Prolog
Vor ein paar Wochen stellte ich ein Date in den Joy, in Fet, in die SZ. Ich suchte einen Spielpartner für Partys oder auch Zeit alleine, Schmerz und Sex, erreichbar, mit genug Zeit und Neugier ausgestattet. Was ich in dieses Gesuch mit voller Absicht nicht schrieb, war das Thema Shibari. Ich dachte mir, ok, du suchst einen dominanten Mann, der aber nicht auf diesen ganzen Exklusivitätskram besteht, der auch seine Dominanz nicht als gottgegebenes Recht versteht, dich auf die Knie zu nötigen, der alles ein wenig locker sieht, dennoch zuverlässig ist, mit deinem ganzen Emotionskram klarkommt… das könnte eh schon schwierig werden. Ersparen wir uns mal den Anspruch, dass er vielleicht noch einen Hang zum Seil hat.
Kurz darauf meldete sich ein Rigger bei mir, dem ich schon mal im Shibari Club begegnet bin. Ob ich nicht zufällig einen Rigger suche, der gerne lernen möchte. Und wenn er sich mein Profil so ansehe… könnte das ganz gut passen. Wir trafen uns auf einen Kaffee und ein sehr interessantes und spannendes Gespräch und wollten es mal versuchen, das mit dem Fesseln.
Akt I: Der Shibari-Club
Der letzte Montags-Termin im Shibari-Club für dieses Jahr stand an und ich hatte mich mit Andy verabredet. Es war schon länger her, dass wir miteinander gefesselt hatten, und ich freut mich darauf. Auch Fesselzeit wollte zu diesem Termin erscheinen, mit dem Wissen, dass ich bereits verabredet war. Etwas, was ich ihm hoch anrechne. Kein Schmollen weil “Du bist ja dann verplant”, sondern ein “Ich lerne auch durch Zugucken”, vor allem in einer Phase, in der es wirklich um das Kennenlernen geht. Und es war gut, dass er da war. Der Termin war gut besucht, Andy übernahm die Einleitung und war beschäftigt. Also hängten wir uns einfach dran, fesselten das erste mal gemeinsam in sicherer Atmosphäre, neben mir mit Andy ein Rigger, der mich bereits kannte und ein Auge auf mich hatte, während unbekannte Hände Seil an mich legten. Und es fühlte sich gut an <3
Akt II: Eine sehr ruhige Party
Definitiv gut genug, um ein paar Tage später einen freien Abend für einen gemeinsamen Partybesuch zu nutzen. Wir fuhren zu einer Location, die ich noch nicht kannte, dem Sadasia in Dortmund. Dort war für einen Freitag Abend sehr, sehr wenig los. Der Club ist recht groß, es gibt viele Lounges, viele Sitzmöglichkeiten, zwei große Spielräume, die paar Besucher, die da waren, verliefen sich. Aber so störte uns auch keiner, als wir für einige Stunden in den einzigen abschließbaren Raum verschwanden, um das Bett mit dem sehr stabilen Gestell zum Fesseln zu nutzen. Ich bin ein großer Freund von Mustern und Routinen, auch beim Fesseln. Ich mag es, wenn ich ungefähr eine Ahnung habe, was auf mich zukommt, es erlaubt mir, mich schneller zu entspannen. Das war jetzt was ganz neues, tatsähclich eine Herausforderung. Neuer Mensch, neue Location, ganz andere Art und Möglichkeiten, dazu Fesseln auf nackter Haut. Meistens waren meine Augen geschlossen, aber manchmal guckte ich neugierig, wie er die Seile hinter mir und über mir befestigte. Dennoch konnte ich mich fallenlassen und vertrauen, konnte diesen Abend genießen.
Akt III: Doch nochmal der Shibari-Club
Ich gehe nicht oft zu den Sonntagstreffen des Clubs, doch mein Kalender bot mir genug Freizeit. Also verabredeten wir uns für diesen Tag und fesselten ein paar Stunden. Unter der Anleitung einer der Trainer dort übten wir eine Atemreduktion (Seil sehr eng in der Taille, nicht am Hals), die ich sehr, sehr gerne fessle, die mir aber auch immer wieder deutlich macht, wie anstrengend diese Geschichte ist. Nachdem erst der Trainer einmal an mir vor-fesselte war Fesselzeit dran, und nach dieser zweiten Runde war ich erstmal durch. Man unterschätzt wirklich, wie sehr das den Körper mitnimmt. Danach saßen wir auf der Couch, guckten KoiKuNawa zu, die an diesem Sonntag im Club auftauchten um ein wenig zu fesseln. (Ich hatte sie bereits auf einer der GEPs fesseln sehen, ohne zu wissen, wen ich da vor Augen hatte.) Es gab aber auch so sehr viel zu gucken, sehr, sehr viel. Ich liebe diese Momente, wenn leise Musik läuft und der ganze Raum vor sich hintüddelt, so viele Gefühle zwischen Spaß und Lust, da ist Lachen, Flüstern, Rumblödeln und sehr tiefes Versinken. Auch wir zogen uns noch einmal zum Fesseln zurück und ließen uns treiben. Das war wirklich ein wundervoller Tag und ein perfekter Jahresabschluss im Club.
Akt IV: Ein Shibari-Treff im Bedo mit Fesselzeit und Twin
Das Bedo-Studio kennen wir in erster Linie als Veranstaltungsort der GEP. Aber dort treffen sich auch alle zwei Wochen die Seilbegeisterten der Umgebung und nutzen die vielen Fesselmöglichkeiten in einem Teil der Location. Wir hatten es bisher noch nicht geschafft, an einem der Treffen teilzunehmen, hatten aber letzten Freitag die Chance und hatten einen wunderbaren Abend zu dritt. Twin und Fesselzeit knüpften gemeinsam an mir herum, was sich sehr spannend anfühlte. Bin ich sonst sehr ruhig hinter meine Augenbinde, habe ich es irgendwann nicht mehr ausgehalten, vier Hände sind einfach sehr viel Input. Ich hatte keine Ahnung, wer was machte, spürte nur, dass Dinge passierten. Ich brauchte ein wenig Zeit, um mich dabei zu entspannen, lag aber am Ende selig lächeln auf dem Boden in den Seilen. Die Beine in Futomomos, teilweise an unserem wunderschönen Bondage-Ring John <3 in die Luft gezogen, ein Seil um die Taille, schmerzhaft auf Zug, wand ich mich, spannte die Beine an, ließ die Seile tiefer und tiefer in den Muskel schneiden. Ich hatte sehr, sehr viel Spaß in diesem Moment. Schmerzerfüllt und glücklich <3
Twin hatte auch einen sehr tollen Moment. Sie nutzte die Pause nach dieser Fesselung, knüpfte sich einen Futomomo und wuppte sich mit einer Oberkörperfesslung in die Luft. Die erste eigene Suspension! Ich sah ihr Strahlen, auch wenn sie nervös war, aufmerksam und vorsichtig, es war wunderschön <3 Sie hat ihren Abend auf Twitter in Worte gefasst, ich darf euch hier an diesem Thread teilhaben lassen:
Zum Jahresabschluss in der #RopeWG haben die liebe @Tarasropes und ich beschlossen, noch einmal ein Fesseltreff wahrzunehmen in den Bedostudios in Bochum. Die Räumlichkeiten sind uns bereits durch die GEP bekannt, die möglichen Hängepunkte hatte ich schonmal gescouted. Wir waren zu dritt da, Tara hatte einen Herrn dabei mit dem sie auch seit kürzerer Zeit fesselt, und er fuhr uns mit dem Auto hin. Ich mag hier ein paar kleine persönliche Höhepunkte des Abends mit euch teilen <3 Ich habe den Herrn zunächst mit Tara allein fesseln lassen, und mich um John (Hängering mit Stahlkern) und dessen Anbringung gekümmert. Ich hab es vorher noch nie gemacht und wie hatten keine Karabiner dabei, nur Seil. Das lief dann etwa so: Hm.. ich meine ich hab das mal so… Tüddel tüddel.. ne doch nicht….tüddel..vielleicht wenn ich…. tüddel tüddel… auch nicht. Hm. Probier ich das mal direkt an der Kette… tüddel tüddel… hängt. Geil! Habe mich zum Test drangehangen und war stolz wie Oscar, dass es gehalten hat. Dann sah ich, dass Tara die Arme vom Körper hielt um eine Schmuckfesselung zu bekommen und knotete sie ihr kurzerhand hoch an den Ring. Lief 😀 Dieser Ring wurde kurze Weile später wieder genutzt: Ich habe Taras Begleitung zwei Versionen einer klassischen Beinfesselung gezeigt, die unterschiedlich weh tun. Das wurde nachgefesselt, und ich verstärkte derweil die eine Seite mit mehr Seil. Dieses Bein, das in der schmerzhaften Variante gefesselt war, zog ich durch den Ring hoch. Nie gemacht, nur gesehen und trotzdem funktionierte es gefühlt, als hätte ich nie was anderes gemacht <3 Durch den Ring folgte ein Taillenseil, einlagig, das durch eine fixe Idee kurzerhand von mir gelegt wurde. Tara lag die Zeit über auf dem Boden, nur so als Info. Ihre Hände band ich auch ein und wir drei arbeiteten in einem Flow miteinander, es fielen ein paar Schläge… herrlich. Mein persönlicher Lieblingsmoment kam nach diesem nahezu perfekten Einstieg in Teilsuspensions. Die beiden gingen zur Theke zum Trinken und ich blieb bei den Sachen, und schaute zu, was andere machten. Ein neuer fixer Gedanke machte sich breit. Es gibt hier im Internet eine Dame, die sich selbst in Suspensions knotet. Und ich hatte Lust zu sehen, in wie weit ich mir selbst genau das zutraue. Also knotete ich mir eine verstärkte Beinfesselung, (Tara kam in der Zeit wieder) und einen Oberkörper-Harnisch mit verstärkter Front. Ein Seil hatte ich schon durch den Ring gelegt und zog mich daran zum Stehen hoch, knotete mein Bein fest auf gemütliche Höhe, und meinen Harness ebenfalls. Ich lies mich in meine Seile fallen und hob das lockere Bein. Ich befand mich in meiner ersten Suspension und war glücklich. Lange blieb ich nicht, denn ich war noch zu unsicher mit meinem Adrenalin an dem Abend und mir taten schon ein wenig die Hände weh. Also fesselte ich mich ab, lies mich auf den Boden sinken und war wieder angekommen. Später traf ich noch meinen Mentor, der mir zum zweiten Male eine Fesselung mit Atmenreduktion zeigte, aber dann war der Abend auch an einem Punkt allgemeiner Müdigkeit und Erschöpfung angekommen und alsbald wurde zum Aufbruch gerufen. 10/10 würde diesen Abend wiederholen. Absolut.
Diese Atemreduktion nahm mich dann für diesen Abend aus dem Spiel. Es brauchte keine 5 Sekunden, da spürte ich, dass mein Körper nicht mitspielt. Ich informierte Twin, sie konnte die Fesselung an mir in den Grundzügen noch üben, aber dann ließ ich mich entfesseln und verzog mich mit einer Flasche Notfall-Limo auf den Boden, legte mich auf mein Kissen und guckte den anderen noch ein wenig zu. Die Stimmung auf diesem Event war wirklich toll. Erst waren alle am Fesseln, später bildeten sich dann Grüppchen, man unterhielt sich über Details, fragte nach, ließ sich Dinge erklären. Wir kannten ein paar der Besucher aus dem Shibari-Club, sahen aber auch sehr, sehr viele neue Gesichter und andere Fesselstile. Ich hoffe, wir können dieses Treffen häufiger besuchen, das war wirklich ein sehr schöner Abend.
Epilog
Achja, das Dategesuch. Das habe ich letzte Woche aus den ganzen Communities genommen =) Ich denke, ich habe da jemanden gefunden.
Ein Gedanke zu „Viermal Fesseln mit Fesselzeit (und ein bisschen auch mit Twin)“