Das Jahr begann mit dem Wunsch, sich nach einem trubeligen, aber insgesamt positiven Jahr 2022 endlich der Intimität in unserer Beziehung zu widmen. Der Besuch im Swingerclub im Dezember sollte da ein erster Schritt sein, wir planten schon weitere Dates in Clubs, auch mit der Freundschaft Plus. Aber es sollte erstmal anders kommen.
Stattdessen kämpften wir mit gesundheitlichen Problemen in der Familie. Ich verschwand für Ende Januar bis Mitte März nach Franken, um Beistand zu leisten, zweimal versuchte ich es zurück nach NRW, beide Male kamen wenige Tage danach Notrufe und ich sprang wieder in den ICE. Das war alles sehr anstrengend und ermüdend, Partys, BDSM, Intimität gab es in dieser Zeit gar nicht, noch nicht mal Raum für Gedanken. Wo ich vorher schon das Gefühl hatte wir müssten bei Null anfangen waren wir diesmal weit im Minusbereich.
Aber gut, das ist Teil des Lebens. Wichtig ist nicht, von wo, sondern dass man immer wieder anfängt. Und das haben wir getan. Erste Treffen mit dem Shibari-Club, die erste GEP nach langer Zeit, das erste Spielen und jetzt am Wochenende das erste Picknick. Und es war alles sehr schön =) Ich musste erst wieder lernen Schmerz zu genießen, aber nunja, es ist wie Fahrrad fahren. Und so sitze ich heute hier, rest high vom Wochenende, den Rücken noch wund von unserem Klimper-Flogger mit den Scales und andere Stellen wund von der gestrigen Nacht.
Wir hatten Gäste übers Wochenende, Freunde von Twin aus ihrer Hamburger Zeit, und auch wenn ich mich Freitag nach der Arbeit am liebsten irgendwo bis Montag vergraben hätte vor Müdigkeit und Erschöpfung wurde es ein sehr schönes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken und Menschen, die Dinge geweckt haben, die lange verschüttet lagen. Ich hatte Lust auf Schmerz, habe gelacht vor Schmerz. Ich stand an den Händen nach oben gefesselt in der Mitte des Raumes, die Beine in Todesspiralen aus einlagigem Seil, das sich immer tiefer in meine Muskeln grub. Twin schlug mich erst warm, bevor sie zu dem Flogger mit den Scales griff. Wir kamen nach dem Kauf noch nicht wirklich dazu, das Teil auszuspielen, für den heimischen Gebrauch ist es einfach viel zu laut (KlimperKLIMPER). Daher stand es auf der gemeinsamen Wunschliste weit oben =) Damit zerlegte sie mir sehr ordentlich den Rücken und griff schließlich zum Desinfektionsmittel. Yes. Ich meine, wir hatten mir wirklich schon sehr oft den Rücken zerkratzt und auch zerschnitten, aber so wirklich intensiv habe ich die Desinfektion nie gespürt. Dieses mal funktionierte das sehr, sehr, SEHR gut, hell yeah, war mir warm. Ich wand mich unter Lachen und Fiepen und genoss dieses Gefühl. Netterweise gönnte sie mir mehrere Wellen. Muss ja alles gut desinfiziert sein, nicht wahr? Das ganze passierte unter den Augen hilfreicher, kommentierender Zuschauer. Im Kreis von sadistischen Freunden und Herzmenschen spielt es sich als Masochistin einfach am Besten.
Noch ein Wort zu unserem Picknick: Ich liebe dieses Treffen mittlerweile. Wir haben es geschafft, Gäste aus unterschiedlichen Ecken Deutschlands in einer Gruppe zu vereinen, aus der eigentlich bei jedem Treffen in immer wieder neuen Konstellationen Schönes hervorgeht. Das an sich ist schon herrlich. Gleichzeitig hilft es mir aber auch im Kampf mit meinen Ängsten. Das mag nicht für jeden direkt ersichtlich sein, aber dieser Austausch, emotional wir körperlich, das gemeinsame Spielen, das Flirten, das sich spannend und interessant finden können und dürfen über die Grenzen der klassischen monogamen Beziehung hinaus ist für mich ein wichtiger Input. Je zurückgezogener ich werde, desto ängstlicher werde ich, desto eher möchte ich mich noch mehr zurückziehen und mich Gefühlen garnicht aussetzen, negativen wie auch positiven, aus Angst, irgendwie falsch zu sein. Ich werde egozentrischer, eifersüchtiger, trauriger. Einsamkeit macht noch einsamer. Und diese Gesellschaft offener, herzlicher Menschen zeigt mir, wie unnötig diese Ängste doch sind und wie wohl ich mich fühlen darf. Vielen, vielen Dank dafür <333