Der Beipackzettel

Dann versuchen wir es mal mit dem Beipackzettel. Ich gehe davon aus, dass dieser Beitrag noch ergänzt wird.

  • Du hast Interesse an mir und möchtest mit mir spielen? 

Wow, erstmal danke ? Das ist für mich ein großes Kompliment. Schritt eins ist immer mindestens ein Gespräch, wir nannten es früher Kaffee-Date, um zu klären worum es genau geht. Warum möchtest Du mit mir spielen? Die Frage ist mir wichtig und ich erwarte eine Antwort.

Neben der Frage nach Grenzen, Praktiken und Vorlieben ist mir der Meta-Kram sehr wichtig: Was erhoffst Du Dir? Welche Art von Verbindung suchst Du, Spielfreundschaft, Freundschaft, Freundschaft plus, Teil des Rudels zu werden? Ich bin kein großer Freund von völlig freiem “Ach, gucken wir einfach mal… “, ich möchte zumindest Leitplanken in eine Richtung. Und was möchtest Du, suchst Du, brauchst Du im Spiel? Mein innerster Kern ist eine Service Sub, ich brauche, dass Du Dich wohl fühlst. Was kann ich also tun, damit wir diesen Punkt erreichen?

  • Während des Spiels

Mein Ziel ist es, meinen Kopf abzuschalten. Ja/Nein-Fragen sind ok, aber wenn ich meinen Schmerz auf einer Skala von eins bis zehn einordnen soll… nein. Rot, gelb, grün krieg ich aber noch hin ?

Impact Play mag ich gerne symmetrisch und in kleinen Portionen, fünf rechts, fünf links, fünf rechts, fünf links. Wenn Musik läuft bitte im Takt ?️ Ich mag generell rhythmisches Spielen.

Wenn ich einen Schritt zur Seite oder nach vorne gehe, Dir also ausweiche, brauche ich einen Moment Pause. Wenn ich wieder in Position gehe, kannst Du weitermachen.

Hau bitte nicht immer auf die gleiche Stelle, das macht mich einfach sehr wütend (Ausnahme: Du legst es genau darauf an). Bis zu einem gewissen Grad kann ich mit Wut im Spiel umgehen (und tue das manchmal super gerne), aber wenn wir diesen Punkt überschreiten schlage ich mindestens verbal um mich und werde verletzend.

Berühr mich abundzu, streichel mich, lass mich nicht versehentlich alleine (Ausnahme: du legst es genau darauf an). Wir sind an unterschiedlichen Enden des Seils oder des Spielzeugs, aber wir sind gemeinsam hier und tun das, weil wir uns mindestens sympathisch sind.

  • Risiken

Je nach Stimmung kann es passieren, dass ich Dich provoziere, Dich bei akuter Langeweile sogar mit Gedichten belästige. Ich habe einen Hang zu Rilke.

Und ich beiße gerne. Generell mag ich oralen Input, ich küsse gerne, spiele gerne mit Fingern in meinem Mund, und manchmal schnappe ich eben zärtlich nach Menschen.

Wenn Du mir eine Lücke bietest, versuche ich sie meist zu nutzen. Wenn Du Dich beim Fesseln zum Beispiel so hinsetzt, dass mein Fuß in der Nähe Deines Genitalbereichs liegt, wird mein Fuß Dich vermutlich vorsichtig darauf aufmerksam machen. Das ist nicht als Drohung zu verstehen, eher als liebevoller Reminder auf Dich aufzupassen ?

  • Absolutes Hardlimit

Kitzeln

  • Wir haben gespielt und sind im Kapitel Aftercare angekommen?

Direkt danach: Sei für mich da. Es fällt mir schwer, von mir aus körperliche Nähe zu suchen, aber ich brauche sie. Manchmal wehre ich mich sogar, da hilft dann vielleicht die Frage, ob ich das gerade wirklich nicht möchte. Meistens ist das nur der Kampf mit dem geringen Selbstwert und ich traue mich nicht, mein Bedürfnis klar zu äußern. Wenn Du Spaß hattest, zufrieden bist, sag mir das. Sobald mein Kopf die Zeit findet wird er nach “Fehlern”  meinerseits suchen. War ich zu laut, zu leise, habe ich ausreichend kommuniziert, war ich eindeutig, bist Du glücklich, geht es Dir gut, war ich gut genug für Dich? Plüsch mich, und zeig mir, dass es Dir gut geht ❤️

Das Gleiche in den Tagen danach: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich ein, zwei Tage später droppe. Nimm Kontakt auf, schreib abundzu mit mir, unverfänglich, aber zeig Präsenz und dass ich Dir wichtig bin. Wenn wir ein schönes Spiel hatten, sag mir das nochmal.

Das gilt btw auch, wenn wir gemeinsamen mit meiner Partnerin spielen. Du kommst aus der Verantwortung nicht raus, nur weil sie das dann ja übernehmen kann. Wer weh tut muss auch auffangen.

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Ein Gedanke zu „Der Beipackzettel“

  1. Sehr beeindruckender Beitrag.
    Ein guter Mitspieler macht das alles aus Intuition. Er sollte sehen und fühlen was deine Bedürfnisse sind.
    Viele Männer können das wahrscheinlich nicht und ob man Empathie tatsächlich lernen kann wage ich zu bezweifeln.
    Ich muss allerdings zugeben, dass ich bei meinen ersten BDSM Kontakten natürlich auch einiges von dem was du geschrieben hast “lernen” musste. Es war aber mehr Lernen durch Erfahrung. Im Prinzip ist es aber nichts anderes als das, was man nach Sex auch tun sollte. Die Frau auffangen, nur dass es nach BDSM noch wichtiger ist.

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