Es ist momentan nicht so einfach zwischen uns. Zwischen meiner Gesundheit und mir. Zwischen meinem Alltag und mir. Zwischen meinem Masochismus und mir. Zwischen Dir und mir.
Stress verursacht Anspannung, Anspannung verursacht nicht guten Schmerz, nicht guter Schmerz verbaut mir den Zugang zu meinem Masochismus. Privat war viel los, nur wenig davon ohne Spannungen. Dazu beruflicher Stress, bei Dir, bei mir. Ich hatte schlicht keine Lust auf Schmerzen. Ich hatte genug. Kopf. Rücken. Handgelenk. Es gab Intimität, aber wirklich spielen, Schmerz, Stille, Atmen in der Tiefe war weit weg, auch mit anderen Partnermenschen. Fesseln mit Dir, unsere Art von Intimität ausleben… es fehlte mir sehr, aber… wie einsteigen… mir fehlte neben dem eigentlichen Spiel mal wieder der Zugang. Den Weg zu lange nicht benutzt, zugewuchert, nicht mal eben gegangen.
Weil wir das schon kennen, kennen wir auch Möglichkeiten aus diesem Tief: Seile, möglichst wenig Erwartungen, Ruhe, Zeit, ein vertrauter Ort. Und während Deutschland-Spielen bei großen Sportsball-Turnieren sind Shibari-Treffen richtig schön leer.
Und so fesselten wir endlich mal wieder, nach, ich weiß nicht, zeitliche Dimensionen passen hier nicht. Welten. Nach emotionalen Welten waren da wieder nur Du und ich und die Seile, in einer uns gut bekannten Nische (wenn auch neben einem neuen Sarg) in einem unserer Stammclubs.
Wir begannen vorsichtig. Ich weiß nicht genau, wie es Dir geht, aber ich bin so viel feinfühliger, wenn wir lange nicht gefesselt haben. Und das tut mir so leid, weil ich dann so misstrauisch beobachte, in mich horche, genau verfolge wo wie welches Seil liegt und sich mein Ropespace dabei erstmal so ewig weit weg anfühlt. Wir kennen das Scheitern in genau dieser Situation bereits und ich hatte Angst davor. Aber. Wir scheiterten nicht. Die Seile saßen stellenweise nicht wie früher, ich merke immer sehr, sehr schnell, dass uns die Übung fehlt, die Gewohnheit, Vertrautheit, aber: wir scheiterten nicht. Stattdessen nahm ich diesen Kipppunkt so deutlich wahr wie noch nie, spürte, wie sich etwas in meiner Seele entschied zwischen ab- und auftauchen und war so erleichtert, als ich immer tiefer sank, tiefer, tiefer in unseren Ropespace, nur Du und ich und der Schmerz. Wir wurden leiser, ruhiger, unsere Worte verstummten. Da war unser Atmen, mein Stöhnen, Dein gelegentliches Kichern. Musik, andere Menschen, ein Zuschauer, alles hinter Watte. Du und ich und der Schmerz. Mein Zuhause. Ich hatte es so vermisst. Zuhause. Unsere Art der Liebe, der Intimität, der Nähe, Sex. Wie nah wir uns noch sein konnten, trotz all der Dinge zwischen uns. Wie vertraut die Seile doch lagen in Deinen Händen und auf meinem Körper, trotz der vergangenen Welten. Wie sicher ich mich fühlen konnte neben Dir, sicher, geborgen und genau richtig in diesem Moment an diesem Ort und vor allem mit diesem Menschen. Danke Dir dafür ❤️
[Ich liebe Dich.]