Ein Blick in den Giftschrank

Zu viel Zeit im Homeoffice bringt zu viel Zeit bei Fetlife mit sich und im Ergebnis befasse ich mich dann trotz Arbeit mit den Themen, die da so durch meine Timeline laufen. Giftschränke. Die hinteren Kellerecken. Die Gedanken, die sich besser im Dunkeln denken lassen, die Phantasien, für die wir uns schämen.

Ich muss da etwas kramen. Bei mir überwiegt bei den noch neueren Stücken in diesem Schrank nicht die Scham über das Stück selbst, sondern eher der Grund, warum es überhaupt in diesem Schrank steht. “Was sind denn bitte body issues für ein dämlicher Grund, Wünsche nicht zu äußern” denke ich mir da über mich selbst in einem schon hardcore supportenden Umfeld, aber das war und ist schon immer ein sehr gewichtiger Grund.

Aber diese Stücke sind ein schönes Beispiel für die beiden Kategorien in meinem Schrank: “Will ich trotzdem” und “will ich eigentlich nicht wirklich”, es gibt Kopfkino in entweder der ersten Kategorie oder der zweiten, und manchmal gibt es diese Venn-Diagramm-Momente, in denen ich hoffentlich clever genug bin, mich dann dafür zu entscheiden, dass Dinge, die auch nur einen Finger breit in der zweiten Kategorie sitzen, dort bleiben sollten.

Beispiele für die zweite Kategorie, also “Nope nope NOPE”, sind sogar recht einfach für mich zu finden. Ungeschützter Sex (pikanter wirds noch mit Unbekannten) ist so ein Thema. Ich lese zur Zeit gerne Breeding-Fantasien. Im echten Leben ein absolutes No-Go für mich aus einfach allen Gründen, aber im Kopfkino ziemlich heißer Scheiß, wenn ich ehrlich bin. Oder eine der Szenen aus Topaz, “Tokyo Decadence”, Ai wird dabei von einem Kunden gefesselt, unter Drogen gesetzt und deliriert danach vor sich hin. Schade. Also dass ich weder Drogen nehme noch mich völlig Unbekannten jemals so ausliefern würde, weil die Phantasie verfolgt mich seit vielen Jahren. Beides werden genau das bleiben, Phantasien.

Spannender ist doch aber eigentlich das Kopfkino, das unter ganz bestimmten Umständen mal in die Realität schwappen könnte, Kategorie “Yes pl..no, I mean… no! blush Hier geht es meistens um ganz bestimmte Settings, die man nur mit viel Vorbereitung und der richtigen Humanpower darstellen kann, oder um Grenzen, die ich selber nicht zu überschreiten vermag, weil ja.

Unrealistische Settings: Rapeplay als Beispiel, generell vieles, das mit CNC zu tun hat. Mit der richtigen Vorbereitung und den richtigen Kontakten muss das nicht unrealistisch bleiben. Es freut mich wirklich sehr, dass das Internet und die Vernetzung dazu führen, dass sich Grüppchen finden und bilden können, die solche Träume wahrmachen. Ich glaube, BDSM auszuleben war früher schon schwierig, aber ich nenne es mal liebevoll Randgruppen-BDSM-Phantasien sind bis heute nochmal eine Stufe dunkler. Weil sonst wären viele Giftschränke vermutlich kleiner =) Rapeplay ist für mich übrigens mittlerweile in die andere Kategorie gewandert. Ich phantasiere gerne in diese Richtung, möchte aber meine Phantasien in ihrer tatsächlichen Intensität nicht umsetzen. Hier war ich vor einigen Jahren durchaus noch anderer Meinung. Und was meine mir selbst gesetzten Grenzen angeht… der für mich einfache Weg aus dieser Misere waren früher meine Herren. Ich finde es so einfach, meine eigenen Grenzen zu überschreiten, wenn ich das für jemand anderen machen muss. Als Sub fühlte ich mich auch in unangenehmsten Situationen gut aufgehoben, war ich doch in seiner Hand, in Sicherheit, und konnte so Ängste und Bedenken einfach hinter mir lassen. Die Ergebnisse waren dann nicht immer unbedingt die Umsetzung meiner Phantasien, sondern eher die der Herren, aber es fiel das eine oder andere für mich ab. Lange Zeit war das genug für mich.

Dann folgte eine ganze Zeit ohne dem Drive, mich an meine eigenen Phantasien zu begeben, aber Dinge ändern sich. Bedürfnisse ändern sich. Und jetzt sitze ich hier vor meinem Schrank, vor diesem pile of potential secret pleasures und wäge ab. Akzeptiere, dass meine Wünsche meine Verantwortung sind, dass die Erfüllung dieser in erster Linie in meiner Hand liegt und eigentlich nur meine Ängste zwischen mir und manch Schönem stehen. Und suche nach Worten, um diese Bilder für andere begreifbar zu machen.

Ich habe mich vermisst, habe ich das schon erwähnt? Schön, dass ich wieder da bin =)

Ein Gedanke zu „Ein Blick in den Giftschrank“

  1. Breeding – ich wusste gar nicht, dass es diesen Begriff gibt – finde ich eine wirklich unmenschliche Sache. Ich habe davon in einigen Cuckold Fantasien gelesen und war entsetzt.
    Ok, solange es bei der Fantasie bleibt und es nicht wirklich in Cuckold- Beziehungen umgesetzt wird, finde ich es noch akzeptabel, aber wenn ich mir vorstelle, dass es tatsächlich Kinder geben soll, die aufgrund dieses Fetischs gezeugt werden, dann verspüre ich Hass!

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