Wir blicken uns in die Augen. Du fragend, ich dich beruhigend. Es ist alles in Ordnung, es geht mir gut. Die Anspannung weicht aus deinem Blick, deine Gesichtszüge werden wieder weicher.
Du schmiegst dich an mich, Haut an Haut. Ich genieße die Wärme, die Ruhe. Liebe flutet meinen Körper. Meine Seele ruht in uns, genau wie deine. Ich kann deine Liebe für mich in deinen Fingerspitzen fühlen, die langsam meinen Oberkörper hinab gleiten, über das Brustbein, zwischen meinen Brüsten hinunter bis zum Bauchnabel, und nur ein wenig schneller wieder hinauf zurück zu meinem Gesicht. Ein letzter Blick, ein Lächeln, dann schließe ich meine Augen und du beginnst unseren Gleichklang aus der Balance zu bringen.
Trotz meiner Bemühung um Ruhe spüre ich meinen Herzschlag aus dem gemeinsamen Takt driften. Entspannen. Ich sollte mich entspannen, solange es geht. Ruhe. Sanfter Schneefall. Ein leiser Wind in den Baumwipfeln. Mein Kopf sucht nach Frieden, wohl wissend was kommen wird. Ich entspanne dennoch. Genieße den Moment, ruhe in meinem Körper, fülle jede Ecke, jede Rundung, bin bewusst hier und jetzt. Sehe einer Flocke hinterher. Ein erstes Zucken, unbewusst. Der Schneefall wird ein wenig heftiger, der Wind lauter. Ich halte meine Augen geschlossen, zwinge mich noch erfolgreich zur Ruhe. Mein Zeitgefühl ist irgendwo in der Vergangenheit, das Mitzählen habe ich längst aufgegeben, Fliegen hat seinen Preis. Noch ein Zucken. Verflucht. Es beginnt.
Du veränderst deine Position, hast aus dem letzten Mal gelernt. Zu der Hand, die mir die Nase verschließt, kommt eine zweite, die das Leder des Muzzles fest auf meinen Mund presst. Noch kann ich den Reflex verhindern durch den Mund zu atmen, aber du liegst schon richtig, es dauert nicht mehr lange. Ich kämpfe, im Schneegestöber, im Wind. Noch bewegungslos, das Zucken ist nur innerlich, aber jetzt sehr präsent. Ich kneife die Augen zusammen, suche und verliere doch meine Konzentration, Flocke um Flocke.
Ein lauter Riss geht durch meine Stille, ich reiße die Augen auf. Ringe mit mir. Sehe dein Gesicht über mir, dein konzentriertes Lächeln. Spüre den ersten Anflug von Angst. Meine Finger, unfähig nach deinen zu greifen, krallen sich in das Betttuch, mein Körper spannt sich gegen die Gurte, die mich an Ort und Stelle fixieren. Ich habe Angst. Suche nach Luft. Versuche den Kopf zu drehen. Komme gegen deine Kraft nicht an. Du zwingst mich. Siehst mir zu. Ich sehe dich, lege Flehen in meinen Blick. Betteln. Liebe. Verzweiflung. Angebote, alles, alles kannst du haben, wenn du mich atmen lässt. Dein Blick schon übervoll von Liebe und Lust, und doch verschlingst du mich damit, saugst meine Angst und Panik in dich auf, die kleinste Regung, du siehst sie, nimmst sie dir. Gleich. Noch kurz. Noch einmal zucken. Bitte. Bitte. Lass mich. Bitte. Lass mich atmen. Lass mich atmen.
Du lässt mich. Meine Lungen füllen sich mit Luft, deine Hand an meinem Hals, ich schlinge gierig, du fühlst. Du beobachtest, meinen Flug, meine Landung, deine Hand an meinem Puls. Ich gewinne schnell meine Kontrolle zurück, fange mich, atme ruhiger. Schließe die Augen, genieße die letzten Wellen, die kleinsten Ausläufer des Rauschs. Atme tief durch, lasse die Luft durch meinen Körper fließen. Dann suche ich deinen Blick, sehe dich an. Mein glückliches Leuchten löst deine Anspannung. Du legst dich zu mir, eng an mich gedrückt. Ich liebe dich. Und unsere Herzen schlagen für den Moment fast wieder im Gleichklang.