Die Nadeln

Wer mich auf Twitter verfolgt, bekommt häufiger mal Bilder mit Kanülen in die Timeline gespült. Ich beantworte dazu immer wieder dieselben Fragen und wollte diese hier einmal zusammenfassen.

Warum mache ich das?

Mehrere Gründe. Der wichtigste: Für den Rausch. Dabei geht es nicht um den Schmerz, auch wenn das Setzen der Nadeln natürlich ein wenig weh tut. Der spannende Teil beginnt allerdings danach. Wenn ich die Nadeln ein paar Minuten stecken lasse, schüttet der Körper Hormone aus. Ich nehme mal an, es geht dabei um Endorphin und Adrenalin, das ist aber nicht mein Fachgebiet ^^” Wie sich dieser Rausch anfühlt, habe ich gestern so beschrieben:

Bist du schon mal ohnmächtig geworden? Und zwar nicht schlagartig, sondern so, dass du mitbekommst, dass du weniger wahrnimmst und langsam abdriftest?

Die Nadeln sind eine sehr leichte Version dieser Empfindung. Ich nehme an, das liegt daran, dass ich sie selber setze und die Kontrolle behalte. Beim Blutabnehmen dagegen kann es mich schon mal wirklich umhauen.

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Grund zwei: ich mag Blut und Spuren, beides habe ich hier, ohne großen Schaden anzurichten. Die Nadeln hinterlassen keine Narben, nur kleine punktförmige Wunden oder mal einen kleinen blauen Fleck.

Und der dritte Grund: Ich finde es ästhetisch durchaus ansprechend. Man kann damit spielen, besonders in Kombination mit Garn/Zwirn finde ich das sehr spannend.

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Dabei setze ich die Nadeln prinzipiell selber und nur an den Brüsten, die sind für mich leicht erreichbar und bieten genug Spielfläche 😉 Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemand anderen machen lassen würde. Durch das selber setzen habe ich die genaue Kontrolle über die Tiefe und Position der Nadel. Wenn man dabei zu tief oder an die falsche Stelle sticht kann das ziemlich weh tun und wie gesagt, um den Schmerz geht es dabei nicht. Ich empfinde ihn nicht als angenehm und habe auch keinen Nadel-Fetisch.

Die Stärke der Nadeln habe übrigens nicht ich ausgewählt, ich habe in der Apotheke einfach um eine Packung gebeten. Diese gibt es in wesentlich kleinerer und kürzerer Ausführung, die kann man sich dann auch mal senkrecht in die Brust setzen, was ich mit dieser Stärke definitiv nicht tun würde ^^”

Hallelujah

Nachdem ich gestern nacht nach längerer Zeit mal wieder Domian gehört habe, hatte ich einfach das Bedürfnis, dies hier mal zu notieren.

In der Sendung gab es zwei Anruferinnen, die mich ins Grübeln gebracht haben. Nummer eins war 58, Single, hatte noch nie Sex. Es gab Versuche, aber die scheiterten am extrem religiösen Partner oder am nervösen Gigolo. Es gab sogar mal einen Liebhaber (Oral und irgendwas mit Damenwäsche, aber nie Penetration), der sie aber irgendwann hat fallen lassen, sie wäre ja jetzt zu alt. Und so verbleibt sie in dem Gefühl, dass sie das zwar gerne gehabt hätte, aber jetzt mit 58 will sie ja eh keiner mehr.

Nummer zwei ist seit vielen Jahren verheiratet und konnte auf den Tag genau sagen, wann sie mit ihrem Mann das erste und letzte Mal geschlafen hat, nämlich als die heute 18jährige Tochter gezeugt wurde. Vor der Beziehung hatte sie Spaß am Sex und auch durchaus guten Sex, aber ihr Mann hat da wohl körperliche Probleme und daher…naja. Gibbet nichts. Und Fremdgehen möchte sie nicht.

Das hat mich sehr traurig gestimmt, zumal man für beide Frauen (vermutlich) ohne größere Probleme Lösungen finden würde, die ihre Lebensqualitäten nach oben schrauben würden. Mir kann doch keiner erzählen, dass es für eine Dame von 58 Jahren keinen “Markt” gibt. Die erste Regel im Internet lautet: Es gibt IMMER einen Markt. Und bei der keuschen Ehefrau hatte ich kurz überlegt anzurufen, und mal das Wort Cuckold in den Raum zu werfen. Könnte man ja zumindest mal versuchen. Klar, Sex und Lust sind nicht die einzig wichtigen Themen, aber warum sollte man nicht in diesen Punkten nach Zufriedenheit streben?

Aber neben der Traurigkeit empfinde ich vor allem Dankbarkeit.

Dafür, dass ich so sein darf, wie ich bin. Dass ich Menschen gefunden habe, die das mittragen, mich akzeptieren, mir helfen, mich auf meinem Weg unterstützen, und zwar freiwillig. Ich darf anders sein, darf manche gesellschaftliche Regeln und Grenzen einfach über Bord schmeißen zugunsten eigener Ideen und Modelle, und open minded durchs Leben gehen. Und so mein persönliches Glück erleben.

Ich spare mir jetzt den längeren Absatz über Trump und was so ziemlich allen Menschen dort drohen könnte, von den Stupid White Men mal abgesehen. Darüber wurde diese Woche schon viel geschrieben, ich muss das nicht alles nochmal durchkauen. Nur so viel: auch dafür bin ich dankbar, dass ich hier lebe und nicht in den USA, der Türkei, in Russland, China…

Was ich stattdessen sagen will: bewegt euren Hintern zu den Menschen, die euch euer Glück ermöglichen.

Die euch schlagen, küssen, euch zusehen lassen, wenn sie sich von einem anderen verwöhnen lassen, die euch beben, zittern, keuchen, stöhnen, kommen lassen, die euch knebeln, in Latex oder Seile einwickeln, euch durchficken, bis ihr Sternchen seht. You name it =) Und natürlich auch alles andersrum.

Und sagt Danke! Denn sie sind keine Selbstverständlichkeit.

:*

Der Stein des Anstoßes

​Also, mal ganz banal: Ich finds geil, dass mir jemand weh tut, schadet, mich verletzt.

Rational betrachtet: total bekloppt. Nicht effizient.

Psychologisch betrachtet: ungesund, Selbstverletzend, widerspricht dem natürlichen Bedürfnis körperlich gesund und unverletzt zu sein.

Und da ist ein gewisses Schamgefühl, ich kann es nicht ändern.

Aber: Ich stehe trotzdem drauf. Und möchte das auch ausleben.

Ich kann und werde diese schambesetzte Seite der Medaille nicht außer acht lassen. Schon zu meinem Schutz werde ich mir immer wieder klar machen, was ich da tue und dass da ein gewisses Fingerspitzengefühl dazugehört, werde danach meine Partner aussuchen. Nicht weil ich mich so schäme, und mich so schlecht fühle deswegen… Nein. Tu ich nicht. Habe ich nie. Selbst als man mir das einreden wollte, wusste ich, dass das einfach meine Angelegenheit ist.

Aber ich muss meine Grenzen schützen, vor mir, vor meiner persönlichen Art, immer weiter und weiter zu wollen. Ich wollte ein Piercing, es wurden mehr. Ich wollte ein kleines Tattoo, es wurde mehr. Das ist mein persönliches Muster.

Ihr könnt gerne anders denken und fühlen.

Aber das bin ich.

Über dem Strudel

Wir nähern uns dem eigentlichen Beginn. Neben der sehr großen Vorfreude und der flirrenden Erregung und Neugier gibt es auch die andere Seite, die Ängste.

Es gibt die kleinen Ängste, Gedanken wie “Wenn ich ihn nicht zufrieden stelle oder mich im falschen Moment falsch verhalte?“, “Was, wenn ich etwas nicht verstehe und mich richtig dumm anstelle?“. Ich sag ja, klein. Vorhanden, wie schmerzhafte Spuren, zwischendurch brennen sie sich ins Bewusstsein und verschwinden dann wieder bis zum nächsten Trigger. Aber das ist in Ordnung. Ich werde lernen, richtig zu handeln, zu reagieren, ihn zufriedenzustellen. Darum geht es ja.

Und es gibt die großen Ängste.

“Was, wenn er einfach geht? Wenn er es sich anders überlegt? Wenn du doch nur ein netter Zeitvertreib warst?“.

Meine Intention hinter Tara und Joyclub war es, eine feste Beziehung zu vermeiden, Emotionen möglichst zu umschiffen. Und nun serviere ich ihm mein Herz auf einem Silbertablett, meinen liebsten Dolch danebenliegend. Ich kenne mich, mir war durchaus klar, dass das nicht ohne Emotion über die Bühne geht, aber ich hatte zumindest die Hoffnung, diese Illusion ein wenig länger haben zu dürfen. Mimimi. Jammern auf hohem Niveau, ist schon klar. Aber zu einer emotionalen Verbindung gehört bei mir zum einen immer eine sehr große Verlustangst und zum anderen ein Vertrauensproblem, so bin ich nun mal gestrickt. Und dieser Emotion muss sich auch das Gegenüber stellen, was einen ganzen Haufen an Folgeängsten nach sich zieht. Werde ich zu kompliziert? Nerve ich, wenn ich mich melde? Soll ich ihn das einfach fragen, oder nerve ich dann erst recht? Die verunsicherten Geister unter den Lesern werden diese Problematik kennen. Macht Spaß! Man kann nachts so viel sinnvollere Dinge tun als Schlafen, Grübeln zum Beispiel 😉

“Was, wenn er zu weit geht? Ich zu weit gehe? Wird es mich verändern?“

Klingt komisch, aber diese Frage beschäftigt mich. Ich möchte mir bewusst Verhaltensweisen anerziehen lassen, die bisher definitiv nicht zu mein Alltags-Repertoire gehören. In wie weit wird das mein Verhalten ändern? Was, wenn mich jemand im Alltag versucht zu dominieren, also zum Beispiel meine Meinung kleinredet oder mich im Studium/Beruf machomäßig angeht? Werde ich reflexartig reagieren, wie ich es bis dahin wohl gelernt haben werde? Oder wie jetzt, nämlich kratzbürstig und Gnade dir Gott, wenn du mir eine Angriffsfläche bietest? Ich habe tatsächlich Angst, mich in dieser BDSM-, oder eher O-Welt zu verlieren. Aber unsere Basis ist Kommunikation, nicht Gehirnwäsche. Es geht um einen mir sehr bewussten Prozess, den ich auch mitgestalten kann. Und im Zweifelsfall weiß ich, wo die Tür ist, auch wenn es mir unsagbar schwer fallen würde.

Das wäre auch die letzte große Angst.

“Was, wenn ich das selber nicht will, es mir nicht gefällt, ich aber nicht gehen kann, nicht gehen will, nicht scheitern will?“

Das eigene Ego. Er mag derjenige sein, der zuschlägt. Ich aber bin diejenige, die mir wirklich schaden kann.

Ich werde schreiben, analysieren, reden. Nicht immer öffentlich, ich kann mir gut vorstellen, dass ich viele Erlebnisse erstmal nur für mich in Worte fasse. Aber ich denke, damit sollte ich diese Ängst in den Griff kriegen.

Kleiner Hinweis zur Kommunikation

Ich mag es übrigens nicht, von der Seite an-dominiert zu werden.

Es gibt genau zwei Menschen, denen ich meine devote Seite öffne. Für alle anderen gilt: Augenhöhe.

Ich bin hier nicht als Sub to go für jeden. Ich entscheide, wem ich diesen Einblick gestatte.