Ready Player One

Ich bevorzuge ja eigentlich Koop-Spiele. Ich helfe gerne und erreiche gemeinsam ein Ziel. Ich leide so gerne für dich, winde mich in deinen Armen und lasse mich gehen, um dir und mir gemeinsam eine schöne Zeit zu ermöglichen. Und dann sind da diese Momente mit dem Schalk im Nacken, in denen ich das Blitzen auch in deinen Augen sehe. Auch du möchtest heute lieber PvP spielen, hm? Na dann. Leg los!

Du wählst die Waffen, legst deine Auswahl bereit, wenig nur. Lederhandschuhe, ein Schlagstock, Handfesseln, ein Klappmesser und die Flasche Sterillium. Gute Wahl! Die Regeln sind simpel, die Spielzüge offensichtlich, die Rollen verteilt, niemand verliert.

Ich laufe nicht weg, im Gegenteil, an den Händen gefesselt halte ich hin. Präsentiere mich. Du kennst mich gut, kennst jeden Winkel an mir, jede Schwachstelle, und du arbeitest dich langsam vor. Wärmst mich auf mit fast sanften Schlägen mit der flachen Hand. Teast mich. Lockst mich. Kneifst mich. Küsst mich zärtlich. Beißt mich sanft. Und greifst dann nach meinen Händen und bindest sie nach oben. Level zwei.

Du schnappst dir die kleine Bluetooth-Box und das Handy, “fast vergessen”, wählst unsere BDSM-Party-Playlist. Rihanna. Ich muss schmunzeln, singe leise mir, räkle mich im Takt unter dem Fixpunkt an der Decke. Die Handschuhe knarzen beim Anziehen, der Geruch von Leder steigt mir in die Nase. Ich grinse dich an, du grinst zurück. Dann greifst du in meine Haare, ziehst meinen Kopf zurück und… küsst mich nicht. Wenige Zentimeter vor meinen Lippen verharren deine, lassen mich schmoren. Oh, du Miststück. Ich knurre leise, höre dein Lachen. “Armes Mädchen. Du kannst dich ja beschweren, wenn ich zu gemein werde!” Patsch. Ein sanfter Schlag trifft meine rechte Wange. Ja, gut, vielleicht habe ich dir die Zunge rausgestreckt. Aber nur kurz. Level drei.

Du gehst hinter mir in die Hocke und bearbeitest die Rückseite meiner Oberschenkel. Ich präsentiere mich, wippe zum Takt der Musik sanft hin und her, um deine Schläge einzufangen, rechts, links, rechts, links. Die Handschuhe dämpfen den Impact deiner Fäuste etwas, es dauert einige Schläge, bis ich die Wirkung deutlich spüre. Und dann kommt dein erster Angriff. Du verteilst deine Schläge nicht mehr, sondern triffst immer die gleichen Stellen. Noch kann ich den Schmerz wegatmen, leise. Ich konzentriere mich auf die Musik, versuche diese beiden im Takt vor Schmerzen aufleuchtenden Punkte auf der Rückseite meiner Beine möglichst leise zu verarbeiten. Wir wollen doch noch weitertanzen. Uff, ja, du erlöst mich. “Fünf.” Aua. Atmen. “Vier.” Aua. Atmen. “Drei” Aua. Atmen. “Zwei.” Aua. Atmen. “Und eins.” Großes Aua, ich atme scharf ein. “Gutes Mädchen!” Du ziehst deine Handschuhe aus. “Gehts dir gut?” – “Hervorragend!” Ich atme noch immer etwas schwerer. “Wo du dich doch so liebevoll um mich kümmerst.” – “Aber natürlich, ich will doch nicht, dass du dich langweilst…” Fast wäre mir ein Stöhnen entglitten, als deine Finger ohne Vorwarnung zwischen meine Schamlippen gleiten. Ein leises Schmatzgeräusch verrät meine Nässe, das Blut schießt mir in die Wangen. “Ich mag es, wenn du rot wirst…” lachst du leise, schiebst dir dabei deine Finger in den Mund. Ich senke den Blick, nicht ganz freiwillig. For fucks sake. Level vier.

Jetzt wendest du dich den Seiten meiner Oberschenkel zu, sanft, mit dem Schlagstock. Fünf rechts, fünf links. Trent Reznor möchte jemanden wie ein Tier ficken und ich denke mir, dass wir noch nicht ganz so weit sind. Noch musst du arbeiten. Fünf rechts, fünf links. Du bist jetzt schon etwas aggressiver unterwegs, lässt dir weniger Zeit, steigst höher ein. Fünf rechts, fünf links. Du verteilst die Schläge, mittlerweile schmerzen die ganzen Seiten. Aber besser so, als nur auf einen Punkt. Fünf rechts, fünf links. Ich atme. Atme. Atme. Rhythmus und gleichbleibende Intensität machen es mir einfacher, die Schmerzen zu verarbeiten. Fünf rechts, fünf links. Aber dennoch sehe ich bereits das Ende. Aber. Noch. Nicht. Jetzt. Fünf rechts, fünf links. Ich atme. So ruhig und leise wie möglich. Die Zähne längst zusammengebissen. Fünf rechts, fünf links. Fünf rechts, fünf links. Fünf rechts, fünf links. Leere im Kopf. Die ganze Konzentration geht dafür drauf, die Schmerzen zu verarbeiten, ohne dir den Sieg zu gönnen. Ich schweige. Fünf rechts, fünf links, fünf rechts, fünf links. Dann plötzlich Ruhe. Du legst den Schlagstock auf den Boden, umarmst mich von hinten, drückst mich an dich. “Du bist so ein gutes Mädchen. Und so leise heute.” Deine rechte Hand gleitet über meinen Körper, zu meinen Oberschenkeln. Kneift mich in die vom Schlagstock gut durchgekneteten Seiten. Scheiße. Ich fluche innerlich. Halte krampfhaft die Luft an. Nicht stöhnen. Nicht seufzen. Einfach Warten, bis die Schmerzwelle abklingt. Dann atmen. Aber sie klingt nicht ab, du lässt mich zappeln, ein wenig noch, erst dann erlöst du mich. Ich zittere unter deinen Händen, schaffe es aber dennoch fast geräuschlos einzuatmen. Kriege den Schmerz in den Griff. Elendes Miststück. Level fünf.

Klack. Das Messer schnappt mit einem leisen Geräusch aus dem Griff, die Klinge rastet ein, meine Nackenhaare stellen sich auf. Auf meinem Gesicht ein breites Lächeln, du bist heute wirklich gut zu mir. Oh, ich freue mich auf das Verlieren! Die Klinge ist kalt und heiß zugleich, als du sie über meinen Rücken gleiten lässt. Du schneidest langsam, mit Bedacht, lässt dir Zeit. Lange Schnitte, wellenförmig, von oben nach unten. Dazwischen kurze Atempausen für mich. Ich atme aus. Beruhige mich. Atme tief ein, halte inne, du schneidest. Dann wieder von vorne. So arbeitest du dich langsam von links nach rechts über meinen Rücken. Ich konzentriere mich auf die Schnitte, blende Großstadtgeflüster aus, die mir ins Ohr schreien, dass ich garnichts muss. Ich genieße jeden Moment, konzentriert und bewusst. Und drehe mich dann zu dir, drücke mich an dich. Ein Kuss vor dem Finale. Danke dir.

Du öffnest den Haken über meinem Kopf, ich halte mich am Türrahmen fest. Muss kurz grinsen, weil ich eigentlich extra dafür mal das Cowboy Bebop Opening auf die Playlist packen wollte. Three, two, one, let’s go. Aber es geht auch so. Du sprühst mit einer schnellen Bewegung meinen Rücken mit Sterillium ein und ich tanze. Drücke mir die Hände auf den Mund, um nicht zu laut zu lachen und zu schreien, und tanze. Winde mich unter dem Brennen, lache vor Schmerz und Glück. Du gehst hinterher, sprühst mehr. Ich brenne. Meine ganze Anspannung entlädt sich in dieser Hitze auf meinem Rücken, meiner Bewegung, meinem Lachen. Und dann ein Stöhnen. Ein Fluchen, laut. Ich lache und beleidige dich, du lachst und sprühst. Wir kabbeln uns um die kleine Sprühflasche, lachend wie Kinder, fluchend wie Rohrspatzen. Ich kann sie dir aus den vom Desinfektionsmittel feuchten Händen klauen und halte sie trumphierend über mich. “Ha, ein Sieg für mich!” und flüchte Richtung Schlafzimmer. Du schaust mir hinterher, noch immer lachend. Und nimmst nach einem Moment die Verfolgung auf.

 

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