Der Job

Es gab keine Stellenausschreibung für diesen Job. Das man Frauen für diese besondere Arbeit suchte, sprach sich in den entsprechenden Foren herum. Ich hatte mir grob umreißen lassen, um was es ging und saß eine Woche später bei Dagmar im Büro. Dagmar war irgendwo um die fünfzig und nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Das fing mit dem Namen an. “Hallo, ich bin die Dagmar!”. Nicht Frau Garber, wie ich sie in den vorausgegangen Mails angesprochen hatte. Und sie war auch nicht so resolut, wie ich mir das ausgemalt hatte. Meine Phantasie hatte mehr mit sich nackt präsentieren und gerade stehen zu tun, stattdessen saßen wir in gemütlichen Sesseln und tranken Tee.

“Es gibt drei relativ einfache Regeln. Nummer eins, du selber berührst dich nicht. Du wirst bestimmt irgendwann ziemlich erregt sein, aber du verschaffst dir selbst keine Erleichterung. Nummer zwei, deine Knie bleiben auf dem Kissen, oder zumindest in der Nähe. Du wirst aufgefordert werden, dich nach vorne auf alle viere zu begeben, das ist ok. Du kannst auch die Sitzposition ändern, du musst nicht stundenlang kerzengerade knien. Aber du stehst nicht auf, dein Platz ist auf diesem Kissen. Solltest du eine Pause brauchen, kannst du deinem Guard Bescheid geben, er bringt dich hinter die Kulissen in den Mitarbeiterbereich. Er wird dich im Auge behalten und ihr könnt Handzeichen vereinbaren. Drittens, und das betrifft eigentlich eher die Gäste als dich: du bist so zu hinterlassen, wie man dich vorfinden möchte, sauber und ordentlich. Du wirst also nicht vollgespritzt sitzengelassen. Wer dich benutzt hat, muss sich auch danach um dich zu kümmern.

Deine Aufgabe ist die Vor- und Nachbereitung der Herren. Dein Mund steht ihnen auf jeden Fall zur Verfügung, weitere Annäherungen nur mit Deinem Ok. Also wenn du nicht willst: Du hast Deinen Guard. Sobald jemand Grenzen überschreitet, ist für ihn dieser Abend gelaufen. Aber bisher kam es noch nie dazu. Aber wie gesagt, dein Mund steht ihnen zur Verfügung.”

Ich unterschrieb den Vertrag und bekam meine Dienstkleidung ausgehändigt, schwarze Strümpfe mit passendem Strumpfhalter und ein Samthalsband mit einem kleinem silbernen Ring daran. Keine Augenbinde, keine Fesseln, keine hohen Schuhe, es blieb alles sehr schlicht.


 

Der Raum füllte sich langsam. Ich saß bereits seit einer halben Stunde auf meinem Kissen, verlagerte regelmäßig das Gewicht von rechts nach links, damit mir die Beine nicht einschliefen. Patrick, mein Guard, stand ungefähr zwei Meter entfernt an der Tür zum nächsten Raum und hatte mich und die Spielfläche rund um mich herum gut im Blick. Abundzu lächelte er mir zu. Es war nicht sein erster Einsatz bei solch einer Veranstaltung und er konnte mir im Vorgespräch einen Teil meiner Nervosität nehmen. “Ich passe auf dich auf. Wenn ich das Gefühl habe, es geht etwas schief bin ich sofort da. Wenn ich zu dir kommen soll, klopfst du dreimal mit der Hand auf den Boden, ich hab dich im Blick und werde das Bemerken.” Und ich fühlte mich wirklich sicher. Nur die Angst, meine Aufgaben nicht gut genug zu erfüllen blieb. Aber noch war die Veranstaltung offiziell nicht eröffnet, ich konnte mich noch umsehen. Die Herren trugen ausnahmslos Anzughose und Hemd, einige hatten Gerten oder andere Schlaginstrumente. Die Subs standen oder knieten neben ihnen, alle der Kleidervorschrift nach nackt oder mit Dessous bekleidet, dazu meist High Heels, aber immer ein Halsband.

Wir näherten uns der Eröffnung. Dagmar betrat den Raum, mit ihrem roten Abendkleid stach sie einem direkt ins Auge. “Ich begrüße euch zu unserem einundzwanzigsten Abend dieser Art. Wir haben diesmal zwei Neuzugänge unter den Spielern, ich bitte euch, die beiden Paare Willkommen zu heißen! Erinnert euch, wie nervös ihr einst wart, gerade in diesem Kreis hier. Auch beim Personal gibt es einige neue Gesichter, ich hoffe, wir haben euren Geschmack getroffen. Nun wünsche ich euch einen angenehmen Abend! Genießt die Nacht!” Es gab leisen Applaus. Zwei oder drei Herren wurden von Dagmar noch persönlich begrüßt. Kurz darauf verteilte sich die Traube der Spieler auf die verschiedenen Räume.


“Öffne deinen Mund!” So begann es immer. Nicht unhöflich, manchmal mit einem “Bitte”, aber immer freundlich.


“Öffne deinen Mund, bitte!” Ich konnte sein Alter nicht schätzen irgendwo jenseits der Vierzig. Er roch gut, das merkte ich sofort. Sein Schwanz wurde in meinem Mund schnell hart. Er genoss meinen Mund, meine Zunge, das konnte ich ihm ansehen. Er stieß ein paar Mal zu, bevor er sich aus mir zurückzog. Zum Dank streichelte er über meine Wange und meine Lippen. Dann wand er sich seiner Begleiterin zu. Diese hatte er zuvor über einen Bock gelegt und ihr den Hintern versohlt. Er leuchtete in einem kräftigen Rot. Ich beobachtete, wie er sich hinter sie stellte und in sie stieß, hörte ihr Stöhnen. Sah ihre Feuchtigkeit auf seinem Schwanz glitzern. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. “Du wirst bestimmt irgendwann ziemlich erregt sein”. Mein Kissen, es war eigentlich hellblau, hatte sich zwischen meinen Beinen längst dunkel gefärbt. Aber ich durfte nur zusehen. Und das tat ich. Er stieß immer schneller zu, seine Sub stöhnte passend im Takt. Es war so erregend! Kurz bevor er kam kratzte er ihr über den Rücken, sie wand sich unter seinem letzte Stoß, der sie fest an den Bock presste. Er atmete mehrmals tief durch, bevor er seinen Schwanz aus ihr herauszog, begleitet von einem Schwall Flüssigkeit. Danach trat er wieder zu mir. Ich öffnete direkt den Mund und nahm ihn auf. Ich schmeckte die Lust der beiden und mein Unterleib zog sich erregt zusammen. Ich saugte ihn leer und leckte ihn sauber, bis er zufrieden war. Er schloss seine Hose und bedankte sich mit einem Kuss, den ich sehr gerne entgegenahm. Es war, als ob ein Stromschlag einmal durch meinen Körper fuhr, direkt zwischen die Beine. Ich konnte mir ein leises Stöhnen nicht verkneifen.


“Öffne deinen Mund!” Seine Sub kniete neben mir und musste genau beobachten, wie er in meinen Mund stieß. Ihre Reaktion, sie biss sich auf die Unterlippe, kam mir bekannt vor. Er stieß zu, wieder und wieder. Er war längst steif. Es ging ihm nur um ihre Blicke. Schließlich zog er seinen Schwanz aus meinem Mund und beugte sich zu mir herab. “Ich würde dich gerne küssen, wenn es für dich ok ist. Und sie würde dich dabei gerne streicheln, nicht war meine Kleine?” Sie nickte und sah mir in die Augen. Ich sah erst sie, dann ihn an und nickte. Ich setzte mich gerade hin, öffnete meine Beine ein Stück weit und sah ihm in die Augen. Und dann kam dieser Kuss. Mit einer Hand im Nacken hielt er mich fest, wofür ich sehr dankbar war, als ihre Hände in meine nasse Spalte glitten und sofort ihren Weg zur Klitoris fanden. Das war nicht nur ein Stromschlag. Ich stöhnte und hielt mich an ihm fest, kein Gedanke daran verschwendet, ob ich das durfte. Er nahm meine Hände in seine Hand und drückte sie, während er mir über meine Lippen leckte. Seine Sub wusste genau was sie tat, eine Hand an meiner Klitoris, die andere glitt über meinen Körper. Es dauerte nur Momente, bis ich merkte, wie sich ein Orgasmus aufbaute, ich war so erregt und angespannt. Er unterbrach den Kuss. “Möchtest du kommen? Dann helfen wir dir dabei!” Ich nickte, atmete, versuchte irgendwie mich zu koordinieren. Ich war von meiner Lust vollkommen überwältigt, was ihn wohl amüsierte. Er strahlte mich an. “Ich will dich dabei hören! Halt dich nicht zurück!” Wieder ein Kuss, dann trat er zurück und beobachtete uns, seinen Schwanz in der Hand. Sie gab mir ihre freie Hand, an der ich mich festhielt, während mein Körper versuchte, ihren flinken Fingern nach oben zu entkommen. Ich atmete immer schneller und lauter, ich stöhnte ungehemmt und achtete nicht auf die Blicke der Umstehenden. Wir boten ein Schauspiel. Als der Orgasmus schließlich über mich hinwegrollte, kippte ich nach vorne auf alle Viere. Ich stöhnte, wand mich, spritze auf das Kissen und den Boden. Wieder und wieder zuckte mein Unterleib, Nachwehen des Orgasmus trafen mich. Ich sah, wie er an sie herantrat und sich in ihren Mund schob und während ich noch versuchte, meinen Atem wieder zu finden, ihren Mund fickte und sehr schnell kam. Dabei sah er mir in die Augen und lächelte mich an.


Ich gab Patrick das Zeichen und er brachte mir eine Flasche stilles Wasser und ein Handtuch. Ich war vollkommen verschwitzt. Zeit für eine kurze Pause. Ich wusch mich, und aß ein wenig, bevor ich wieder an meinen Platz ging. Dieser war zwischenzeitlich gereinigt worden.


w.i.p.

Märchen für Erwachsene

BDSM lebt von Phantasien, von Wünschen und “ich würde ja gerne mal” und “ich wüsste gerne, wie das wäre, wenn”. So vieles lässt sich umsetzen, oft mangelt es eher am Mut als an der Möglichkeit. Aber es gibt auch unrealistische Szenarien. Träume. Phantasien. In Buchform sind es für mich: Märchen.

Die O ist für mich eines dieser Märchen. Ich habe das Buch gelesen, habe die Verfilmungen gesehen und finde die Phantasie extrem ansprechend. In diesen festen Ritualen, dieser starren Gehorsamsstruktur steckt soviel Freiheit, wer würde sich nicht danach sehnen? Er entscheidet für mich, er agiert, er befiehlt. Ich reagiere, richte mich nach seinen Befehlen. Perfekt! Wenn ich an die großen Entscheidungen denke, die ich in den letzten Jahren getroffen habe. Die Kraft, die mich das gekostet hat. Wo ist der Vertrag? Ich unterschreibe. Als ich vor 10 Jahren mit dem praktischen BDSM begonnen habe, hätte ich das vermutlich getan, schon aus Lust an dieser Situation.

Aber 10 Jahre später weiß ich sehr genau, dass ich keine O bin. Für eine kurze Zeit ja, aber für immer? Ich bin ein diskussionsfreudiger Mensch, ich wehre mich gerne, ich habe es bisher aus jeder Handfessel geschafft, wenn auch mit Schürfwunden. Und dennoch kickt mich der Gedanke als O vor einem Herrn zu knien unglaublich. Ihm zu dienen. Alles für ihn zu sein. Aber irgendwann käme eine Grenze, die ich nicht überschreiten sollte. Und ich würde sie überschreiten. Wäre frech. Würde ihn reizen. Würde dieses selbst geschaffene Bild zerstören.

BDSM lebt von Phantasien. Rollen, die man gerne spielen würde, nein, die man gerne ausfüllen würde. (Spielen ist da einfach zu wenig.) Mit der Zeit und den Jahren kristallisierte sich bei mir aber heraus, was geht und was eben nicht. Die Realität lässt sich zeitweise verleugnen. Dessen muss man sich bewusst werden. Hinter der Maske ist man noch immer man selbst. Diese Märchen lassen sich (mit großer Wahrscheinlichkeit) so, wie sie geschrieben stehen, nicht erfüllen. Die Aufgabe ist, sich seine eigene Version zu entwerfen und zu gestalten.

Stell dir vor, du gehst arbeiten, einkaufen, kümmerst dich um dein Leben, triffst deine Entscheidungen als freier, wissender Mensch. Und bevor ER dich besucht rasierst du dich, setzt dich in High Heels und halterlosen Strümpfen, die Gerte neben dir, neben die Tür und wartest auf ihn. Schloss, Ausbildung, Brandzeichen… ja. Nein. Wohl eher nicht. Aber Lust, Liebe, Schmerz, Gehorsam, sogar Zirkel von willigen Männern lassen sich realisieren. Sei neugierig. Lerne. Probiere. Scheitere. Versuche neues. Sapere Aude.

Dennoch mag ich diese Märchen. Sie gewähren Einblicke in andere Köpfe, liefern Ideen, Input für das Kopfkino. In diesem geht man die Filme dann durch und klopft die Szenen ab. Wäre das was für mich? Würde ich mich da wohlfühlen? Und warum hab ich mir vorher kein Handtuch auf den Stuhl gelegt?

Das Märchen unserer Zeit ist sicher Shades of Grey. Ich war skeptisch, wie wohl alle in unseren Kreisen. Und ich bin auch nicht der Meinung, dass es das BDSM-Thema sonderlich gut repräsentiert. (Und danke dafür, dass Mr. Grey natürlich nicht einfach auf BDSM steht, sondern traumatisiert ist und damit seine Erlebnisse kompensiert. Danke. Das lässt uns wirklich super aussehen!) Aber: Als Märchen finde ich es einfach toll, es ist eine Phantasie, in der ich gut versinken konnte. Und als eben dieses wurde es ja auch geschrieben. Und sobald ich das akzeptiere, sobald ich verstehe, dass ich niemals die Figur in diesem Buch sein kann, kann ich Ich sein und mich selbst erkunden. Vielleicht mit ihren Werkzeugen und zu ihrer Musik spielen, aber das sind nur Anknüpfungspunkte. Und ab da beginnt dann der eigene Weg.

 

 

 

Facetten

BDSM ist ein verdammt weites Feld. Ich kann nicht behaupten, dass ich viel erlebt habe, aber die wenigen Erinnerungen die ich habe, wollte ich mal wieder besuchen. Hier ist eine davon.

Berlin im Winter vor einigen Jahren. Eine kleine Ferienwohnung, gemietet über eine SZ-Bekanntschaft. In einem Orion am Ostbahnhof fanden wir diese Maske. Wir hatten mit diesem Thema schon herumgespielt, hatten auch bereits eine Maske, aber diese Mischung aus Leder im Gesichtbereich und dehnbarem Material am Hinterkopf war beinahe perfekt. Dahinter konnte man komplett verschwinden. Reaktionen, Blicke, das Lächeln saßen gut versteckt hinter dem Leder.

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Ich liebe am BDSM, dass er erlaubt die Maske fallen zu lassen. Und manchmal geht das hinter einer solchen am Besten.

Das Sichtfeld ist extrem eingeschränkt, wenn man die Augen dahinter nicht einfach ganz geschlossen hat. Die Atmung durch den Mund funktioniert. Sobald der Mund anderweitig benutzt wird, wird es aber schon schwieriger.

Ich war hinter diese Maske kein Mensch mehr, ich war sein Objekt. Deko. Möbel. Ding. Das hatte mir die Möglichkeit gegeben, wirklich abzuschalten. Ich wurde ruhig und nach etwas Eingewöhnungszeit war ich sehr entspannt. Kopf und Geist schwiegen, der Körper wartete, auf Anweisung und Verwendung. Da war keine Anspannung, keine Ungeduld, kein: was tut er jetzt?? Da waren “nur” Stille und Vertrauen.

Wunschdenken

Fang an!
Lass mich in meinen Knebel schreien.
Ich will kämpfen und verlieren.
Kratz mich.
Beiß mich.
Schlag zu!
Ich will spüren, wie meine Tränen über das Gesicht rinnen.
Die Spucke vom Knebel hinab am Hals herunter.
Und danach glücklich in deinen Armen schlafen.
Mit deinem Geschmack in meinem Mund.
Lächelnd.

BDSM

BDSM gibt es für mich in zwei Versionen.

Möglichkeit eins: Variante Lust und Schmerz. Dabei gerät man in die Nähe dieser einen Grenze, aber überschreitet sie nicht. Es geht um lustvolles Handeln, um Anstrengung, gerne auch um guten Sex.

Möglichkeit zwei: Der therapeutische Ansatz. Schmerz. Vielleicht noch besser: Demütigung. Sich zur Grenze treiben lassen. Und zulassen, dass man sie überschreitet. Zerbrechen in seinen Armen. Die Maske fallen lassen. Nicht Denken, nur noch Fühlen. Dann weinen und schlafen, in seinen Armen.

Ich würde da sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Nummer eins ist entspannter, ich würde es eher mit Spaß in Verbindung bringen als die zweite Version. Diese allerdings bietet für mich mehr Potential was eine Entwicklung betrifft. Ich musste etwas durchleiden und bin daran gewachsen. Da spielte dann der Sex eine absolute Nebenrolle oder fiel der körperlichen Erschöpfung zum Opfer.
Dabei ist BDSM und Sex eine wundervolle Kombination, zumindest wenn die Bedürfnisse beider Seiten gleichermaßen beachtet werden.
Fesseln, Vertrauen, Berührungen, Beißen, dass vielleicht ein wenig über zärtliches Knabbern hinausgeht 😉 Brennende Hintern oder Fußsohlen, der eine oder andere blaue Fleck, und dazu Sex, den man am nächsten Tag noch spürt.

Miau!