“Ich kann deine Ungeduld riechen.”
Ich wimmere leise hinter meinem Knebel, versuche weiter ruhig zu atmen. Die Maske sitzt eng um meinen Kopf, blockiert einen Teil der Atemwege, das Zischen der Luft würde deine Worte unkenntlich machen, wenn ich zu heftig atme. Also bleibe ich möglichst ruhig, während du genau am Gegenteil arbeitest, du möchtest mich aus dem Konzept bringen.
Mir war klar, dass ausreichend Zeit, Ruhe und kreative BDSM-Möbel dich auf Ideen bringen würden. Ich hatte nur nicht mit dieser Kombination gerechnet. Ich knie auf einem Bock, festgeschnallt an mehreren Punkten, ausgeliefert. Wortlos, dank des Knebels in meinem Mund. Blind, dank der Maske über meinem Gesicht. Du hast netterweise auf die Ohrstöpsel verzichtet, ich höre dich noch, wenn auch etwas gedämpft durch die dicke Ledermaske. Und auch nur, solange ich möglichst ruhig atme.
Meine Hände und Füße stecken in Latex. Bevor du mich auf diesen Bock geschnallt hast, hast du mir in die Handschuhe und Zehensocken geholfen, mich liebevoll angezogen. Dann hast du mich in die Maske geschnürt, mir auf den Bock geholfen, die ersten Fixierungen angelegt. Ich musste nicht sehen, was du tust, ich habe das Gefühl erkannt, als du mit Ruhe und Sorgfalt das Latex auf Hochglanz gebracht hast. Das sanfte Streicheln des Schwämmchens, der kurze, leicht kalte Schimmer der Politur. Auch deinen konzentrierten Blick dabei musste ich nicht sehen, ich konnte ihn mir sehr gut vorstellen.
So kam ich langsam in dieser Szene, dieser Position und Körperhaltung an. Erst danach wurdest du strenger. Justiertest das Polster unter meinem Brustbein, das Kissen mit der Öffnung, auf das ich vorsichtig mein Gesicht legte, zogst die Lederriemen stramm, die mich fest auf beide Polster drückten. Nahmst mir mehr und mehr Raum. Dafür bekam ich meinen Schlüsselbund in die linke Hand gedrückt, ich kannte die Bedeutung. Nonverbale Kommunikation, der fallende, laute Schlüssel als Safeword, diesmal dank Latex und Politur nur ein wenig flutschiger in der Handhabung. Ich würde mich hüten, den Schlüsselbund versehentlich fallen zu lassen, konzentrierte mich darauf, einen festen Griff zu finden.
Ich war dir ausgeliefert, meiner Sinne beraubt, bewegungslos, nach deinen Wünschen in deinem Raum. Ich war deins. Und du benutztest mich.
Deine Finger glitten über meinen Körper, meinen Rücken, meine Seiten. Gänsehaut. Die erogenen Zonen funkten. Schauer zogen über meine Haut. Sanfte Kratzer folgten, kaum spürbar, die Berührungen daneben wie ein Windhauch. Ich wartete. Rechnete mit dem Schmerz. Wollte vorbereitet sein und wusste doch, ich würde mich erschrecken, wenn du mir plötzlich aus dem Nichts weh tätest… aber es passierte nichts. Auf meiner Haut tanzende Fingerspitzen. Ein winziges, leises Kratzen. Kribbeln. Aber kein Schmerz. Kein Kneifen. Kein Einschlag. Nichts. Ich verstand langsam. Fluchte wortlos. Hoffte. Wimmerte leise. Hörte dein Lachen. Ertrug knebelknirschend deine Zärtlichkeit.
Mittlerweile bin ich nur noch ein zitterndes, tropfendes Stück Lust. Jedes Streicheln ist eine Qual, die ich stumm ertrage. Ich war wütend. Habe versucht zu betteln. Habe mich deinen Fingern entgegen gedrückt, als sie über meine Schamlippen, meine Klitoris, meinen Anus glitten. Habe versucht, mehr Lust aus diesen kurzen Berührungen zu ziehen, als du mir zugestehen wolltest. Scheiterte daran. Du bist vorsichtig in deinen Bewegungen, dringst nicht ein, streichst sanft über zuckende Muskeln, nass glänzende Hitze, gönnst mir aber nicht die Erlösung. Ich habe längst keinerlei Zeitgefühl mehr. Vielleicht knie ich hier seit Minuten, vielleicht seit Stunden, ich spüre nur das Zittern meiner Beine, vor Antrengung, vor Erregung. Ich bin nicht bereit den Schlüssel fallen zu lassen.
Ein leises Klacken, dann das vertraute Surren des Vibrators. Yes, danke!! Oh bitte, ich brauche etwas, was mir diese flirrende Erregung nimmt, mich aus diesem unerträglich werden Schwebezustand endlich tiefer gleiten lässt… aber nein. Das wäre viel zu einfach. Stattdessen gleitest du langsam mit dem Vibrator über meinen Rücken, berührst mich dabei kaum. Gänsehaut schießt über meinen Rücken, die Härchen stellen sich auf. Ich stöhne auf, kann der Lust nichts entgegensetzen, klammere mich an den Schlüssel. Du vibriest langsam am Hintern hinab. Zur Innenseite der Oberschenkel. Streifst kurz den Venushügel. Ich höre dein Lachen, dreckig, böse, voller Liebe. Vielleicht sollte ich doch den Schlüssel fallen lassen. Nein, ich bin brav. Bettle stumm. Um Schmerz. Sex. Irgendwas, was diese Anspannung zerreißt, was dieses Übermaß an Erregung abbaut, gehen lässt, mich befreit. Stattdessen spüre ich die kleinste Regung, jeden Lufthauch, jeden Tropfen, der an meinen Schamlippen hinab rinnt.
Der Vibrator verstummt. Stille. Angespannt. Ewig. Ich stelle mir vor, wie du vor mir sitzt, mein Zittern beobachtest, die Tropfen fallen siehst. Der Gedanke, dass du dich an meiner Erregung erfreust dreht die Spirale noch weiter, mein Körper reagiert, windet sich gegen die Fixierung, ich stöhne in meinen Knebel in der Maske, die Erregung frisst sich durch meinen Körper. Bitte. Ich möchte hier nicht sein und genieße jeden Moment. Fühle mich ausgeliefert und gesehen. Mein Geist leer, bis auf wenige, kurze Sätze. Du legst deine Hand auf meine, nimmst mir den Schlüssel aus den mittlerweile verkrampften Fingern, massierst sie zärtlich. Dann spüre ich, wie du den Lederriemen über meinem Kopf löst, die Maske an meinem Hinterkopf aufschnürst. Du lässt das Polster unter meinem Gesicht weiter nach unten gleiten, ziehst vorsichtig die Maske von meinem Kopf. Das Licht blendet mich. Ich fühle die Nässe auf meiner Haut, meinen Schweiß, meine Spucke. Mein Kiefer beschwert sich leise, als du mir den Knebel aus dem Mund nimmst, Tropfen rinnen an meinen Lippen herab. Deine Hand an meiner Stirn, an meinen Wangen. “Alles ok?” – “Ja.” Ich flüstere, ohne es zu merken, bin noch so tief in meiner Stille. “Was möchtest du?”
Ich muss mich räuspern, um überhaupt Ton in meine Stimme zu bekommen. Sammle mich kurz
“Küss mich bitte. Fick mich. Tu mir weh. Und lass mich bitte kommen.”
Ich muss das Grinsen auf deinem Gesicht nicht sehen, ich höre es. Spüre es in dem Kuss, den du mir raubst, dem Biss in meine nassen Lippen.
“Mund auf.” Ich nehme brav den Knebel wieder in den Mund. Du bringst die Kopfstütze zurück in Position, kratzt auf dem Weg um mich herum tief über meinen Rücken. Und es dauert nur Sekunden, bis ich deine Finger in mir spüre. Oh, Gott, yes please. Danke.