Nicht nur Sub

Da predige ich so viel Kommunikation und dann sowas:

Mein Herr bat mich, bis zu unserem nächsten Treffen sexuell enthaltsam zu bleiben, also kein Swingerclubbesuch, kein Treffen mit anderen Männern, keine Selbstbefriedigung. Im ersten Moment war das ok, mehr als ok. Ich wollte am Freitag darauf alleine in den Swingerclub und hatte Muffensausen… hey, cool, so blieb mir das erspart. Und auch Treffen mit anderen Männern… über den Sommer gab es im Joyclub mehrere Gespräche und Interessenten, aber auch das macht mich nervös und war eine Herausforderung, also… ok. Auch das hatte sich erstmal erledigt, ich musste mir nicht den Kopf zerbrechen.

Aber dann kam der Frust. Ich hatte mir solche Unternehmungen vorgenommen nach dem Sommer, das war mir wichtig. Ich hatte mich schon längst online angemeldet, damit es mir schwieriger fallen sollte, einen Rückzieher zu machen. Und ich hätte das ehrlichgesagt gut gebrauchen können, ich habe mich einfach elend einsam gefühlt. Und so ärgerte ich mich. Aber ich schwieg. Eine Sub muss sowas abkönnen und das möchte ich ja schließlich sein. Ich muss verzichten können für meinen Herrn. Und das ist doch alles nicht so schlimm, ich bin jetzt nur so drauf, weil ich meinen Willen nicht bekomme. Bedürfnis hin oder her, so schwierig ist dir Enthaltsamkeit sonst auch nicht gefallen, wenn er es dir befohlen hat.

Aber so war es nicht, und der Frust nahm zu. Ich fühlte mich unglücklich und es wurde schlimmer und schlimmer und irgendwann kamen dann die Gedanken Richtung “Es macht dich nicht glücklich. Absolut nicht. Ist das wirklich das richtige für dich, dieses Konstrukt, diese Art von Beziehung?”

Gespräche mit Freunden (“Aber er hat dich doch nur gebeten, nicht befohlen, warum ist das für dich so krass?”) und Batman (“Also ich versuche seit Jahren, dass du aus dir rauskommst und dann bist du endlich soweit und er bittet dich, dich zurückzuhalten?”) folgten und ich verstand langsam sehr genau, was mich da so wurmte:

  1. Die “Bitte”, die für mich als Sub einfach keine Bitte ist. Fakt ist: für mich ist das ein Befehl. Als Bitte getarnt fühlt sich das aber sehr seltsam an. (“Weiß er nicht, dass das für dich so ernst ist? Das muss er doch wissen. Kann ich ihn bitten, dass ich trotzdem in den Club darf, ich meine, es war nur eine Bitte. Aber es war SEINE Bitte, also lieber nicht.”)
  2. Die widerstreitenden Gefühle: Ich möchte eine gute Sub sein vs. Ich möchte meine Vorsätze befolgen.
  3. Mein Schweigen. Die Tatsache, dass mir dieses eigene Ungleichgewicht nicht wichtig genug war, mit ihm darüber zu reden. Dass ich zugelassen habe, dass ich deswegen an unserer Beziehung und auch sehr an mir gezweifelt habe.

Bis es dann vorgestern aus mir herausbrach und ich mit meinem Herrn telefonierte. Ich überraschte ihn damit, wie hätte er das auch ahnen sollen? Wir haben dieses emotionale Chaos in mir geordnet und seit dem herrscht wieder Frieden in meinem Kopf und Bauch.

Aber ich ziehe daraus für mich gewisse Lehren.

Ich bin nicht nur Sub. Meine sexuelle Freiheit und die Entwicklung meiner Sexualität standen von Anfang an auf der Agenda. Die Besuche im Kino und auch die Secret Nights waren für mich die großen Eisbrecher, die mir da den Weg zu genug Selbstbewusstsein und -vertrauen geebnet haben. Also ohne meinen Herrn könnte ich diesen Weg nicht gehen, gleichzeitig muss und möchte ich Teile dieses Wegs alleine gehen.

Ich bin nicht nur Sub, ich bin auch Frau. Aus Batmans Ecke kommt ein klares “Tob dich endlich aus” und auch mein Herr möchte, dass ich mich entwickle. Das heißt aber für mich, dass ich mich da ein Stück weit von diesen beiden Herren lösen muss. Nicht mehr fragen “Ist das ok?”, was ich momentan bei beiden noch tue. Auch kein “Mir würde es gefallen, wenn du Dich zurückhälst” ohne klaren D/s-Hintergrund*. Und leider auch kein “Ich erwarte von Dir, dass Du Dich heute abend hingibst” vor einem Treffen mit einem anderen Mann (auch wenn mir das immer sehr geholfen hat. Aber Entweder, oder. Ich kann nicht einen Befehl verlangen wenn er mir hilft, aber eine Bitte meines Herrn verwehren.) Das heißt nicht, dass ich jetzt schreiend losstürme und alles ficke, was ich finde. Das heißt nur, ich möchte selbst Entscheidungen treffen, ich muss diese selbst treffen.

*Ich habe lange überlegt, wie es mir gegangen wäre, wäre diese Enthaltsamkeit nicht als Bitte, sondern als klarer Befehl formuliert gewesen. Vermutlich wäre es mir leichter gefallen, weil es eine klare Linie gewesen wäre. Schwarz auf weiß. So war es eine Bitte in seiner Welt, ein Befehl in meiner Welt, und an dieser Diskrepanz bin ich ein Stück weit gescheitert.

Zwei Seiten einer Medaille

Manchmal blase ich nur für mich. Dann bist Du mein Spielzeug, mein Lustobjekt. Und selbst wenn Du die Kontrolle übernimmst und meinen Mund fickst, ist der Gedanke an Dich nur der zweite. Es geht um mich, um meine Lust, meine Erregung, die meinen Geist flutet und erhitzt. Meine Fotze wird nass und glitschig, mein Slip klebt an mir und ich rieche meine eigene Erregung. Ich liebe diesen Duft! Ich fahre mit den Fingern durch diese Nässe, verteile sie auf deinem steifen Schwanz, schmecke mich, bevor ich dich schmecke.

Und dann gibt es die Blowjobs für Dich. Natürlich erregt es mich, Dich tief in meinem Mund zu haben, aber diese Erregung ist zweitrangig. Es geht um Dich. Ich möchte Deine Lust wecken, Dich verwöhnen. Dich liebkosen, jeden Zentimeter berühren, schmecken, küssen. Deinem Atem lauschen, zu Beginn langsam und tief, dann schneller, schärfer, bis Du Dich stöhnend Deinem Höhepunkt näherst. Ich möchte um Dich sein, wenn Du kommst, Deine Lust schlucken und schmecken, Deinen Blick sehen, die Hitze und Glut darin. Dein Blick wird dunkler, wenn Du bestimmst, er wird härter. Dann bin ich Dein Lustobjekt. Ich bin eine Körperöffnung, Lippen und Zunge nur hübsch geformtes Fleisch, zu Deinem Vergnügen geschaffen. Mein Auftrag: dieses Fleisch so zu präsentieren und zu verwenden, dass es Dir zum Höhepunkt gereicht. Und natürlich schlucken, wenn Du Deinen Saft in meinem Mund verspritzt, nach all den Stößen, die ich am Tag darauf noch spüren werde. Jeder Bissen und jeder Schluck wird mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Ich möchte mehr

Und da ist mein Problem, der Wunsch nach mehr. Wir kennen uns schon, nicht wahr?

Aber was heißt Problem… Ich denke, es ist vollkommen normal, von einer Sache, die einem gut tut, mehr zu wollen. Noch geht es nicht zu weit.

Ich hatte sehr schöne Ferien. Die Dates mit Batman und A, und die Besuche in den Clubs mit A waren einfach toll. Nicht nur vom körperlichen her, ich komme weit weniger depressiv aus diesen Ferien als sonst. Und ich habe wieder Ängste abgebaut, bin jetzt hoffentlich etwas mutiger.

Momentan sind es sehr eintönige Bilder in meinem Kopf, meine Phantasien sind immer wieder dieselben. Männer, Mehrzahl, die sich bedienen, die mich bedienen, aber vor allem sich. Immer häufiger kommt eine BDSM-Komponente hinzu, der Wunsch, dieses Sich-Bedienen bis an eine Grenze zu treiben und der Körper erschöpft aufgibt. Vielleicht kombiniert mit Demütigungen. Aber vor allem schlichtes Gehorchen, machen, nicht denken, aber eben mehr als Oralverkehr. Ich entdecke für mich den Spaß am Sex. Blasen ist geil, aber ich will mehr. Und ich darf mehr wollen.

Seit dem ersten Kinobesuch nehmen diese Gruppen-Phantasien überhand, und so führen die Überlegungen, was man so abends unternehmen könnte gedanklich oft in den Joyclub, in Richtung HÜ. Mal sehen, was die Zeit da noch so bringt 🙂 Ich fühle mich auf jeden Fall wohl. Und das finde ich toll 🙂

Sex und Geld und ein Mini-Rage

Am Anfang war dieser Artikel.

“Aber ich werde gerade nicht schwanger und ich mache regelmäßig HIV-Tests”, sage ich. “Ich habe kein Aids”, ist seine empörte Antwort.

An ungefähr dieser Stelle begann der Teil meines Gehirns, der sich mit intelligenten Handeln befasst, sich vor Verzweiflung zu winden und laut “OB DU KRANK WERDEN WILLST HAB ICH GEFRAGT” zu schreien. Wieder und wieder. Und wieder.

Sex ist geil. Und auch ich mag keine Kondome. Aber ich mag auch keine Schutzimpfungen. Und keine Sicherheitsgurte. Oder Fahrradhelme. Aber irgendwie hinterfrage ich so sinnvolle Erfindungen nicht, wenn ich mir einmal den Artikel zu Tetanus durchgelesen habe. Oder einen Crash-Test angeguckt habe. Oder so ein Melone-in-Fahrradhelm-Video.

Und wenn ich mit jemandem schlafe, den ich nicht kenne, scheiß ich auf irgendwelche Aussagen und nehme Kondome. Und wenn der andere das nicht tut, ist er dämlich. Ich sage nicht, dass man in längeren Beziehungen Kondome nicht weglassen kann. Aber doch nicht bei einem spontanen Fick mit einer neuen Bekanntschaft.

Aber das eigentliche Thema finde ich gut. Kosten teilen und so, generell. Gleichberechtigung, yahay! *packt das Feminismus-Transpi aus*

Und so als Frau muss ich sagen, das ist schon verdammt ungerecht. Ständig werde ich eingeladen. Kaffeedate, Swingerclubbesuch, Essen. Gestern auch wieder. Er zahlt den Eintritt, ich steh daneben und gucke mir dezent die hübschen Bilder an. Hätte ich Geld dabei gehabt? Nein. Ja, schlau. Ich weiß.

Aber prinzipiell finde ich diese Einladerei… schwierig. Es gab auch durchaus Momente, in denen ich auf meinen Teil der Rechnung bestanden habe. Im letzten Sommer habe ich mich einmal in den Club einladen lassen, danach haben wir die Kosten geteilt. Alleine hätte ich weniger bezahlt, aber ich war ja mit meiner Begleitung da. Beim letzten Besuch hatte er kein Geld für sowas über, ich aber schon. Also hab ich das ganz übernommen. (Ob das Schiefgehen dieses Besuchs etwas mit dieser Tatsache zu tun hat… nein, ich glaube nicht.)

Dabei habe ich nicht das Problem, dass ich Sex gegen Geld ungehörig finde. Zumal ja vermutlich gleich jeder abwinken und mir erklären wird, dass er für ein Essen keine Gegenleistung erwartet. Und auch wenn er den Eintritt zahlt, weiterhin “Alles kann, nichts muss” gilt. Sex gegen Geld finde ich vollkommen in Ordnung, solange ich die Wahl habe und kein Zwang dahintersteckt. Wenn der nette, gutaussehende Kerl mir dafür was zusteckt, dass auch ich meinen Spaß haben durfte, so what? Aber es ist ein Unterschied, ob ich jemandem einen blase und er die Hotelrechnung übernimmt, oder ob ich das tue damit er die Rechnung übernimmt. Das eine ist Zuneigung, das andere ist Prostitution. Auch das ist wertfrei geschrieben, es sind einfach unterschiedliche Dinge. Und ich schlafe lieber aus Zuneigung mit jemandem.

Ich finde es ok, eingeladen zu werden. Ich finde es aber nicht ok, dieses Thema einfach nicht anzuschneiden, das finde ich undankbar. Und ich sehe es nicht als Selbstverständlichkeit. Sollten wir auch nicht. Wie soll man denn über den Pay Gap meckern, aber in dem Punkt dann einen auf altes Weltbild machen?

Und was die Verhütung angeht… Kondome kann man super pro Stück abrechnen. Diesen Betrag durch zwei geteilt zahlt verblüffenderweise jeder seinen Anteil an der Verhütung! Es kann so einfach sein =)