ich ihn bitten, dass ich trotzdem in den Club darf, ich meine, es war nur eine Bitte. Aber es war SEINE Bitte, also lieber nicht.”)
  2. Die widerstreitenden Gefühle: Ich möchte eine gute Sub sein vs. Ich möchte meine Vorsätze befolgen.
  3. Mein Schweigen. Die Tatsache, dass mir dieses eigene Ungleichgewicht nicht wichtig genug war, mit ihm darüber zu reden. Dass ich zugelassen habe, dass ich deswegen an unserer Beziehung und auch sehr an mir gezweifelt habe.

Bis es dann vorgestern aus mir herausbrach und ich mit meinem Herrn telefonierte. Ich überraschte ihn damit, wie hätte er das auch ahnen sollen? Wir haben dieses emotionale Chaos in mir geordnet und seit dem herrscht wieder Frieden in meinem Kopf und Bauch.

Aber ich ziehe daraus für mich gewisse Lehren.

Ich bin nicht nur Sub. Meine sexuelle Freiheit und die Entwicklung meiner Sexualität standen von Anfang an auf der Agenda. Die Besuche im Kino und auch die Secret Nights waren für mich die großen Eisbrecher, die mir da den Weg zu genug Selbstbewusstsein und -vertrauen geebnet haben. Also ohne meinen Herrn könnte ich diesen Weg nicht gehen, gleichzeitig muss und möchte ich Teile dieses Wegs alleine gehen.

Ich bin nicht nur Sub, ich bin auch Frau. Aus Batmans Ecke kommt ein klares “Tob dich endlich aus” und auch mein Herr möchte, dass ich mich entwickle. Das heißt aber für mich, dass ich mich da ein Stück weit von diesen beiden Herren lösen muss. Nicht mehr fragen “Ist das ok?”, was ich momentan bei beiden noch tue. Auch kein “Mir würde es gefallen, wenn du Dich zurückhälst” ohne klaren D/s-Hintergrund*. Und leider auch kein “Ich erwarte von Dir, dass Du Dich heute abend hingibst” vor einem Treffen mit einem anderen Mann (auch wenn mir das immer sehr geholfen hat. Aber Entweder, oder. Ich kann nicht einen Befehl verlangen wenn er mir hilft, aber eine Bitte meines Herrn verwehren.) Das heißt nicht, dass ich jetzt schreiend losstürme und alles ficke, was ich finde. Das heißt nur, ich möchte selbst Entscheidungen treffen, ich muss diese selbst treffen.

*Ich habe lange überlegt, wie es mir gegangen wäre, wäre diese Enthaltsamkeit nicht als Bitte, sondern als klarer Befehl formuliert gewesen. Vermutlich wäre es mir leichter gefallen, weil es eine klare Linie gewesen wäre. Schwarz auf weiß. So war es eine Bitte in seiner Welt, ein Befehl in meiner Welt, und an dieser Diskrepanz bin ich ein Stück weit gescheitert.

Zwei Seiten einer Medaille

Manchmal blase ich nur für mich. Dann bist Du mein Spielzeug, mein Lustobjekt. Und selbst wenn Du die Kontrolle übernimmst und meinen Mund fickst, ist der Gedanke an Dich nur der zweite. Es geht um mich, um meine Lust, meine Erregung, die meinen Geist flutet und erhitzt. Meine Fotze wird nass und glitschig, mein Slip klebt an mir und ich rieche meine eigene Erregung. Ich liebe diesen Duft! Ich fahre mit den Fingern durch diese Nässe, verteile sie auf deinem steifen Schwanz, schmecke mich, bevor ich dich schmecke.

Und dann gibt es die Blowjobs für Dich. Natürlich erregt es mich, Dich tief in meinem Mund zu haben, aber diese Erregung ist zweitrangig. Es geht um Dich. Ich möchte Deine Lust wecken, Dich verwöhnen. Dich liebkosen, jeden Zentimeter berühren, schmecken, küssen. Deinem Atem lauschen, zu Beginn langsam und tief, dann schneller, schärfer, bis Du Dich stöhnend Deinem Höhepunkt näherst. Ich möchte um Dich sein, wenn Du kommst, Deine Lust schlucken und schmecken, Deinen Blick sehen, die Hitze und Glut darin. Dein Blick wird dunkler, wenn Du bestimmst, er wird härter. Dann bin ich Dein Lustobjekt. Ich bin eine Körperöffnung, Lippen und Zunge nur hübsch geformtes Fleisch, zu Deinem Vergnügen geschaffen. Mein Auftrag: dieses Fleisch so zu präsentieren und zu verwenden, dass es Dir zum Höhepunkt gereicht. Und natürlich schlucken, wenn Du Deinen Saft in meinem Mund verspritzt, nach all den Stößen, die ich am Tag darauf noch spüren werde. Jeder Bissen und jeder Schluck wird mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Berlin und Enigma

Schnell, unordentlich, eilig. Ich brauche dieses Gefühl, jetzt, die Ruhe, die Grenzen, die Seile.

In Gedanken weit zurück, damals, diese Wohnung, diese Maske. Dieser Winter. Ein Stück BDSM, dass es so bisher nur zwischen uns beiden gab, kein anderer hat in diese Kerbe geschlagen. Unser Stück.

Dazu die Nadeln, die gehörten damals nicht dazu. Aber jetzt, für diesen Moment erfüllen sie ihren Zweck. Auf den prallen Brüsten schmerzt es mehr, ich traue mich nicht in die Tiefe vor Schmerz und Blut. Die oberflächlichen Stiche reichen.

Ich lege mich auf den Rücken, genieße den Druck, das schwerere Atmen, die gespannte Haut, die Tropfen. Neben dem Schmerz durch die Stiche entsteht ein dumpfer Schmerz, Druck baut sich auf. Die Brüste werden dunkler, kälter, fremder, und gleichzeitig empfindlicher. Anders. Der Griff zur Peitsche. Kaum Gefühl, nur die Brustwarze brennt unter den gezielten Schlägen.

Und trotz der Schmerzen ist es vor allem die Ruhe, die ich wahrnehme. Das innere Toben ist still, gebändigt durch die Seile und den Geschmack von Blut auf meiner Zunge.

Ich entferne die Seile, streichle über die leichten Spuren. Die Wärme fließt zurück, sie gehören wieder zu meinem Körper. Was länger bleibt sind die roten Punkte. Ich mag Spuren.