Eine Facette

Vielleicht möchte ich das. Möchte an den Haaren durch einen Raum gezogen und auf den Boden gestoßen werden. Möchte Ohrfeigen, bis mein Gesicht glüht und die Augen Tränen und immer weiter hinaus. Daumen, die in die heißen Wangen pressen, bis ich den Mund öffne, damit er mir hineinspucken kann. Mit Spucketropfen, die neben den Lippen Richtung Hals laufen.

Vielleicht möchte ich das. Schmerzen ertragen, bis der Körper nachgibt. Sich krümmt. Und er nicht mehr erträgt, aber noch mehr ertragen muss. Ausgeliefert, durch den Schmerz gebunden, gefesselt durch den eigenen Geist. Ich gehe hier nicht weg, ich will mehr. Ich will leiden.

Vielleicht möchte ich das. Nicht Lust, sondern Gewalt. Zu heißes Wachs. Zu heftige Schläge. Vielleicht möchte ich Nadeln und Klingen. Möchte bluten und vernarben. Nicht nur Spuren, sondern Konsequenzen tragen.

Vielleicht möchte ich nicht spielen. Vielleicht möchte ich die Grenzen sehen und einfach mitnehmen, durch Türen in dunkle, fremde Räume treten. Abends durch die leere Gasse gehen, gegen den eigenen Herzschlag. Möchte das Risiko und die Angst.

Vielleicht möchte ich mich Unbekannten anvertrauen, mich selbst wehrlos verschenken und fühlen, wie sie mich ausloten und testen. Sich Wege suchen in meinen Geist und dort Dinge zerbrechen, die nur darauf warten.

Vielleicht möchte ich das. Gegen jede Vernunft. Möchte Fliegen im Fallen und Leben im Aufprall. Möchte Schmerz und Demütigung, nicht bis der Körper tränt, sondern die Seele greint, nicht mehr still für sich, sondern laut und klar.

Vielleicht möchte ich das.

Vielleicht.

Lichtloses Kopfkino

Wir alle haben Phantasien und Wünsche und viele von uns bemühen sich darum, diese Ideen nicht nur als Kopfkino verstauben zu lassen. Besuche im Pornokino, im Swingerclub, von BDSM-Parties sind motiviert durch diese Bilder, gefüttert durch Filme, Texte, Gespräche. Aber es gibt auch Phantasien, die vielen zu weit gehen.

Für manche ist es schon die Idee von Natursekt, für andere Spiele mit Blut und Klingen, aber der schwierigste Phantasie-Dauerbrenner ist wohl die Sache mit der Vergewaltigung.

Es reicht eine kurze, sehr kurze Suche über Google und man versteht, dass es viele, sehr viele Frauen gibt, die sich genau so etwas erträumen. Und dass sich viele Fragen stellen dazu: warum finde ich den Gedanken erregend? Darf ich das? Bin ich nicht normal? Bin ich krank?

Ich finde diese Selbstzweifel sehr traurig, Würden wir über solche Kopfkinofilme offener reden, müsste man sich nicht in anonyme Foren begeben, um sich dort am Ende noch diese vermeintliche Krankheit einzugestehen. Natürlich ist das eine sehr heikle Sache. Warum sollte man sich so eine Erfahrung wünschen? Andere Frauen erleben so etwas und bleiben oft verletzt und vielleicht ein Stück weit zerbrochen zurück. Sowas darf man sich eigentlich garnicht wünschen. Eigentlich. Aber Wünsche und Erregung unterwerfen sich keiner Moral, die Gedanken sind frei, nicht zensiert.

Und dennoch… wenn ich versuche, so eine Phantasie zu formulieren, scheitere ich. Eine echte Szene, Gewalt, Blut, Schmerz, das Niederreißen der Grenzen eines anderen. Da blockiert etwas. Da mangelt es an Worten und es wird still, zumindest wenn ich tiefer in diese Phantasie einsteige und nicht nur an der Oberfläche schabe. Denn unter dieser Oberfläche liegt die Angst, eine Beklemmung, eine seelische Atemnot. Die eigene Angst vor so einer Erfahrung, vor echtem Stalking, echtem Verletzen meines persönlichen Raums, einer echten Vergewaltigung, ist so viel größer ist als die eigene Erregung bei diesem Gedanken. Und das ganze in abgeschwächter Form formulieren? Also eine… abgesprochene Vergewaltigung erzählen? SSC und RACK, mit Gummi und “Huuu, wenn ich jetzt um diese Ecke gehe, passiert es, da wartet er!”? Nein, irgendwie… ist es das nicht. Das wäre nur ein Spiel.

Ich habe diese Bilder. Ich finde aber nicht die Worte, um diese Bilder erotisch zu beschreiben. Ich zweifle aber nicht an meiner Gesundheit, nicht an meinem Geist, ich kann in meinem Kopf diese Phantasie genießen und auch leben, aber ich kann sie nicht realistisch nach außen tragen. Und Fantasy ist nicht mein Ding, daher: die Angst wäre da und sie wäre mächtig und überwältigend.

Also lasse ich es einfach. Zumindest für diesen Moment. Es gibt eben doch Grenzen und Tabus, nicht im eigenen Kopfkino, aber in der Art und Weise, dieses anderen zu vermitteln. Das einzig Gute: es sind meine Grenzen, ich setze sie. Nicht die anderen.

 

Etwas konfus, das Ganze. Sorry.

Lust in Schwarz – die Gothic Erotik Party

Gestern war es endlich so weit. Zum ersten Mal hatte ich von der GEP vor mehr als einem Jahr gehört und es hörte sich gut an. Musik der Szene, das ganze im Bedo-Studio in Dortmund, das einen sehr guten Ruf genießt. Und so packte mich gestern der beste Freund ins Auto und wir fuhren dahin.

Es gab ein kleines Buffet, Getränke zu angenehmen Preisen, vor allem: sehr viel zu gucken. Die Ausstattung ist einfach genial, man hat dort alle Möglichkeiten, was das Spielen angeht. Und dann sind da noch die anderen Besucher… Auf dieser Party galt absolutes Handy- und Kameraverbot, aber glaubt mir, es hätte so viel zu fotografieren gegeben. So vieles, was man sich gerne später nochmal in Ruhe angesehen hätte.

Es gab da zwei längere Szenen, die diesen Abend bestimmt haben. Ich habe keine Chance, die Schönheit und Erotik dieser Momente auch nur annähernd zu erfassen, ganz ehrlich, das war grandios! Es tut mir sehr leid, aber manches muss man einfach erleben.

Akt I: Bondage zu dritt

Da verteilte und enttüddelte ein gutgekleideter Herr seine Seile im Raum. Mein bester Freund, Textiler durch und durch, stellte ihm Fragen dazu und schwupps waren wir im Gespräch. Und dann saßen wir einfach da und sahen zu, wie er eine wunderschön tätowierte Frau fesselte, während eine weitere Dame diese bespielte. Das war so wunderbar harmonisch <3 Sie genoss es sichtlich, gefesselt zu werden, die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, die Atmung schneller. Er Fesselte konzentriert und knüpfte Knoten. Die Domme berührte die Freundin immer wieder, mal zärtlich, mal härter, man sah, dass diese beiden schon gut aufeinander eingespielt waren. Ich weiß nicht, wie lang das ganze dauerte, aber wir saßen da ganz verzaubert und sahen uns das an. Bondage kann nicht nur für den ausführenden meditativ sein, auch für den Zuschauer. Diese drei strahlten eine ergreifende Ruhe aus, dazu Vergnügen aneinander und Lust. Irgendwann zogen sie sich in ein Separee zurück und wir an die Bar.

Akt II: Zwei Männer, zwei Frauen

Wir saßen in einer weniger belebten Ecke im unteren Spielbereich, wir zogen ein wenig Zwischenbilanz, als sich eine Vierergruppe in unserem Sichtfeld einfand. Nach einem oralen Tête-à-Tête zwischen den Mädels, schnappte sich einer der Jungs seine Partnerin und befestigte sie an einer an der Decke pendelnden Stange. Er bespielte sie und nahm sie schließlich von hinten. Aber irgendwas passte nicht, die Körpersprache stimmte nicht, sie wirkte nicht abweisend, sie war einverstanden mit dem was da passierte, aber es fehlte etwas. Und dann kam die Freundin ins Spiel. Während er hinter ihr zu stieß, küssten sich die beiden Mädels wieder. Und es war alles anders. Da war plötzlich Lust, die beiden flossen in- und aneinander. Er zog sich recht schnell zurück, sie übernahm die Gerte und die angekettete Freundin. Das was vorher nicht passte, irgendwie kantig wirkte, schmiegte sich aneinander, die beiden mochten sich offensichtlich sehr gerne, Nummer zwei kannte den Körper ihrer Freundin sehr gut und wusste genau, wo sie sie berühren musste. Und die beiden Jungs standen daneben und beobachteten, wie die beiden Frauen eine Aura der Lust umgab. Dieser Kontrast war wirklich faszinierend. Ich sah sie später auf der Tanzfläche wieder, er stand hinter ihr, drückte sie an sich, ihre Hände hinter ihrem Rücken in seinem Schritt, aber es waren die Küsse ihrer Freundin, die sie erst wirklich berührten.

Ich kann mit normalen Parties nichts anfangen. Laute Musik ist geil, aber ich tanze ungern und weiß dann nie, was ich bei einer Party eigentlich machen soll. Aber das jetzt war einfach perfekt. Eine Mischung aus Gothic und BDSM, aus Lust und Spaß, alle Altersklassen vertreten, alles zu sehen von Petplay bis Uniform, von Lack und Latex zu schlicht nackt, dazu Musik, interessante Gespräche, neue Bekanntschaften. Ich war einfach glücklich. Und möchte da wieder hin <3

Einmal im Jahr – #CircleOfFalbalus – #SecretNight

Endlich, eine neue Secret Night! Nach der Secret Night im Juli, die einfach perfekt war <3 hatte ich mich sehr auf diese gefreut, trotz der Nervosität, durch Hirnventrikels Abwesenheit als Sub Nummer Eins den Abend zu verbringen. Ich mag mein Dasein als Nummer zwei, mag das Anreichen und Helfen, das Zuschauen, das Abwarten und dann das Belohnt werden. Ich gebe zu, ich habe das an diesem Abend ein wenig vermisst.

Aber es war dennoch ein schöner Abend, wenn auch leider für mich eher kurz. Ich hatte tagsüber schon mit körperlichen Problemen zu kämpfen, und bekam die zwar mit Medikamenten in den Griff, aber abends am Kreuz holten sie mich wieder ein. Ich musste unser Spiel unterbrechen. Hitze, Übelkeit, Unsicher auf den Beinen, mein Kreislauf gab ein Stück weit nach und ich musste mich einige Minuten lang fangen. Wir spielten zwar danach noch ein wenig, aber viel ging einfach nicht. Die Schmerzen waren viel heftiger als sonst, dass innere Vibrato war zwar durchaus erregend, aber gleichzeitig mit der Angst verbunden, gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Also habe ich mich auf die Couch gesetzt und ihm bei Bespielen unseren Gasts zugesehen, habe mich sehr angenehm mit anderen Gästen unterhalten, wurde wunderbar massiert <3 und bin relativ früh ins Bett verschwunden, weil ich einfach so erschöpft war.

Ich bin nicht enttäuscht von mir, sowas passiert. Einmal im Jahr, so scheint es. Wir hatten bei unserem ersten Abend zu dritt auch so ein Erlebnis. Und diese Momente sind ehrlichgesagt auch wichtig, zeigen sie mir doch, wie tief unser Vertrauen geht. Ich, als Emotionsdetektor 9000, hatte keinen Moment das Gefühl, dass ich mich jetzt schlecht fühlen müsste, oder mich entschuldigen müsste. Bei jedem anderen hätte ich das vermutlich gehabt, schließlich hat ja auch er sich auf diesen Abend gefreut. Was das angeht war ich total entspannt und habe mir keinerlei Sorgen gemacht. Das finde ich bemerkenswert =)

Aber ich vermisse dieses Hoch, den Rausch des Spiels. Da konnte kein Adrenalin fließen, keine Lust. Und so bleibe ich irgendwie… ein wenig blass zurück. Und traurig.

 

#CircleOfFalbalus – So viel tiefer

Oh, ich war nervös. In meinem Terminkalender stand diesmal “O-Date”, nicht einfach nur “Date”. Bedeutet das was oder nicht? Ich meine, wir haben uns ja auch länger nicht gesehen, ist das nun einfach eine Änderung im Wording wie das nunmal manchmal vorkommt, oder doch mehr? Aber sowas fragt man ja nicht. Also ist man eben einfach nervös. Die Hinweise “festes Schuhwerk” und “wir bleiben heute unter uns” waren auch nur bedingt hilfreich. Aber ich muss zugeben, ich mag diese Nervosität ein wenig. Da ist noch immer Spannung, vielleicht sogar ein wenig Angst, definitiv keine Routine. Und so ein Date ist eben kein “Ich fahr da eben einfach hin”-Termin.

Ich kam an, Begrüßung, Hallo, kurz was trinken, nochmal ins Bad und dann: “Jacke wieder an, wir gehen woandershin.“ Ok, das feste Schuhwerk war ja durchaus ein Hinweis darauf. Also runter zum Auto, hibbelig sitzen und aus dem Fenster gucken.

Es ging in den Wald. Wir hielten auf einem fast leeren Parkplatz. Das Wetter war etwas verregnet, daher waren nur wenige Menschen unterwegs. Wir liefen ein paar hundert Meter in den Wald hinein bis zu einer Hütte. Hütte ist fast zu viel gesagt: eine Wand offen, die anderen drei teilweise offen, aber es gab ein Dach. Und unter diesem öffnete er meine Jacke und entblößte meine Brüste, setzte die Klammern an. Zusätzlich legte er mir einen Knebel an, das kam bisher selten vor.

Ich hatte mir Gedanken gemacht, was solch eine Situation angeht. Kann ich loslassen? Abschalten, wenn die Gefahr besteht, gestört zu werden? Und ja, ich kann. Es dauerte einen Moment, aber dann konzentrierte ich mich nur noch auf ihn, seine Worte, seine Hände auf mir. Ich registrierte, dass einmal Menschen an uns vorübergingen, aber er hielt sich in diesem Moment einfach zurück und ich blieb in meiner Spur. Er hatte ein wenig Spielzeug dabei, ich meine mich an eine Peitsche zu erinnern, und ich glaube auch das Nadelrad. Aber das gemeinste waren die Klammern. Als er diese abnahm, war ich für den Knebel doch sehr dankbar.

Nach der Rückkehr in seine Wohnung gab es Anweisungen für mich: Ich sollte mich mit Lederfesseln an Hand- und Fußgelenken ausstatten, und nur damit plus Halterlose, Halsband und Augenbinde vor der Wohnzimmertüre Laut geben, wenn ich so weit sei. Ich brauchte für die Fesseln ein wenig Zeit, sie saßen zu fest, zu locker, zu fest, Herrgott, egal. Augenbinde, los. Ich klopfte an die Tür, er führte mich ins Wohnzimmer hinein und ich nahm vorsichtig auf dem Klavierhocker Platz. Er verband die Fesseln an den Füßen mit einer Kette, was meinen breitbeinigen Sitz etwas einschränkte. Diese Kleinigkeit blieb besonders hängen, das die Ketten mich tatsächlich spürbar einengten. Was folgte waren Schmerzen und ein Zeugnis wahrer Hingabe eines Herrn an seine Sub.

Meine Erfahrungen in meinem ersten BDSM-Leben drehten sich eher um die Buchstaben S&M, weniger um das D/s. Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um mich in dieses D/s einzufinden, möchte es jetzt nicht mehr missen. Aber es gibt Zeiten, in denen ich sehr große Bedürfnisse verspüre, den Anteil von Schmerz etwas zu erhöhen.

Und nun saß ich da und er erklärte mir, dass er meinetwegen an diesen Spielarten wieder mehr Geschmack fand, er für mich diesen Bereich wieder betreten wird.

Ich erinnere mich prinzipiell kaum an genaue Worte, ich erinnere mich an Gefühle. Und ich war einfach baff. Ich hatte das durchaus geahnt, aber trotzdem… Ich habe nicht so explizit damit gerechnet, dass mein Herr mir so entgegen kommt. Ich freue mich wahnsinnig darüber! Ich freue mich darauf, uns in diesem Bereich zu entdecken und Grenzen auszuloten, ich freue mich auf Lust und Tränen und dieses Gefühl von reinem Glück nach dem Schmerz. Ich bin ungern sprachlich so abgehoben, aber dieses Brechen, Heilen und Wieder Aufstehen ist ein wirklich wunderbares, intimes, verbindendes Gefühl.

Dieses Erklären fand übrigens zwischen wohl dosierten Schmerzphasen statt. Das Nadelrad, Flogger, seine Hände, heißes Wachs, Wäscheklammern, ich erinnere mich nicht mehr an alle Details. Aber ich erinnere mich an das Ergebnis, noch nie haben mir meine Brüste bei bloßer Berührung so weh getan wie nach dieser Behandlung. Jede Berührung war Feuer auf der Haut. Und ich fand es grandios <3

Vielen Dank für diese Erfahrung und vielen Dank, für diesen gemeinsamen Weg, mein Herr! <3