Ein Wochenende in Hamburg, Teil III: Die Passion Night im Catonium

Nach der letzten Shibari-Performance wollten wir zur Party. Wir hatten zwischendurch die Messe verlassen und uns in der Wohnung eines Freundes des Wolfs umgezogen und aufgehübscht. Er war für den Abend in Hemd, Rock und Boots unterwegs und sah klasse aus. Ich mag ja Herrenröcke 😀

Ich nutzte den ruhigen Moment, als er unter der Dusche verschwand, um zumindest schon mal Strapsgürtel und Strümpfe in Position zu bringen. T-Shirt und Hose wollte ich erst im Catonium gegen mein schwarzes Kleid tauschen. So konnten wir erst wieder zur Messe und von da mit einem Taxi zur Party. Nach unserer Ankunft an der Location warteten wir kurz vor dem Einlass, kuschelten uns mit anderen Gästen an den Heizpilz. Kurze Zeit später standen wir in einer großen Menschentraube an der Garderobe und beschlossen sehr schnell, den Pfeilen zur anderen Garderobe in den oberen Stockwerken zu folgen. Da war es nur geringfügig trubeliger, aber zumindest der Vorraum war nicht so voll. So zog ich mich kurzerhand vor der Gaderobe um, und drückte meiner Begleitung meine Taschensammlung in die Hand, die er netterweise in einen Spind bugsierte.

Nochmal die Kleidung zurechtgezuppelt, den Halsring umgelegt, und dann ging es los, hinein in die Musik, hinein in die Nacht.

You are the reason I stay alive

Ich ging erstmal voraus, erkundete Teile der Location. Eine große Tanzfläche, daneben Couches, in den zwei Stockwerken darüber noch mehr Raum zum Tanzen, Spielen. Ecken, in denen schon heftig gespielt und anderes getan wurde, dazu die hämmernde Musik, das Licht. Aber genau das liebe ich, diese Mischung aus Musik und Sex, Tanzen und Spielen. Wow. Ein Tempel der Lust voller schöner Menschen <3 Wir verzogen uns auf eine Couch. Erstmal ankommen, eine Cola trinken, alles auf sich wirken lassen. Wolf verschwand schon kurz darauf Richtung Tanzfläche, ich aber wollte meine Cola nicht alleine stehen lassen und hielt auf der Couch aus, wippte fröhlich mit bei Nine Inch Nails, Manson und all den anderen. Ich beobachtete die Menschen um mich herum. Die Tänzer, die sich in unterschiedlichsten Stilen auf der Tanzfläche bewegten. Viele Paare, einige Singles, auch ganze Gruppen tanzten gemeinsam. Manche Paare zogen tatsächlich in Standardtänzen ihre Bahnen, was teilweise verdammt erotisch aussah ? Das war wirklich eine tolle Mischung. Auf der Sitzgruppe gegenüber wurde geküsst und gespielt, man hatte Spaß, alberte herum. Es gab sehr viel zu gucken an diesem Abend. Aber es sollte nicht nur beim Gucken bleiben.

Everybody’s looking for something

Ich wusste, es war für meine Begleitung die erste Party dieser Art. Und dann gleich so eine zum Einstieg! Ich weiß noch, wie ich damals im Kitty stand und erstmal dezent überfordert war von diesem Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Wir hatten vorher schon geklärt, dass wir da ohne jede Erwartung reingehen, aber zumindest vorbereitet sind. Was wir an diesem Abend tun, wollte ich dem Wolf überlassen, diesen Beschluss hatte ich im Laufe des Tages gefasst. Ich konnte ihm vertrauen, da war ich mir sehr sicher nach diesem gemeinsamen Tag. Also erklärte ich ihm, dass ich als Begleitung an seiner Seite bin, er mich einfach an der Hand nehmen und mit sich ziehen könne, wenn ihm nach einem anderen Ort oder einer anderen Situation war. Und das tat er 🙂

With the lights out, it’s less dangerous

Er fragte mich, ob ich ihm eine Cola holen würde. Ich zögerte kurz. Dabei musste ich nicht über die Antwort nachdenken, das war ein klares “Natürlich.”. Aber mir war die Bedeutung dieses Moments bewusst und ich genoss ihn, schloss kurz die Augen, atmete tief ein und öffnete sie wieder als Sub. [Willkommen zurück.] Er gab mir ein paar Münzen und ich machte mich auf den Weg über die Tanzfläche. Die Party war gut organisiert, es dauerte nicht lange, dann stand ich mit der Cola wieder vor ihm. Er deutete etwas mit den Händen, und wie ich heute weiß, wollte er, dass ich mich hinknie und ihm die Cola überreiche. Knien hatte ich verstanden, dabei den Boden aber ausgeblendet. (Die alte Frau hat Meniskus und kniet prinzipiell ungern, und schon gar nicht auf einer harten Oberfläche. Hatte ich aber so deutlich vorher nicht gesagt.) Also zog ich meine Schuhe aus und kniete mich neben ihn auf die Couch. Er platzierte meine Hände mit den Handflächen nach oben. Automatisch schlossen sich meine Augen, der Kopf senkte sich ein wenig und ich war weg.

But chains and whips excite me

Ich tauchte in meinen Subspace, der wasserartig über mir zusammenschlug und mich wegdriften ließ. Noch immer hämmerte die Musik, wir saßen nur zwei Meter von der Tanzfläche entfernt, und doch waren der Lärm, der Trubel schlagartig nebensächlich. Ich fokussierte mich, war auf mich konzentriert, wartete gespannt auf Input seinerseits, auf eine Berührung, seine Stimme an meinem Ohr.

Ab diesem Punkt kann ich euch nicht mehr genau erzählen, was genau wie und in welcher Reihenfolge passiert ist. Mir war das Abschalten und Genießen in diesem Moment einfach wichtiger als das Aufpassen und ich überließ mich dem Flow.

Woran ich mich aber recht genau erinnere, war der Moment, als ich, das Kleid unter die Brüste und über die Oberschenkel geschoben, oben ohne auf dem Sofa lag, den Kopf tief im Nacken, die Beine gespreizt, seine Hände zwischen meinen Beinen, auf meinen Brüsten, überhaupt auf meinem Körper und hinter mir tanzten die meist schwarz gekleideten Menschen zu Rihannas “S&M”. Im Catonium in Hamburg. Ich musste einfach lachen! Dieser Moment war so skurril und schön!

All I ever needed

Er bediente sich selbstständig aus meiner Tasche, was ich sehr cool fand. Wir waren die Spielzeuge vorher durchgegangen und ich hatte ihm gesagt, dass alles was in der Tasche ist, auch benutzt werden darf (wenn man es findet =D). Dennoch bewunderte ich den Mut, ich glaube, ich wäre da nicht so forsch gewesen. Aber genau das fand ich klasse =) Meine Rollpiekser quälten mich, das Butterbrettchen, die Peitsche, seine Hände. Ich kniete mit dem Gesicht zur Wand breitbeinig auf dem Sofa, präsentierte meinen Hintern und Rücken und genoss jeden Schlag, jedes Pieksen. Mein Kopf lehnte an der Wand, der Bass vibrierte durch meinen Schädel und irgendwann musste ich einfach grinsen. Das alles war so abgefahren, der Rausch riss mich mit und ich ließ es zu. Stöhnte, bebte, zitterte vor Erregung. Und konnte irgendwann nicht mehr, setzte mich neben ihn, kuschelte mich an ihn, konnte seine Nähe genießen und aktiv suchen. Kam wieder bei uns an.

Und nach meinen selbstgeschriebenen Regeln ticken

Es lief (und läuft) wirklich gut zwischen uns =) Es gab einen Moment, in dem ich eine Grenze zog, ich wollte meinen Slip in diesem Moment einfach anbehalten und ging dazwischen, als seine Finger sich daran machten, ihn mir abzustreifen oder einen Weg darunter zu finden. Ich war zu unsicher. Dabei ging es nicht um die Situation, die Party, auch wenn die ihren Teil dazu beigetragen hat. Wir hatten uns an diesem Tag erst persönlich kennengelernt, und das mag jetzt doof klingen, aber mir fehlte da ein klares “Ja, ich mach das, weil ich das will, weil du mir gefällst!”. Diesen Moment gibt es irgendwie immer, egal ob es nun um D/s, SM oder Shibari geht. Ich brauche die Gewissheit, dass man das nicht für mich macht, sondern aus eigenem Wunsch heraus. Vielleicht, weil ich selber schon Dinge getan habe, bei denen ich dachte, der andere erwartet das jetzt und ich tu’ ihm den Gefallen, und diese Handlungen im Nachhinein selten schön waren für mich. Aber das wusste Wolf nicht, ich wollte in dieser gigantisch lauten Atmosphäre nicht anfangen, mich zu erklären und die Situation auch nicht komplett sprengen durch einen Ortswechsel. Also habe ich ihn kurz gebremst und wir haben eben mit Slip weitergemacht. Das war auch sehr schön =)

Sex sex sex and don’t forget the violence

Ich wollte dem Lärm ein wenig entkommen, weiter nach oben, hoffentlich einen ruhigeren Ort finden. Der lange Tag wurde doch langsam in Kopf und Beinen spürbar. Er nahm mich an der Hand und wir gingen durch den Raum zur Treppe. (Notiz für’s nächste Mal: ich werde eine Leine mitbringen.) An der Bar räkelte sich eine Latexkatze, während ein Mann seine Hände über sie gleiten ließ. Das sah verdammt sexy aus <3 Im obersten Stockwerk standen mehrere Couches, auf denen man sich vergnügte. Eine Couch war frei, wir setzen uns dazu und guckten einfach mal. Links von mir war eine Frau mit zwei Männern beschäftigt, sie blies die beiden und wurde gefingert. Rechts führte ein Herr seine bis auf eine Augenbinde und Handfesseln unbekleidete Begleiterin herum, sie tastete sich über die Ketten an der Wand, die Gitterstäbe. Und saß dann beinahe unschuldig schaukelnd auf einem Hängebrett. Was für ein Kontrast! Zur Couch gegenüber führten zwei Männer eine Frau, ihr wurde dann breitbeinig auf dem Sofa kniend der Arsch versohlt von dem einen Mann, während sie den anderen Herrn bediente. Leider, und das habe ich so auf BDSM-Partys noch nicht erlebt, standen nach kurzer Zeit ein paar Creeps wichsend daneben und hofften auf ein Miteinander. Das hat uns dann auch von dieser Couch vertrieben. Wir erkundeten oben noch die Räumlichkeiten. Den eigentlichen Spielraum haben wir erst da gefunden, auch mehrere Stockwerke hoch und gut einsehbar. Es waren nur noch wenige zugange, aber die Luft war stickig und… nunja, feucht. Da setzten wir uns lieber auf eine Couch im obersten Stockwerk, dort war es ein wenig leiser und wir konnten uns unterhalten ohne uns Anzuschreien. Aber wir merkten beide, der Abend neigt sich dem Ende zu.

Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah, Krawall und Remmi Demmi!

Wir holten unsere Sachen aus der Garderobe, ich zog mich um, und wir verließen den Tempel nach einer ereignisreichen Nacht. Wolf begleitete mich noch zur Bushaltestelle und ich erkundete den nächtlichen ÖPNV in Hamburg. Er hätte mich auch zu meinen Freunden begleitet, aber ich war noch fit und fühlte mich sicher genug. Dafür schrieben wir auf dem Heimweg. Die Bahnen waren voller Partygänger, die so wie ich morgens um vier nach Hause krochen. Ich schmunzelte etwas, dachte an mein eher unscheinbares Auftreten in dem Moment, an die Tasche voller Fetischkram, das Brennen auf meinem Rücken, zwischen meinen Beinen, auf meinem Arsch. An den sehr, sehr feuchten Slip, den ich noch trug. An diesen wunderschönen Tag und diese grandiose Nacht. Um fünf stand ich bei meinen Freunden vor der Tür und fiel ins Bett, total erschöpft und glücklich. So Vielen Dank dafür, mein Wolf <3 Ich freu mich auf’s nächste mal.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.