In der Tiefe sangen sie

Dieser Urlaub hat geschafft etwas zu wecken, was ich so länger nicht kannte. Sehr konkrete Bilder und Wünsche in meinem Kopf. Man kombiniere eine abgedunkelte Gasmaske und Schmerz mit meinem Kopfkino.

Ich spiele gerne mit Augenbinden. Ich mag das Dunkle, das nach innen schauende, ich fühle mehr dadurch. Gleichzeitig bedient es meist meine Vorliebe dafür, selbst nur bedingt handlungsfähig zu sein, als nicht sehende muss ich selten aktiv etwas tun. (Wäre aber natürlich auch mal eine spannende Erfahrung. Und gemein.) Eine lichtundurchlässige Gasmaske verstärkt diesen Effekt, dahinter verschwinde ich wie ich jetzt weiß sehr schnell, sehr tief. Die Dunkelheit, die leicht erschwerte Atmung, als würde man einen Schalter umlegen und… mich auf ruhig stellen. Auf gefügig. Ich muss nicht denken, ich darf einfach nur im Hier und Jetzt leiden.

An diesem Abend waren es Gummibänder, die auf meine Brüste, meine Oberschenkel einprasselten und schlugen, bis ich nicht mehr konnte. Ein kurzer, starker Impuls, der Schmerzwellen durch den Körper schickt. Das können in sehr kurzer Zeit sehr viele sein, sodass die Wellen sich überlagern, explosionsartig aufbauen. Das können aber auch einzelne Einschläge sein, die langsam abebben zwischen den Schmerzhighs. Beides hat seinen Reiz im richtigen Moment, damit kann man mich sehr weit in die Tiefe schicken. Und da war ich an diesem Tag, in einer sehr schönen, dunklen, warmen Tiefe.

Ich wäre gerne häufiger da. Wehrlos. Zeitweise atemlos. Vor dir auf dem Boden. Nackt und ohne jede Möglichkeit mich zu verstecken, außer hinter der Maske. Quäl mich. Benutz mich. Tu mir weh. Schlag mich. Tritt mich. Berühre mich, fange mich kurz auf, bevor du mir deinen Stiefel auf die Brust setzt und Druck ausübst. Ich bettle ungern, aber in solchen Momenten bete ich still in meinem Kopf die ganze Litanei passender Verben herunter, zumindest wenn ich noch in der Lage bin, Worte zu finden.

Und jetzt sitze ich hier, eine Woche später. Schließe die Augen, atme tief durch, schlüpfe kurz gedanklich hinter diese Maske. Lege mir vielleicht noch eine Hand an den Hals, um mich kurz daran zu erinnern wie gut es sich anfühlt, atemlos zu sein. Und dann lächle ich und freue mich auf die Dinge, die da noch kommen. Das Schnappen nach Luft. Das Schmerz wegatmen. Die Hämatome. Die Wärme in der Tiefe.

Ein Gedanke zu „In der Tiefe sangen sie“

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