Die Klammern

Ich ziehe meine Brustwarze leicht am Piercing nach vorne, schließe dahinter die Klammer, vorsichtig. Die kleinen Noppen beißen sich in meine Haut, der Schmerz schießt für einen Moment hinterher. Klammer zwei folgt Sekunden später. Ich mache ein Foto mit Zeitstempel und sitze dann still.

 Manchmal bin ich mutig und bewege mich, aber jedes Schaukeln der Kette, jede Drehung der Klammern jagt mir Schmerzen durch die Nippel. Keine angenehmen Schmerzen.

Ich habe allergrößten Respekt, wenn ich sehe, wie an solchen Klammern gezogen wird, wie sie mit Gewichten beschwert werden. Der Weg ist noch weit.

Ich sitze still und fühle. Der Schmerz pulsiert anfangs, dann nimmt er ab. Jetzt nicht den Fehler machen, und sich bewegen! Ich riskiere das nur, wenn es mir wirklich gut geht. Nicht heute, lieber nicht.

Ich warte. Fühle. Spüre, wie mir der Schmerz in den Kopf steigt, lege den Kopf zurück, atme, genieße. Spüre aber auch den beginnenden Kampf, die Hitze, das Brennen unter den Klammern.

Ich warte. Bis das Brennen überhand nimmt, bis das Argument “Aber das Entfernen wird viel schlimmer!“ nicht mehr funktioniert. Dann greife ich an meine Brust, den Kopf im Nacken, und öffne langsam, sehr. langsam. eine der Klammern. Der Körper braucht einen Moment bis er begreift, dann schreit er auf. Den Kopf zurückgelehnt, stöhne ich mich durch diesen Schub aus Schmerz, drei, vier mal tief Atmen, dann ist es überstanden. Klammer Nummer zwei, Stöhnen, Atmen. Dann wieder der Griff zur Kamera, das Sichern der Trophäen und der Zeit ist wichtig.

Ich arbeite mich langsam nach vorne, halte länger aus. Irgendwann kann ich mich dabei auch bewegen. Aber bis dahin übe ich weiter 🙂

Die Nadeln

Wer mich auf Twitter verfolgt, bekommt häufiger mal Bilder mit Kanülen in die Timeline gespült. Ich beantworte dazu immer wieder dieselben Fragen und wollte diese hier einmal zusammenfassen.

Warum mache ich das?

Mehrere Gründe. Der wichtigste: Für den Rausch. Dabei geht es nicht um den Schmerz, auch wenn das Setzen der Nadeln natürlich ein wenig weh tut. Der spannende Teil beginnt allerdings danach. Wenn ich die Nadeln ein paar Minuten stecken lasse, schüttet der Körper Hormone aus. Ich nehme mal an, es geht dabei um Endorphin und Adrenalin, das ist aber nicht mein Fachgebiet ^^” Wie sich dieser Rausch anfühlt, habe ich gestern so beschrieben:

Bist du schon mal ohnmächtig geworden? Und zwar nicht schlagartig, sondern so, dass du mitbekommst, dass du weniger wahrnimmst und langsam abdriftest?

Die Nadeln sind eine sehr leichte Version dieser Empfindung. Ich nehme an, das liegt daran, dass ich sie selber setze und die Kontrolle behalte. Beim Blutabnehmen dagegen kann es mich schon mal wirklich umhauen.

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Grund zwei: ich mag Blut und Spuren, beides habe ich hier, ohne großen Schaden anzurichten. Die Nadeln hinterlassen keine Narben, nur kleine punktförmige Wunden oder mal einen kleinen blauen Fleck.

Und der dritte Grund: Ich finde es ästhetisch durchaus ansprechend. Man kann damit spielen, besonders in Kombination mit Garn/Zwirn finde ich das sehr spannend.

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Dabei setze ich die Nadeln prinzipiell selber und nur an den Brüsten, die sind für mich leicht erreichbar und bieten genug Spielfläche 😉 Ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemand anderen machen lassen würde. Durch das selber setzen habe ich die genaue Kontrolle über die Tiefe und Position der Nadel. Wenn man dabei zu tief oder an die falsche Stelle sticht kann das ziemlich weh tun und wie gesagt, um den Schmerz geht es dabei nicht. Ich empfinde ihn nicht als angenehm und habe auch keinen Nadel-Fetisch.

Die Stärke der Nadeln habe übrigens nicht ich ausgewählt, ich habe in der Apotheke einfach um eine Packung gebeten. Diese gibt es in wesentlich kleinerer und kürzerer Ausführung, die kann man sich dann auch mal senkrecht in die Brust setzen, was ich mit dieser Stärke definitiv nicht tun würde ^^”

Jetzt und hier

Momentan sehen wir uns kaum und anfangs dachte ich, das wäre schwierig. Dominanz auf Entfernung hat bisher nicht gut funktioniert. Allerdings habe ich damals keine Hausaufgaben bekommen, bzw es gab sie eher selten. Jetzt sieht es so aus, dass ich an einem Tag in der Woche keine habe, ich also durchaus beschäftigt bin, für ihn, in Gedanken mit ihm.

Anfangs kam ich mir dabei albern vor. Warum soll ich diese Dinge tun? So ohne Beobachter ist das irgendwie… komisch. Ich könnte einfach lügen. Ich muss zwar Fotos machen, aber bitte, was ich zwischen Foto 1 und 2 mache kann ja keiner kontrollieren.

Aber ich habe nicht gelogen. Ich habe es ausprobiert und Gefallen daran gefunden. Es dauert nur wenige Momente, dann rutsche ich in meine Rolle, erledige meine Aufgabe. Warum? Für ihn. Nein, eher so: “Für ihn <3 ^__^ *hach*” Es macht Spaß und ist für mich momentan ein gewisser Anker. Außerdem kann ich ihm eine Freude machen, wenn ich mehr mache als ich soll =)

Natürlich freue ich mich darauf, ihn zu sehen. Ich möchte endlich die Rituale verinnerlichen, möchte lernen, diesen Schalter zwischen “Oh, bitte, warum hörst du auf den, du pseudoemanzipiertes Weib?” und der tatsächlichen Glückseligkeit und Ruhe in meiner anderen Rolle schneller umzulegen, und ich glaube, dazu braucht es Routine.

Aber wir haben Zeit, dieses Verhältnis war von Anfang an auf einen längeren Zeitraum angelegt. Und ich bin absolut loyal. Ich mag ungeduldig sein und mehr, mehr, mehr wollen, aber ich hole es mir nicht woanders. Nicht, ohne einen Auftrag seinerseits. Bei all den Problemen und dem Chaos in und um mir ist dieser Teil meines Lebens einfach gut und ich bin zufrieden.

Vielen Dank dafür =*

Wahrheiten

Ich bin müde und erschöpft und wieder an dem Punkt, an dem Gedanken und Gefühle die Macht besitzen, mir körperliche Schmerzen zu bereiten. Dazu braucht es nicht viel. Ich sehe, ich habe eine Email von einem bestimmten Absender, einen entgangenen Anruf von dieser Nummer und Krämpfe setzen ein, der Hals zieht sich zu, manchmal wird mir schwindelig. Insgesamt bin ich gereizt, genervt, wütend, ich versinke zuhause im Chaos, sitze hier und starre vor mich hin, statt Motivation zum Aufräumen und Spülen zu finden. Ich bin einfach zu… kaputt gerade.

Und in diesen Momenten beneide ich sie, die, die sich verletzen können, trinken, kiffen, irgendwas tun, um diese Spannung loszuwerden. Ich kann das nicht oder es hilft nicht. Mich muss man entweder schlagen bis ich breche (was ich mir nicht gönne, weil er doch mehr ist als ein Arm mit Peitsche) oder in den Arm nehmen bis ich einfach weine (was ich nicht zulasse, weil dann weine ich ja. Und rotze. Und jammere.).

So bleibe ich einfach sitzen und warte. Und lächle. Und wenn jemand fragt…”Mir? Mir geht’s gut =)”. Denn selbst wenn wir nicht mehr aufrecht stehen können, die Fassaden werden das immer tun.

[Und jetzt weine ich endlich und es fühlt sich einfach gut an.]

PS: Diese Fassade ist per se nichts Schlechtes. Für mich kann sie eine Zeit lang Stütze sein, für euch ein Weg, mit mir “normal” umzugehen. Aber ich weiß, wie wichtig es sein kann, anderen Menschen die Wahrheit hinter dieser Maske zu zeigen, damit sie Bescheid wissen, falls diese einmal fällt. Damit sie die Chance haben, da sein zu können, denn ich habe solche Menschen, solche Freunde. Also bitte keine Sorgen um mich. Bevor ich zu tief stürze, sind sie bei mir und nichts könnte sie aufhalten =*