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Die Jugend von heute

Ich bin spätstudierende, das heißt, meine Kommilitonen sind bis zu 10 Jahre jünger. Das ist häufiger mal traurig (Ernsthaft, lest Herr der Ringe! Und Harry Potter! ORRRR!), manchmal ist es aber auch erstaunlich. In der letzten Zeit gab es mehrere Momente, die mich etwas verblüfft haben.

Zum einen eine gute Freundin, nah an der 20, noch sehr unerfahren. Jetzt hat sie ihren ersten Freund und stellt Fragen, die ich gerne beantworte (Gibt’s eigentlich noch Dr. Sommer? Man merkt im Nachhinein, wie dankbar man für diese ganzen auch dämlichen Fragen und Antworten ist =D ). Dabei erzähle ich auch von dem, was ich jetzt tue, zum Beispiel von den Besuchen im Kino. Und ihre Reaktion war ein “Ist ja cool!”. Hätte man mir in diesem Alter von Besuchen in Pornokinos erzählt… naja. Ich war schon weniger verklemmt als meine Umgebung, aber ich glaube, ich hätte anders reagiert. Das hat mich sehr erstaunt.

Meine Clique weiß über mein Ehemann-Herr-Verhältnis Bescheid und gerade an diesem Samstag (Ich hatte Damenbesuch zwecks Lernen, der Herr war im Krankenhaus) war ich gedanklich mehr bei ihm als am Laptop und habe das den Mädels auch ehrlich gesagt. Und irgendwann kam von einer, auch noch sehr jung und ohne Freund, die Bemerkung, dass sie diese Art der offenen Beziehung, in der man einfach ehrlich sein kann, sehr gut findet. Ich denke nicht, dass sie das auf sich bezogen hat, aber ich finde diese Einstellung einfach gut, die Toleranz für diese Idee.

Ich bin auch auf Ablehnung gestoßen, damals, in meinen beginnenden Zwanzigern, in meiner gleichaltrigen Clique. Die härteste Reaktion war ein “Wenn ihr meint so sein zu müssen, darf ich euch auch dafür angreifen”. Das war schwierig und hässlich.

Heute fühle ich mich einfach wohl. Ich darf sein. Manchmal gibt es Ängste, ich studiere, lande vielleicht mal in einer Führungsposition. Was, wenn man dann Spuren im Netz findet? Mich erkennt? Die Gesellschaft mag “sowas” nicht.

Fakt ist aber, und das wurde mir gestern auch im Gespräch mit Nina mal wieder bewusst, dass wir die Gesellschaft und ihre Sichtweisen nur ändern können, wenn wir das Bild betreten und uns sichtbar machen. Wir sind Teil dieser Gesellschaft, wir anderen. Ob nun offene Beziehung, BDSM oder Transsexualität, wir sind Minoritäten, aber deswegen fallen wir nicht vom Rand. Wir sind da und wollen sein.

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