Auf der anderen Seite – Ein bunter Strauß an Unsicherheiten

Es geht mir schon seit einiger Zeit so, dass ich neugierig bin auf die andere Seite. Ich weiß, dass ich sadistische Tendenzen habe, ebenso wie dominante. Das ist keine neue Erkenntnis, im Gegenteil. Und seit letzter Woche ist da auch das sehr, sehr klare Bild und das Bedürfnis selber aktiv zu fesseln. Daher bin ich mir dieser Sache sehr sicher, ich glaube nicht, dass es da um eine fixe Idee geht, die wieder verschwinden wird. Aber ich weiß auch, was dem bisher im Weg steht.

Ich habe mich vor einiger Zeit schon mal zu dem Thema geäußert und sagte damals, dass ich mich dafür noch nicht alt genug, eher: erfahren genug fühle. Jetzt bin ich nicht wesentlich älter, auch nicht wesentlich erfahrener. In meinem Umfeld gibt es allerdings wesentlich mehr weibliche Dominanz, die ich an mir selbst erlebe oder beobachte. Ich sehe und erkenne die Muster, die Methoden, und nein, ich denke mir nicht mal eben “Achso, DAS kann ich auch!”, ich beginne nur, Wege zu erkennen in dieser Thematik. Irgendwann hat mein Hirn begonnen, jedes Erlebnis in meiner BDSM-Welt von der anderen Seite zu betrachten und es schreibt fleißig mit, macht sich Notizen. Eventuell ist der Notizblock mittlerweile einfach voll genug, dass ich mich bereit fühle, dieses Thema anzugehen.

Nun zerdenke ich schon auf meiner bisherigen Seite wahnsinnig viel. Solange es um ein lockeres Spiel mit Freunden oder mit bisher Unbekannten auf einer Party geht, geht es mir eher um mich, das gebe ich zu. Aber wenn sich da eine emotionale Verbindung einstellt, wandert meine Priorität von mir zum Gegenüber. Ich möchte alles richtig machen und mache mir grundsätzlich mehr Sorgen um mein Gegenüber als um mich. Ich meine, ich lieg dann da über dem Bock und hab Spaß, logisch, aber fühlt er/sie sich dabei auch gut? Oder tut er/sie das nur für mich? Ich frage sogar beim Spiel nach, wenn es mich zu sehr verunsichert. Anders kann ich meine Ruhe nicht finden, ich brauche diese Gewissheit. Erst wenn man noch vertrauter ist werde ich in diesem Punkt wieder entspannter.

Und wenn ich das jetzt auf die andere Seite der Gerte übertrage… ohje. Ich werde viel denken und fürchten, ich werde fürchterlich unsicher sein und ängstlich. Und das nimmt mir jetzt schon ein wenig den Wind aus den Segeln. Geht das überhaupt, mit so viel Gedankengang dahinter? Sollte ich das nicht einfach lassen? Da wünscht man sich die Selbstsicherheit und den Flow von manch ahnungslosem Dummdom, der einfach mal macht. Kann ich nicht. Ich lese vorher Bücher, führe Gespräche, brauche irgendein Gefühl von Sicherheit. Uff. (By the way, ich verlange ähnliches auch von meinen dominanten/sadistischen Spielpartnern. Wer sich noch nie mit Metakonsens und Technik auseinandergesetzt hat… bei mir wird er das müssen. Dafür hab ich daran auch viel zu viel Spaß.)

Dann ist da noch die emotionale Seite. Wobei sich da langsam was tut… irgendwie. Ich hänge mein Herz noch immer zu schnell an andere Menschen, aber in der letzten Zeit merke ich immer wieder, dass das seltener passiert und es schneller zu mir zurückkommt. Will sagen: war Tara bisher gefühlt eher instabil und verknallte sich recht schnell in Spielpartner, hat das merklich abgenommen. Ich werd ruhiger. Das tut mir sehr, sehr gut. Und doch fürchte ich hier die neue Situation, die Nähe, die Verantwortung.  Die Gefühle. Meine Emotionalität.

Und ja, es braucht natürlich einen Partner. Und ich habe das Gefühl, ich verlange da sehr viel, wenn es darum geht, dass dieser Mensch mit meinem ganzen Gedankenwust umgehen können muss. Ich kann da nur auf Geduld und Verständnis hoffen.

So viele Sorgen. Schrecklich.

Aber wisst ihr was? Ich bin neugierig. Und ich glaube, verzeiht mir meine Arroganz, dass ich das gut kann, wenn ich meinen Weg gefunden habe.

Und daher will ich diesen Weg gehen. Und ich werde.

Ein Gedanke zu „Auf der anderen Seite – Ein bunter Strauß an Unsicherheiten“

  1. Liebe Tara,

    »Ich lese vorher Bücher, führe Gespräche, brauche irgendein Gefühl von Sicherheit. Uff.«

    Ich kenne keine Femdom, die diese Gedanken *nicht* hatte oder hat. Frauen dürfen nicht den Fehler machen, sich in ihrer Dominanz an Männern zu orientieren. Frauen dominieren anders. Ein Mann gibt sich auch anders hin als eine Frau. MaleDoms sind nicht der Maßstab 😉

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