Ein Liebesbrief

Liebe Tara,

ich kann nicht in Worte fassen, wie glücklich es mich macht, in letzter Zeit so viel von Dir zu hören!

Mir ist klar, dass Du Dich schwer tust, schon mit Deiner bloßen Existenz. Gemein sein zu wollen ist nicht einfach, Du musst Dich damit auseinander setzen, dass Du Vergnügen daran findest, nicht das nette Mädchen oder die starke, leidensfähige Frau zu sein. Das gemeine Miststück entspricht nicht dem Bild, dass Du von Dir haben möchtest, dieser Aspekt sollte doch eher unter der Oberfläche, schön unsichtbar bleiben, nur in Dir, nur für Dich… Aber dann… ist da dieses Lachen. Dieses tiefe, herzliche Lachen voller dunkler Freude, und leider so ehrlich, dass es Dir selbst manchmal eine Gänsehaut beschert. Du bist gerne so. Und das kannst Du gerade nicht mehr verstecken: Du. Bist. Gerne. So.
Gemein. Fies. Leid verursachend.

Du hattest es schon mal versucht, vor ein paar Jahren, aber ich vermute, der Weg war damals noch nicht Deiner, die Werkzeuge falsch gewählt und Du in Dir noch nicht sicher, nicht angekommen genug. Damals wolltest Du Dich austesten, hattest die leise Vermutung, dass Dir auch diese Seite liegt, warst dann aber enttäuscht von Dir, wurdest Deinen Ansprüchen nicht gerecht, fandest Dich in vielen Momenten selbst nicht in der Szene, auch wenn Dein Gegenüber Vergnügen empfand. Und so legtest Du diese Werkzeuge zurück in ihre Kiste und gingst weiter Deinen Weg. Und Du warst Dir wirlich sicher, dass dieser Aspekt in Dir nicht stark genug ist. So sicher, dass Du andere davon überzeugtest, dass Du zwar erwähntest, dass es diese Seite mal gab, aber sie Dir bestätigten, in Dir das zu sehen, was Du auch sehen wolltest: nur die Sub.

Aber dann waren da diese Momente, einzelne Reaktionen ihrerseits, einzelne kurze Beben, die langsam aber sicher etwas weckten. Und der Anfang von allem war ein “Danke” aus Deinem Mund, dass wieder und wieder Dein Gegenüber zum Beben brachte. Die Macht, die in diesem kleinen Wort steckte. Die Tatsache, dass Du Dich für eine, sagen wir wie es ist, Erniedrigung bei ihr bedankst, und es ihr Schauer über den Körper jagt. Du mochtest diese Schauer und, sagen wir auch hier, wie es ist, die Macht, die damit verbunden war. Bewundertest, wie offen sie ihre Reaktion zeigte, wie ehrlich sie in ihrem Vergnügen darin war, wie gelassen sie die Zügel der Top locker ließ, um selbst zu fühlen und zu genießen. Das ließ Dir den Raum, Deinen eigenen Spaß daran zu erkunden, diese Macht zu kosten und Dich langsam, in Deinem Tempo, aufzurichten. Dich zu fühlen. Zu sehen. Und lässt Dir bis heute die Zeit, Dich zu akzeptieren, und langsam in das reinzuwachsen, was Du daran am meisten fürchtest: die Verantwortung.

Du möchtest keine Fehler machen, keine Grenzen überschreiten, nicht verletzen. Du möchtest intim spielen, nah, Haut an Haut, nicht mit irgendwem und jedem, und genau bei diesen Menschen, die einem so nah am Herzen liegen, Fehler zu machen… schwierig. Der Gedanke nimmt Dir manchmal die Luft und jede Motivation, die Angst davor in den Griff zu bekommen. Es geht ja auch ohne, für Dich. Du kannst auch nur Bottom sein, Sub, Maso, aber, wenn Du ehrlich bist… Du möchtest mehr. Jetzt gerade. Mit ihr. Und, wenn Du noch ehrlicher bist, da war dieses Kribbeln in den Fingern auf der letzten FemDom-Party. Du bist gerade an einem Punkt angekommen, an dem Du, wenn Du mutig genug bist, so schöne Dinge erleben, erfahren und lernen kannst. Weil Du jetzt gerade Du bist, auch weil Dein Umfeld Dich hält, trägt und unterstützt, wo es nötig ist.

Du möchtest Schmerzen zufügen, möchtest Leid hervorrufen, möchtest die Reaktion sehen, hören, das Zucken, Stöhnen, Wimmern, den Schrecken, das Zögern, die Angst. Und Du möchtest mehr als damals, mehr als auf Partys mit einer Gertenlänge Abstand spielen, möchtest anknüpfen an den Anfang, an den allerersten Abend mit Deinem ersten Sub, an die Erregung, an das High, das Euch damals fliegen ließ und diesmal möchtest Du weiter gehen. Und Du gehst weiter. Du möchtest Dich gehen lassen können als Top, nicht unberührbar sein, möchtest mitfliegen. Möchtest Deine rechte Hand in ihren Schoß krallen und Dich mit dem Vibrator in der linken Hand selber zum Orgasmus bringen, wenn Dir danach ist. Du hast das schon getan und möchtest das wieder tun. Und bist heute soweit, dass Du das formulieren und Dir eingestehen kannst.
Und das sind die Unterschiede zu damals. Du weißt ein wenig besser, was Du möchtest, wie Du es möchtest. Du kennst Dich besser, Du weißt, es sind nicht die Flogger, die Gerten, die Peitschen, es sind Deine Finger, Deine Hände, Deine Nähe, Deine Worte, Deine Blicke, Dein Wollen, Deine Intimität. Und es sind diese Menschen um Dich, die Dir den nötigen Auftrieb geben, um zu genießen, wer Du schon bist und Dich darauf zu freuen, was Du noch werden kannst.

Es ist eine Freude, Dich so zu erleben!
Hab eine wundervolle Zeit, genieße Dich und liebe Deine Menschen aus vollem Herzen.

Deine Tara

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