Wie weit wir für manche Gefühle bereit sind zu gehen ist schon beeindruckend, manchmal gefährlich, von außen betrachtet vermutlich häufig dumm. Was können wir also tun, wenn wir einen manchmal gefährlichen Weg gehen wollen?
Wir können uns vorbereiten.
Und so fanden wir uns am Wochenende auf einem Waterboarding-Workshop wieder. Für mich seit längerer Zeit ein Punkt auf der Bucket-List. Der Workshop wurde im Rahmen eines Stammtisches abgehalten, das war kein professioneller Workshop. Und so möchte ich diesen Moment direkt nutzen um kurz über Workshops zu reden.
Ich habe keine besonders große Erfahrung im Bezug auf Workshops, ich habe bisher drei professionelle und auch kostenpflichtige besucht (einen Klinik-Workshop, eine Shibari-Einführung und den Schlagwerkzeug-Workshop bei Lady Kira) und ein paar auf Stammtischen (u.a. Hypnose, Fesseln, Latex und jetzt eben Waterboarding). Der erste große Unterschied ist, dass ich zB bei dem Klinik-Workshop eine Domina vor mir stehen hatte, die klar auf ihre medizinische Ausbildung hinwies, die auch auf eine Ohnmacht oder eine Verletzung angemessen hätte reagieren können. Bei dem Referent zum Thema Waterboarding gab es dazu keine Information. Und der zweite, dass diese Domina alias Lady Amber genau wie Lady Kira oder Nawasabi klar und deutlich, ich möchte es in groß und fett schreiben, KLAR und DEUTLICH, auf Gefahren hinwiesen. Ja, gut, ich meine, ein kostenpflichtiger Workshop ist etwas anderes als ein Workshop auf einem Stammtisch, er ist… kostenpflichtig und man erwartet dadurch schon eine professionellere Workshopführung, aber, dass die Stammtischleitung bei dem Referent anmerken musste, dass dieser bitte diese eine im schlimmsten Fall tödliche Gefahr erwähnt, und er diese dann runterspielte, und auch beim zweiten Mal anmahnen nicht deutlich wurde, das fand ich schwierig. Statt das Kind beim Namen zu nennen (Stimmritzenkrampf) wurde erwähnt, dass man dafür dann zwar ausgebildetes medinisches Personal brauchen könnte, das aber wirklich selten vorkäme. Ich kam mir in dieser Situation so sicher vor, dass ich dann doch nachhakte, ob dieses Personal in der Runde denn anwesend war. Ja, war es. In Form des Referenten. Er hätte es also definitiv besser wissen müssen.
Muss man denn die Gefahren so hervorheben? Ja. In meinen Augen muss man das. Wenn wir im Shibari-Club Einführungen geben, achten wir da auch drauf. Yay, Fesseln, Ficken, Spaß, aber es gibt eben auch Risiken, die nicht ohne sind. Und es ist sowohl Aktivem als auch Passivem gefährlich gegenüber, an dieser Stelle nicht Klartext zu reden. Niemand möchte zum Beispiel Nervenschäden verursachen oder erleiden, also warnen wir und sagen “das kann passieren, wenn du nicht aufpasst und das kann im schlimmsten Fall diese Folgen haben”. Statistisch mag das für den einzelnen unbedeutend sein, aber wenn es dich trifft bist du eben nicht mehr nur Statistik sondern betroffen. Also ja, mir ist dieses Hinweisen wichtig. Und das tat spätestens bei der Vorführung der erweiterten Form des Waterboardings die Stammtischleitung, wofür ich sehr dankbar war. Er machte auch deutlich, was neben dem “hoppla, es ist gerade was schief gegangen, meinem Bottom geht es schlecht” auch passieren kann, nämlich dass dem Top bewusst wird, dass einem geliebten Menschen gerade irgendwas wirklich schlimmes passiert, und man erstmal geschockt in der Gegend rumsteht, statt hilfreich sein zu können. Wir sind alle Menschen, auch in Notsituationen. Wenn ihr scheiße bauen wollt, gestaltet sie so sicher wie möglich, seid also evtl nicht nur zu zweit, sondern zu dritt. Dann kann einer Hilfe holen und der andere beinahe hyperventilierend und zitternd den Partner befreien.
Ok. Seid ihr noch da? Gut. Danke =)
Zum eigentlichen Inhalt des Workshops: fand ich spannend, habe ich ausprobiert, werden wir fortsetzen =D Wir konnten uns kurz in diese Situation einfühlen: dazu lagen wir leicht abschüssig auf einer Liege, den Kopf nach unten (wichtig, ganz wichtig), hatten ein Handtuch auf dem Gesicht und wurden über Mund und Nase mit Wasser begossen. Je nach Lagenanzahl ließ einem das nasse Handtuch mehr oder weniger die Möglichkeit an Sauerstoff zu kommen. Manche ertrugen das Gefühl von Wasser im Gesicht gar nicht, andere saugten gefühlt ewig das Handtuch leer und mussten nach dem Aufstehen erstmal kräftig aufstoßen, um die mit dem Wasser geschluckte Luft wieder loszuwerden. Ich war irgendwo in der Mitte. Ich hatte erst eine Phase, in der ich die Situation fast entspannend fand, einfach weil mir durch das Gießen und die Pausen (auch wichtig) ein Atemrhythmus aufgezwungen wurde, auf den ich mich konzentrierte. Zögert man die Pause zu lange hinaus, schnappt der Mensch unter dem Handtuch irgendwann unkontrolliert nach Luft und hat das Gefühl, Wasser einzuatmen. Das war dann Phase zwei, in die ich nur kurz rein…blubberte. Die fühlte sich schon in den wenigen Sekunden, die ich mich dieser Situation aussetze, schon sehr intensiv an. Sobald wir heftig zusammenzuckten stoppte der Refrent den Wasserfluss, also man fühlte sich in der konkreten Situation schon sicher und aufgehoben. Es gab den einen oder anderen Gast, der seinen Bottom selber begießen wollte und auch durfte, und dabei eine leichte Tendenz zum Sadismus aufzeigte (ach was?), da wurde dann aber auch beherzt unterbrochen wenn nötig.
Twin und ich werden das hoffentlich noch mehrmals austesten, um ein wenig in den tatsächlich quälenden Teil reinzugehen, aber eben mit Vorsicht und: nicht alleine.
Die erweiterte Version des Waterboardings wurde nur vorgeführt und konnte nicht ausprobiert werden. Sie beinhaltete einen Stuhl, eine aufrechte Sitzposition, Fesseln, Klebeband und eine Tüte über dem Kopf, aus Spaß an der Freude noch einen riesigen Vibrator und eStim-Pads, und das war dann auch der Moment, in dem ich darüber nachdachte, welche Dinge wir uns manchmal freiwillig antun. Meine Grenze war da erreicht, da hab ich gar nicht das Bedürfnis nach nachmachen oder viel erklären.
Generell gilt bei solchen Spielen, ich erwähne es gerne: nicht ohne ausreichend Kenntnis und vorhandenes, der Hilfe mächtigem Personals machen. Bei Interesse gibt es Mittel und Wege sich forzubilden, zum Beispiel Workshops 😉
Den Rest des Tages nutzten wir zum Socializen und Fesseln, übten schonmal, was wir im August auf dem Meet and Greet zeigen wollen und vermissten ein wenig das Picknick-Buffet =D Aber das steht ja zum Glück im September wieder an.