Ein Wochenende in Hamburg, Teil II: Shibari, aktiv und passiv

Ich hatte für dieses Wochenende einen Begleiter über Twitter gefunden, nennen wir ihn Wolf. Wir wollten neben der Messe auch gemeinsam zur Party, vielleicht spielen, offen sein für eventuelle Lust.

Dafür wäre es natürlich gut, wenn man sich vorher ein wenig kennenlernen könnte, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt bereits einige Wochen fleißig am Tippen waren: Ein persönliches Kennenlernen ist doch immer nochmal etwas anderes. Praktischerweise stand eine kurze Einführung in japanisches Fesseln auf der Workshopliste, gehalten von Nawasabi und Schwarzes Biest. Die beiden durfte ich bei der Bondagelounge erleben, sie haben mich da schon sehr begeistert. Und was gibt es besseres zum Kennenlernen als ein Bondage-Workshop, der einen im Zweifelsfall in dem direkten Körperkontakt zwingt ? Und so eilten wir nach einer ersten kurzen Runde auf der Messe ins Nebengebäude zu unserem Workshoptermin.

Der Workshop war klasse! Ralf und Juliane sind super sympathisch und vermitteln die Technik, aber vor allem das Gefühl in den Seilen. Die zwei Stunden waren knapp bemessen und es war klar, das es jetzt nicht ausführlich um Sicherheit im Seil gehen kann. Allerdings wurde deutlich gemacht, das Shibari keine risikoarme Beschäftigung ist und einer Anleitung bedarf, und ein Messer bzw eine Schere stets in Griffweite liegen sollte. (Das fand ich gut, ich bin ja kein Freund von purer Euphorie und huppsie, mein Arm ist taub, wie ist das denn passiert?) Es ging neben der Technik (Single Column Tie, Fesselung des Oberkörpers mit den Händen im Nacken) um die Frage, wie steige ich in die Fesselung ein, wie halte ich Kontakt zum Bunny, wie kommuniziere ich durch das Seil, vermittle als Rigger meine Wünsche und kann dennoch auf das Bunny eingehen und reagieren. Spannend, auch für Nicht-Anfänger.

Ich hatte als Bunny sehr viel Spaß und tatsächlich eine gute Gelegenheit, meinem Date etwas näherzukommen. Das war für ihn vermutlich garnicht so einfach, ich war erst überdreht und eher kämpferisch, brauchte etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Aber es funktionierte irgendwann und ich konnte mit geschlossenen Augen die Seile und auch seine Hände an meinem Körper genießen. Es gab da diesen Moment, als wir im Kreis standen, Ralf zuhörten, und ich noch immer unruhig herumtrippelte, vom Wolf weg. Und er griff nach mir, zog mich mit einem “Nicht weglaufen” an sich. Da fiel ein Schalter und ich wurde ruhig <3 Einer meiner Lieblingsmomente an diesem Wochenende. Der Workshop war eine seeeehr gute Idee =)

Auf den Messebühnen konnte man den Profis bei der Seil-Arbeit zusehen. Koi Ku Nawa und Vlada und Falco konnten wir leider nicht sehen, dafür aber Proud Flesh und nochmal Nawasabi und Schwarzes Biest:

Proud Flesh haben eine sehr schnelle, sehr intensive Performance gezeigt, die mir aber tatsächlich zu schnell war. Zu fixes Fesseln wirkt gehetzt und macht mich sowohl als Zuschauer als auch als Bunny nervös. Dennoch war die Chemie zwischen den beiden sehr sehenswert! Da war sehr viel Gefühl und Erotik, es knisterte heftig.

Nawasabi und Schwarzes Biest waren einfach… Wow. Die Spannung zwischen den beiden erzeugt Gänsehaut beim Zuschauer, man sieht, wie die Schmerzintensität immer weiter zunimmt und sich steigert, bis das Bunny schließlich nur noch an einem Fuß hängt. Schwarzes Biest ist einfach so wunderschön in diesen Momenten <3 Nawasabi war wesentlich verspielter in der Performance als bei der ruhigen Fesselung bei der Bondage-Lounge. Der springt dann auch schon mal auf sein in den Seilen hängendes Bunny und schaukelt ein bisschen mit. Wir haben uns entschieden, für diese Performance länger auf der Messe zu bleiben und erst später auf die Party zu gehen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereue 🙂

Wenn ihr die Möglichkeit habt, euch sowas mal live anzusehen, nutzt diese Chance. Im schlimmsten Fall ist es unterhaltsam, im besten Fall berührt es euch und weckt Neugier 🙂

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