Ich würde manchmal gerne verstehen, was in meinem Kopf so seltsam verdrahtet ist, dass ich tatsächlich ein Bedürfnis nach Schmerz habe. Versteht mich nicht falsch, ich finde es durchaus von Vorteil, dass ich mir mit einer Kanüle selber ein kleines High durch körpereigene Stoffe verpassen kann, und ich weiß auch zu schätzen, dass man durch regelmäßige Sessions eine Woche auf einem relativ konstanten Hoch fliegen kann (super für die Prüfungszeit in der Uni!) Aber manchmal fühlt sich das seltsam falsch an. Schmerz soll doch eigentlich was negatives sein, es ist weird, Schmerz zu brauchen oder auch im Schmerz Glück zu finden. Aber ich habe es gerade erst wieder sehr intensiv gespürt.
Ich war gerade in einer Phase, in der wir häufig gespielt haben, beinahe wöchentlich. Und dann war plötzlich Ruhe. Der Drop war durch, und nach diesem ersten Entzug kam das andere Ziehen und Sehnen. Die Phantasien. Das erste Bedürfnis nach Schmerz. Das hat dann noch sowas lockeres, man würde gerne, aber es ist ok, wenn es gerade nicht geht. Bei mir weicht der Kopf dann auch manchmal auf eher sexuell konnotierte Bilder aus, gerne im D/s-Kontext. Das wäre als Alternative ja auch nicht schlecht. Sexuelles Machtgefälle bedient ähnliche Knöpfe in meinem Kopf, als gutes Mädchen zu gehorchen und dienen fühlt sich auch schön an, und spätestens beim erzwungenen Analverkehr fällt ja durchaus etwas Schmerz ab, nicht wahr?
In Woche zwei war da nichts lockeres mehr. Ich kommunizierte dieses Bedürfnis, aber so zaubert man leider auch nicht ausreichend Raum, Zeit und Energie dafür her. Die Stimmung ging in den Keller, ich begann an meiner Unterlippe herumzukauen, die Nagelhaut litt, Druck entstand. Mit dem Druck kamen die Sorgen. Wenn man etwas so dringend braucht, was, wenn es dann irgendwie nicht funktioniert? Wir hatten schon Sessions unter Druck, die nicht gut liefen, das Was wäre wenn ist also nicht unrealistisch. Zumal ich in dieser Stimmung nicht mehr bei dem fröhlichen Spiel voller Lachen und Spaß bin, im Gegenteil. Wenn das Bedürfnis so groß wird, bin ich im Spiel leise, stelle meine verbale Kommunikation nahezu ein, verkrieche mich mit meinem Schmerz in einen inneren Raum und stille erstmal diesen tiefen Hunger, ganz für mich, für mich allein. Das kommt mir dem Rigger bzw dem Sadisten gegenüber immer total unfair vor, als würde ich ihm etwas vorenthalten, etwas wegnehmen, keine Reaktion gönnen, auf die er spekuliert und die doch ein Stück weit sein Lohn ist. Dennoch, ich brauche dann erstmal diese Phase, in der ich wieder bei mir ankomme, bevor ich mich für andere öffnen kann. Aber das erhöht den Druck, weil ich dann mein eigenes Bedürnis zügeln möchte, um nicht, wenn man dann schon mit mir spielt, zu weit in meinen Raum zu driften und zum Dank den Schenkenden zu verprellen. Schwierig.
Ich bin Twin sehr dankbar, dass sie mich da mittlerweile gut einschätzen kann und ich einfach leise vor mich hin atmend (und manchmal meckernd) in ihren Seilen liegen kann, bis mein Schmerzakku soweit gefüllt ist, dass ich wieder kommunizieren mag. Wir können so tief spielen, und das ist sowas wundervolles. Lachend und zur Musik tanzend auf Partys zu spielen ist berauschend, keine Frage, aber diese stillen Momente im Bett wie vorgestern, nach dem zweiten Wochenende voller Sehnen, sind superschön und intensiv. Oder auch letztens gemeinsam mit C3 auf der Couch… Zwei Sadisten, zwei Gummiringe, eine Masochistin und ein Halbdunkel können eine sehr, sehr magische Kombi sein. Für solche Momente braucht es eine sehr vertraute Ebene, am besten schon gut eingegroovte Spielpartner und auch Raum, Zeit und Energie um loszulassen. Ich freue mich schon so auf die kommenden Freiräume für genau solche Erlebnisse <3