Da war es dann

Ein Auszug aus einem Gespräch, das ich diese Woche mit meiner Swingerclubbegleitung R geführt habe:

Ich: “Ich weiß nicht, aber ich hatte immer die Idee, dass man sich vor mir ekeln muss, dass man mich nicht anfassen will. Daher wundere ich mich noch immer, dass sich Leute mit mir verabreden und tatsächlich mit mir schlafen wollen. Ich habe keine Ahnung, woher dieses Gefühl kommt. Mir wurde das jetzt nicht von Eltern oder anderen tatsächlich eingeredet.”

Die ersten Male nackt vor anderen Menschen, vor meinen Partnern, waren unglaublich hart. Bei meinem jetzigen Mann habe ich damals geweint vor Scham. Mit, ich glaube, 19 Jahren. Ich war sehr lange davon überzeugt, dass ich nicht liebenswert sei und diese ganze Liebe-Sex-Beziehungskiste nichts für mich ist oder jemals sein wird. Und ich war vollkommen geschockt, als mich mein späterer erster Freund bei einem gemeinsamen Schwimmausflug nicht nur optisch ertragen, sondern auch berührt hat. Die erste Annäherung, ein Streicheln über den Arm. Ich habe ihm Monate später davon erzählt, wie heftig dieser Moment für mich war, wie verwirrend, unangenehm und doch schön, wie angstbeladen. Als ich ihm meine Gefühle und meine Idee, dass ich eklig sei, schilderte, war er irgendwo zwischen traurig und wütend darüber, dass ich mit diesem Bild von mir bisher durchs Leben gehe.

Mittlerweile ist es leichter und zumindest in BDSM-Kreisen fallen da die Hemmungen. Der Herr hat mich ausgewählt und ich stelle seine Entscheidung nicht in Frage.

Aber ich weiß, ich bin da nicht alleine mit solchen schmerzhaften Selbstbildern. Und ich weiß, es braucht keine 135 Kilo auf der Waage, um sich ängstlich, verunsichert, abartig zu fühlen.

Aber woher sowas kommt?

Heute Abend, bei einer Unterhaltung im erweitertenFreundeskreis, ging es um eine Band, die bei Konzerten Frauen aus dem Publikum auswählt, die sich dann auf der Bühne entkleiden. Ich habe den O-Ton nicht mehr im Ohr, aber es ging neben den gutaussehenden Damen dann auch um die übergewichtigen, eher unansehnlichen. Und da fiel das Wort, dass mich so beschäftigt. “Ich find das ja eklig.”

Ok, danke. Case closed. Woher sowas kommt? Von solchen kurzen Kommentaren. Es bleibt im eigenen Kopf ja nicht bei dicken, nackten Frauen auf einer Bühne. Es wandelt sich zu generell dicken Frauen, angezogen, im normalen Leben.

Ich bin mitterweile so unglaublich dankbar für meine Partner, Freunde, Gefährten, die mir auch heute noch zwischendurch klarmachen müssen, dass ich ok bin. Das man mich zur Begrüßung umarmen kann, auch wenn ich ein wenig verschwitzt bin. Das ich nicht hässlich bin. Nicht weniger wertvoll. Das ich ein Anrecht auf Liebe und Lust habe. Mich nicht verstecken muss. Ich nicht anders bin.

Und ich habe keinen Bock auf solch oberflächliche Scheiße in meinem Freundeskreis. Weil es einfach weh tut. Es tut weh, so etwas zu hören. Und es tut weh, dass andere sowas schweigend hinnehmen.

Und damit gute Nacht

Aus dem Off – #notjustsad

Momentan kämpfe ich. Das ist auf Twitter leicht an der Stille zu merken, zumindest der Pr0n-Account liegt gerade etwas auf Eis.

Mir geht es gerade… schlecht. Ich bin versucht, es als #mimimi zu bezeichnen, weil ich mir denke, dass andere es so bezeichnen würden. Es gibt keinen konkreten Grund. Klar, Stress, Schlafmangel, sich selbst nicht wichtig sein. Daraus resultierend ergeben sich dann Ungleichmäßigkeiten im Medikamentenspiegel, man wird leicht schludrig, wenn man sich nicht pflegt. Ebenso wie vermehrte Wunden, die auch nur langsam abheilen. Aber Fakt ist, ich sitze hier und habe einen Kloß im Hals und rechne im Laufe dieses Beitrags auch mit Tränen, es ist einfach so. Es ist gerade schwierig. Und nachdem ich heute in einem Gottesdienst saß, in dem es um das Thema Depression und Selbstmord ging, wollte ich mich ganz persönlich dazu äußern. Wie zeigt sich das bei mir? Was kann man tun? Und vielleicht findet sich da jemand anderes da wieder. Zu wissen, dass man nicht alleine ist, ist auch schon viel Wert, vor allem, wenn man sich krud und falsch und niemals angekommen fühlt.

Als allererstes:

Dies ist kein Mimimi und das weiß ich. Ich spiele es gerne runter und das ist dumm, so dumm. Wenn ich mich damit befasse, dass es mir schlecht geht, geht es mir erstmal schlechter, daher tue ich das nicht so gerne. Aber dies hier ist ernst. Dieser emotionale Dreck frisst sich durch das Leben und raubt einem Kraft, Schlaf, Lachen, Liebe, Gefühle. Man wird innerlich dunkel und taub und wenn man den Weg daraus nicht findet, stirbt man im schlimmsten Fall daran. Man stirbt an seinen eigenen Gefühlen, an dem Mangel an Gefühlen. Also nehmt das ernst. Wenn jemand betroffen ist, behandelt ihn nicht von vornerein wie ein rohes Ei, aber lasst euch nicht für dumm verkaufen. Hinter einem Lachen und einem “Mir gehts gut” kann der beschissenste Abgrund lauern. Vergesst das bitte nicht. Glaubt nicht der Fassade. Guckt dahinter.

Wie es sich äußert. Springen wir zur Secret Night zurück. Ich war aufgedreht, hatte mich total darauf gefreut, gerade weil wir ja BDSM-technisch in einer spannenden Phase sind. Und dann ging das schief. Das traf mich aber erst am Tag danach und so richtig in der Woche danach. Dazu kam der alltägliche Stress (der momentan einfach sehr heftig ist), Müdigkeit, ein bisschen Erkältung und irgendwie… plötzlich stand ich weinend in einer Ecke auf dem Campus und konnte nicht annähernd formulieren, was gerade Sache ist. Ich wollte einfach nur weinen. Das ist für mich dann immer dieser dezente Wink mit dem Zaunpfahl, dass gerade etwas schief läuft, ich bin grundlos, sehr plötzlich sehr traurig. In diesen Momenten suche ich bewusst keine Schulter zum Ausweinen, weil es dadurch erstmal nur noch schlimmer wird. Und wenn man den Rest des Tages noch halbwegs professionell aussehen muss, ist das einfach nicht drin. Also, zusammenreißen, weiterrudern.

Als nächstes merkte ich, dass ich vielleicht ein winziges bisschen reizbar war… also… so von Null auf Haltdocheinfachdeinenmundundgehsterben in wenigen Sekunden. Das tut mir im Umgang mit Freunden immer sehr, sehr leid, weil mir zwar kurz darauf bewusst wird, wie dumm ich da gerade reagiert habe, der Schaden dann aber erstmal da ist. Und ich mich dann schuldig fühle, schlecht, ich mich entschuldige und in so einer Spirale aus “Ich kann irgendwie garnichts dafür” und “Du bist trotzdem für den Mist, den du verzapft verantwortlich” immer enger verschlinge.

Generell flipper ich einfach sehr schnell zwischen meinen Gefühlen hin und her und das ist ungemein anstrengend.

Jetzt habe ich noch den Vorteil, dass sich in solchen Phasen ein kleiner Teil von mir abspaltet und rational bleibt, zumindest halbwegs. Dieser Teil kann nichts verhindern, aber er ist in der Lage, Dinge richtig einzuordnen. Warum habe ich das gerade getan? Ich fühle mich doch gerade garnicht so, also woher kommt das? Diese Fragen kann man sich nur beantworten, wenn man das System “Gefühl” verlassen kann und das ganze von außen einsortieren kann. Ich habe keine Ahnung, woher ich das habe, vielleicht hatte ich einfach einen verdammt guten Therapeuten (Ewige Liebe an Mr C, auch wenn er das nie lesen wird.), aber ich weiß noch, wie es ohne diesen Teil war, nur Emotion, nur Dunkel, nur Einsamkeit. Und vielleicht reagiere ich deswegen so verdammt empfindlich auf diese ganzen Themen, weil ich das Gefühl noch kenne.

In Sachen Beziehung zu meinem Herrn ist ich diese Verunsicherung in den Gefühlen nochmal etwas anders und es tut mir in solchen Phasen immer wieder aufs Neue weh, dass ich meinen Herrn damit belästigen muss. Ich denke immer wieder daran, auch diesmal, dieses Verhältnis einfach zu beenden, dann kann er sich jemanden suchen, der einfacher gestrickt ist und ich… ich weiß nicht. Irgendein Vorteil würde ich finden bzw. mir weißmachen können.

Wir haben zum Beispiel demnächst ein Date. Und wenn ich mir jetzt überlege, was ich mir erhoffe, schwanke ich zwischen Benutzung durch einen Haufen anonymer Männer und Sofa+Star Trek. Ganz einfach also, mit einer zufriedenen Sub aus dem Wochenende zu kommen, aka “Wie man`s macht, kann es phänomenal falsch sein”.

Anderes Beispiel. Wir haben eine ganze Liste an Kopfkinofilmen, die wir gerne noch erleben würden und in meinen normalen Zeiten habe ich kein Problem mit unserem Tempo und meiner Geduld. Aber in diesen Zeiten, wenn ich sowieso mit allem unglücklich und unzufrieden bin, rutsche ich erst in ungeduldig und fließend weiter in frustriert. Und dann kommen die Fragen, die Zweifel, die Ängste, der Fluchtinstinkt. Auch des schlechten Gewissens wegen, diese doch eigentlich so einfache, glückliche Beziehung vollkommen zu verkomplizieren. Geh, dann ist alles einfacher. Wenn nicht für dich, dann doch für ihn.

Aber wie nun damit umgehen?

Für mich ist das relativ einfach, zumindest in der Theorie. Ich muss aushalten. Mir immer wieder klarmachen, dass das Gefühl oder auch Nicht-Gefühl vorüber geht. Dazu genug schlafen, genug essen, Dinge tun, die mir gut tun. In meinem Tempo. Und vor allem: Keine wichtigen Entscheidungen treffen in diesen Tiefs, denn der Blick für Prioritäten und gute Gefühle ist einfach vollkommen verstellt. Nichts tun, was man hinterher nicht nur bereuen, sondern auch betrauern müsste.

Für Freunde und Partner ist das schwieriger und auch anstrengend. Empathisch sein und reagieren, wenn es sein muss. Wenn es geht, nachsichtig sein mit den Emotionsspitzen. Die Hand halten, wenn neben dir jemand in einer Kirche einen ganzen Gottesdienst durchweint. Mit in den Swingerclub gehen und gemeinsam gucken, lachen, reden, die fröhlichen Momente absolut auskosten. Zwischendurch kurz Meldung machen und sagen “Hey, ich bin da. Du bist nicht allein.” Sich bewusst sein, dass es spontan anders verlaufen kann als gedacht, dass die Belastbarkeit vielleicht da ist, vielleicht nicht. Und das wichtigste: Taschentücher dabei haben. Ist nie falsch.

Ich habe das Glück, mit Freunden, Partnern, geliebten Menschen umgeben zu sein, die mich mit einem Gefühl von Geborgenheit umschließen. Das ist einfach nur wundervoll <3 Ich danke euch =*


So.

Verzeiht, dass es nicht vor Erotik kribbelt, ich hoffe, das ändert sich bald wieder.

Bis dahin:

Penis.

Status Quo: Stille

Lang war es hier still, und das wird vermutlich noch ein wenig andauern.

Ich bin umgezogen, Anfang April. In den Semesterferien liefen die Vorbereitungen, aber der eigentliche Umzug, das Packen, Putzen, eigentliche Umziehen geschah erst während der Vorlesungszeit.

In der Woche vor dem eigentlichen Umzug habe ich mir irgendwas im Knie… Gerissen, angerissen, ich weiß es bis heute nicht. Auf jeden Fall mussten über Kleinanzeigen Krücken besorgt werden und ich war die nächsten Wochen humpelnd unterwegs. Seit drei Wochen geht es ohne Krücken, aber Treppen hoch oder runter komme ich nur langsam und tappsig. Das wird auch noch Monate dauern.  Ohne meine Freunde hätte das alles nicht funktioniert, sie waren es, die meinen Umzug gewuppt haben. Schleppen, Aufbauen, mich nicht mal längere Zeit stehen konnte ich. Dafür bin ich sehr dankbar <3

Dieses Semester ist extrem anstrengend, der Stundenplan voll. Neben dem Uni-Alltag ballen sich im Mai auch noch 2 Messen und eine einwöchige Exkursion. Ich liebe mein Studium, aber es ist einfach sehr heftig. Dieses Wochenende habe ich klar ausgesprochen, was eigentlich schon klar war: ich werde ein Semester dran hängen. Das nimmt mir gerade etwas Druck, und ich werde zumindest eine meiner 8 Prüfungen dieses Semester schieben.

Das alles hat mich seelisch sehr viel gekostet. Ich bin mitten in Depression und Borderline gestürzt und kämpfe mich da raus, aber das dauert seine Zeit. Zum Glück habe ich neben meinen Freunden auch noch meinen sehr verständnisvollen Herrn. Er musste auf Hausaufgaben verzichten, auf Zeit mit mir. Dafür hatten wir vor Kurzem eine wundervolle Secret Night und werden uns demnächst häufiger sehen, worauf ich mich schon sehr freue <3

Wenn ich nicht gerade seelisch abstürze geht es mir eigentlich gut. Die eigene Wohnung, in der ich mich wohlfühle. Das Studium, mit dem ich sehr glücklich bin. Freunde, die zu mir stehen. Mein Herr, der mir entgegenkommt. Mir ist vollkommen klar, dass der emotionale dunkle Schleier über all dem an einer Krankheit liegt, mein Kopf mir diese eigentlich tollen Aussichten trübt und verzerrt. Leider ändert das nichts an meinen Gefühlen in diesen Momenten. Aber es wird besser. Man braucht nur Geduld.

Ungewollte Spuren

Man hat es ja durchaus mitbekommen, ich hatte etwas Stress in den letzten Wochen. Nun kämpfe ich mit den Folgen.

Emotional bin ich am Rotieren. Jedes Gefühl ist übersteigert und heftiger als sonst, was mich zwischen akutem #mimimi, Freundentaumeln und Gedanken in Capslock sehr verunsichert zurücklässt. Mehr als sonst.

Gleichzeitig schlägt dadurch die psychosomatische Ecke voll zu, ich habe Schmerzen vor lauter Anspannung und bin gleichzeitig zu dem inneren Hamsterrad eigentlich total erschöpft.

Und, was mich besonders ärgert, ich nehme Schmerz anders war. Die Hausaufgaben haben sich nicht nur schmerzhafter angefühlt diese Woche, sondern auch durchaus unangenehm. Ich spüre, wie sich der Körper wehrt. Das nervt einfach tierisch.

Ich kämpfe dagegen, bin genervt von dieser Reaktion, die ich analysieren, aber nicht unterbinden kann, will mich nicht davon einschränken lassen. Aber ich weiß auch, dass der Schaden größer ist, wenn ich jetzt zu weit gehe und Grenzen überschreite. Also… Geduld. Ich pendle mich wieder ein. Ich werde mich wieder entspannen. Ich brauche nur etwas Geduld.

Gott, wie mich das nervt!

Hier bitte den Plural von “Disaster“ einfügen

Ich zerbreche momentan. Jeden Tag ein Stück mehr. Und das ist keine Übertreibung, keine poetische Ausdrucksweise für “es ist stressig“, es geht mir zum Kotzen. Ich bin traurig und wütend und sehr, sehr dankbar, dass ich nicht zum Ritzen neige. Meine Ferien sind anstrengend und zehrend, ich fürchte mich vor dem Zustand nach der Rückkehr in mein Leben als Studentin und als Sub. Und dann denke ich darüber nach ihn anzuschreiben, ob ich ihm erklären soll, dass ich gerade eher einen Freund brauche, das Du und nicht das Sie. Und stelle dann fest, dass ich nach ein paar Minuten Du wieder beim Sie wäre. Dass eine Umarmung, feste, freundschaftlich sehr schön wäre, ich danach aber doch gerne die Hand im Nacken hätte. Die Ohrfeige für das Masturbieren ohne Erlaubnis. Jeden einzelnen Schlag aus meinem Strafbuch. Und danach, nach dem Atmen, nach dem Runterkommen ein “Braves Mädchen“.

Every day is one day less.