It’s too close for comfort

Meine Lippen, mein Mund, das ist wohl der Teil meines Körpers, den ich mit am meisten mag und am schönsten finde. Man findet viele Bilder meiner unteren Gesichtshälfte (ok, und meiner Brüste), gerne auch als Profilbild. Ich mag nicht vieles an mir, aber mein Lächeln weiß ich zu schätzen.

Ich rede auch gerne. Es kommt vor, dass ich beim Spielen in eher nonverbale Kommunikation abgleite, aber ich kommentiere gerne, bin ein wenig frech, scheiße klug oder zitiere Rilke bei akuter Langeweile.

Worauf ich beim Spielen dagegen relativ gut verzichten kann ist das Sehen. Ich schließe sehr schnell meine Augen, um intensiver zu fühlen, mich tiefer fallen zu lassen. Weniger Input zu haben über diesen Kanal. Früher hatte ich beim Shibari zum Beispiel fast immer eine Augenbinde, nach Problemen mit Schwindelgefühlen lasse ich sie mittlerweile weg, aber meine Augen sind trotzdem meist geschlossen. So umgehe ich auch in vielen Momenten den Augenkontakt. Je nach Stimmung fällt mir Augenkontakt zu anderen Menschen wirklich schwer, als Mittel der Kommunikation ist das also nicht meine erste Wahl.

Ich mag Masken. Eine der schönsten Anschaffungen in meiner BDSM-Anfangszeit war eine Spandex-Maske mit einem passend geformten Leder-Teil im Gesicht. Ich mochte das Gefühl der Enge um den Kopf, das darin Verschwinden. Ohne Gesicht, ohne Mimik bin ich nicht mehr wirklich ich, weder für mich selbst noch für mein Gegenüber, ich werde zu einem Etwas.

Meine abgeklebte Gasmaske ist für mich (erstmal) ein Ort der Entspannung, es ist wirklich dunkel hinter Klebeband und Augenlidern, die Atmung wird ein wenig erschwert, ich kann noch Sprechen, tue das aber nur wenn es wirklich nötig ist. Ich finde Ruhe in diesem kleinen Raum vor meinem Gesicht, dazu ein, zwei Sadisten, ein paar Gummibänder, leise, sich immer weiter aufbauende Schmerzwellen und ich schwebe davon.

Und dann ist da noch die Muzzle. Wir sind diesem exquisiten Stück Leder im September in unserem kinky Urlaub begegnet, ich durfte sie anprobieren und verliebte mich in dieses Gefühl.

Ich sagte an anderer Stelle “diese Maske öffnet Türen in mir”, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Auf der anderen Seite werden Türen geschlossen. Ich nehme mir die Stimme. Ein Stück weit die Freiheit meiner Gedanken, die Entspannung meine Augen zu schließen, ohne gefühlt den Kontakt zu meinem Gegenüber zu verlieren. Und den für mich schönsten Teil meines Körpers.

Ich entstelle mich.
Mache mich hässlich in meinen Augen. Meine Sadisten reagieren begeistert auf diese Optik, auf mein Leiden darin, und ich möchte die Bilder nicht sehen, nicht mein Gesicht hinter diesem Stück Haut. Die Tara in dieser Maske ist eine andere, und ich kenne sie nur zum Teil. Sie möchte leiden, das kenne ich, aber dabei so viel weiter gehen. Schreien. Sich winden. Ansatzweise wehren, aber schlussendlich Aushalten. All die Wut, den Hass, den Schmerz, die Verzweiflung, die Angst, schließlich die Erlösung und die Liebe. Die Tara in dieser Muzzle verliert ihre Schutzschicht, ihre Mauern, ihren Zaun. Sie wird verwundbarer, offener, hemmungsloser. Wenn ich diese Maske anlege fallt tatsächlich ein Schalter in mir, ich trete in den Schatten und lasse einem anderen Teil den Vorrang, dem Teil der handzahme Sub, aber auch verzweifelt kämpfende Beute sein kann, kämpfend nicht um die eigene Freiheit, sondern um das eigene Los- und Fallenlassen. Ich liebe diese Maske, gerade für das, was sie mit mir macht, für all das, was sie in mir wegschließt, aber auch das, was sie in mir befreit.

 

Und kombiniert mit Space Buns ist das einfach der schönste Stilbruch, hell yeah. I’m so cute ❤️

 

Soundtrack: “Disturbia” von Rihanna

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.