Ich drücke mich schon lange um dieses Thema, weil ein Teil des Beitrags mir wirklich schwer fällt. Aber heute versuche ich es mal.
Blut. Hi, na? Ich mag Blut, schon immer, den Geschmack, die Farbe, die Signalwirkung. Als Kind habe ich mir gerne die Lippen aufgebissen und daran gesogen, manchmal mache ich das noch heute. Wunden haben es schwer bei mir und heilen manchmal über Monate seeeeehr langsam ab, weil ich sie gerne wieder aufkratze. Narben sind mir im Großen und Ganzen egal, solange sie nicht zu groß oder zu sichtbar sind.
Blut im BDSM-Kontext finde ich super, solange es gewollt und beabsichtigt ist. Das bedeutet für mich auch, dass die handelnden und beteiligten Personen sich bewusst mit dem Werkzeug, den Voraussetzungen und den Folgen befasst haben und nicht aus Versehen mit einer Bullwhip eine klaffende Wunde geschlagen haben. Ich rede von Klingen und Nadeln im kontrollierten Einsatz. Ich rede von dem Tropfen, der langsam und träge an der Brust hinab rollt und von einer Blutspur dahinter, die danach schreit, aufgeleckt zu werden. Von den Schnitten auf dem Rücken, die am nächsten Morgen nach dem Duschen leise jucken. Ich rede von blutig verschmierten Lippen und diesem Geschmack von Eisen auf der Zunge. Ich mag Blut, sagte ich das schon?
Schweiß. Brrr. Schwierig. Ich bin stark übergewichtig, schwitze schnell, hasse das zutiefst. Ich möchte im Sommer nicht angefasst werden, weil ich das Gefühl habe, man ekelt sich vor mir. Schweiß ist einfach. Bäh.
Schweiß im BDSM- und, in diesem Fall, auch im sexuellen Kontext, war lange Zeit auch bäh. Und dann war da dieses eine Mal mit A in einem ziemlich leeren Club auf einer Oberfläche aus Kunstleder oder Plastik. Wir waren klatschnass, wir schwammen gemeinsam über dieses wasserundurchlässige Laken und hatten sehr viel Spaß. Ich stellte fest, dass ich diesen Aspekt tatsächlich ausblenden konnte mit einem Partner, bei dem ich mir sicher war, dass er das nur machte, weil er wirklich Spaß hatte. Und ich arbeite tatsächlich an der Sache. Shibari im Sommer ist bei mir auch eine schweißtreibende Angelegenheit, meine Rigger wissen das. Sie wissen auch, dass ich da echt mimimi bin, dass es mir schwer fällt, berührt zu werden, dass meine Hürde im Kopf da viel höher ist als ihre. Aber sie tun es trotzdem und ich lerne. Es wird einfacher.
Tränen. Definitiv nicht per se negativ konnotiert. Weinen ist bei mir oft eine Erleichterung, ein Stress- und vor allem Spannungsabbau und kann sogar sehr angenehm sein. Ich habe auch kein Problem in der Öffentlichkeit zu weinen, das kam durchaus schon vor.
Tränen im BDSM – Kontext können sehr, sehr schön sein. Eine genommene Hürde, physisch oder psychisch. Eine Reaktion auf einen besonders heftigen Impuls. Ich bin schon in den Seilen in Tränen ausgebrochen, weil da endlich genug äußerer Druck war, um eine innere Anspannung aufzubrechen. Danach fühle ich mich meist befreit und gut, Tränen haben etwas von einem Reset-Knopf, der Kopf kann wieder klarer denken nach diesem kurzen Ausbruch.
Je nach Auslöser und Intensität geht mit Tränen auch Rotz einher. Ich finde, so ein verweintes und verrotztes Gesicht eines sehr angestrengten Bottoms oder einer Masochistin hat was. Mag ich. Aktiv wie passiv. Es gibt Momente, da möchte ich mich verausgaben, an meine Grenzen und darüber gehen, möchte wie ein kleines Stückchen Elend in der Ecke liegen und zwischen Schweiß, Rotz und Tränen dieses triumphale Gefühl genießen, gerade wirklich etwas überstanden zu haben. Und dieses Gefühl möchte ich irgendwann auch schenken können, wenn mein Partner mich darum bittet.
Spucke. Äh ja. Existiert. Und ich möchte jedem gegen’s Schienbein treten, der im öffentlichen Raum auf den Boden spuckt. Bäh. Einfach bäh.
Spucke im BDSM – Kontext. Grinsen. An dieser Stelle: Ein breites Grinsen, aktiv wie passiv. Passiv: Kennt ihr dieses Gefühl, gegen einen Knebel zu schlucken? Wenn der Mund langsam überläuft, der Knebel das Schlucken erschwert, man nicht hinterher kommt und dann spürt man da ganz genau diesen ersten Tropfen, der über die Lippen das Kinn hinabfließt. Es kostet mich jedesmal Überwindung diesen Tropfen zuzulassen, dennoch liebe ich dieses Gefühl. Lieber noch als einen Knebel trage ich eine Wäscheklammer auf der Zunge. Der Speichelfluss wird angeregt und es dauert keine zwei Minuten, bis die ersten Tropfen die Klammer entlang laufen. Auch sehr schön ist dieses spuckeverschmierte Gefühl bei einem intensiven Blowjob/Mouthfuck. Als Sub hatte ich ein Schluckverbot, ich hatte also keine Chance meiner eigenen Spucke zu entkommen, ebensowenig wie den nassen Geräuschen, die dabei entstehen, wenn Mann sich in einen Mund voller Spucke schiebt, den Tropfen im Gesicht und auf dem Brüsten, seinen Händen, die meine eigene Spucke noch weiter auf mir verteilten. Ich hassliebe dieses Gefühl, fühle mich benutzt und dreckig, und genau das mag ich daran. Aktiv: Ich spucke gerne in die Getränke meiner Subs. Ich mag es, einen Kuss dadurch kurz zu unterbrechen, dass ich ihm in den Mund spucke. Der Sklavenkuss als große Geste, von oben herab in seinen Mund gespuckt, ist nicht mein Ding. An Knebel traue ich mich als Sadistin noch nicht heran, geht damit doch auch ein gewisser Kommunikationsverlust einher. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das noch kommt.
Urin. Langsam wird es schwierig. Negativ konnotiert als Folge einer Kindheit mit schwacher Blase. Sehr negativ konnotiert.
Urin im BDSM-Kontext. Ja. Also. Eine noch geschlossene Schublade, allerdings zerrt da jemand am Griff. Aufnehmen/Nehmen stelle ich mir leichter vor als Geben, aber letzteres ist eher das Thema. Es gab da Partner, die dieses Thema mit mir in der nehmenden Rolle angehen wollten, aber es nie taten, und jetzt habe ich ein bisschen Angst, selbst so jemand zu werden. Ich suche da einen Zugang, kämpfe mit Hürden, finde schon dieses vermeintlich einfache “Dann nimm ihn doch mal mit aufs Klo” schwierig, weil da einfach so viel “Aber das ist mein privatester Raum” im Weg steht. Mensch lernt nunmal, dass Körperausscheidungen eher Igitt sind und das ist wohl eine der igittesten. Aber ich möchte. Und ich versuche. Und vielleicht trau ich mich dann auch darüber zu schreiben. Das finde ich tatsächlich sehr schwierig. “Ich habe mich von drei Kerlen in alle Öffnungen ficken lassen” ist so viel einfacher als “Und dann hab ich ihm in den Mund gepinkelt”, zumindest für mich. Weil, ich meine, oh Gott, was denkt ihr denn von mir? (Als wäre da nicht schon genug anderes… Ach… Egal. Ihr wisst, was ich meine.)
Vaginale Lubrikation aka Scheidenflüssigkeit, oder auch: Ich mag keine vulgären Ausdrücke und finde hier nichts schönes. So im normalen Leben: ja. Vorhanden.
Vaginale Lubrikation aka Scheidenflüssigkeit im BDSM- bzw sexuellen Kontext, oder auch: Erregung und ihre Auswirkung. Das war lange Zeit ein ganz, ganz schwieriges Thema und ist heute noch nicht einfach. Ich habe eine ziemlich gute Nase und kann meine eigene Erregung riechen, manchmal auch die anderer Leute. Gleichzeitig war es mir lange Zeit peinlich, wahrnehmbar erregt zu sein. Ich schämte mich für den Geruch, aber vor allem für die Menge an Feuchtigkeit, die vor allem in den letzten Jahren entsteht, wenn ich erregt bin. Früher war das oft weniger, es gab Zeiten, in denen brauchte ich immer Gleitgel. Aber seit ein paar Jahren… Ich habe NHD’s “Tara, du läufst aus…” bei unserem ersten Date noch in den Ohren, habe meinen Geruch noch in der Nase, fühlte mich wie in einem Raubtierkäfig. Damals hätte ich mich am liebsten unter die Dusche gestellt. Und noch immer ist das kein Thema, über das ich gerne rede. Als wäre das etwas negatives. Als würde ich meinen Geruch nicht mögen, im Gegenteil. Genauso wie meinen eigenen Geschmack mag ich mich in diesem Punkt sogar sehr. Vielleicht ist Erregung eine Art Schwachpunkt, ein Kontrollverlust, bei dem der Körper unbewusst reagiert. Nicht wir entscheiden, was uns erregt, das passiert tiefer. Und auch wenn ich gerne erregt bin, auch gerne so sehr, dass ich spüre, wie sich an meinen Schamlippen einzelne Tropfen bilden und hinab laufen, fällt es mir schwer das so ehrlich zu formulieren. Da ist noch sehr viel Scham und das nervt mich.