Ja, ernsthaft, Evanescence. Und bitte, gerne, für den Ohrwurm 😉 Frozen inside without your touch, without your love, darling! Ich gebe zu, ich musste sehr schmunzeln, als dieser Song bei der GEP gespielt wurde. Aber ich für meinen Teil hatte so viel Spaß daran und er passte einfach zu diesem Abend voller Fühls =)
Das erste GEP-Wochenende 2024. Wir hatten bereits Freitag auf Samstag Shiny zu Gast, sammelten dann Samstag noch eine junge Dame ein, trafen uns bei der GEP mit einer Freundin von uns, die bisher weder mit der Goth- noch der BDSM-Szene zu tun hatte, und krochen am Morgen danach um sechs völlig fertig in die Betten. Und weil das ein wahrlich phänomenal gutes Wochenende war, gibt es doch mal wieder einen Bericht, nicht nur über die GEP, auch das Drumherum.
Gosh, Liebe ist anstrengend. Ok, ja, sie ist auch schön und warm und hell und gibt einem ein wunderbares Gefühl, und macht, dass man nicht laufen muss, weil man doch schweben kann, aber sie kann einem auch Angst machen und Schmerzen verursachen. Ich habe dank Shiny noch immer diese rosa Glitzeraura um mich und Twin hat damit zu kämpfen. Shiny wiederum hat natürlich neben mir auch andere interessante Personen um sich, die in mir Spannungen verursachen. Und auch Twin war dieses Wochenende sehr aktiv in Sachen Flirten. Das ist alles sehr anstrengend, ja, aber es ist auch schön zu erleben, wie man solche Momente meistert. Und ich lebe noch. Es gab da diesen einen Moment auf der Party. Ich stand einige Meter von “meiner” Gruppe entfernt, sah sowohl Twin als auch Shiny tief im Gespräch mit ihrer jeweiligen Person of Interest, und ich war nicht einsam, kein Herz brach und ich verdorrte auch nicht zu einer inneren Brachlandschaft. Nein, ich stand da, und freute mich über diesen Moment, über das Lachen, das Lächeln, die guten Gefühle, die in dieser Gruppe hin und verflogen, diese rosanen Schmetterlinge. Hatte ich Angst und werde ich wieder Angst haben? Ja, weil ich Menschen habe, die mir momentan einfach die Welt bedeuten, die ich nicht verlieren möchte. Aber sie so fröhlich zu sehen bedeutete mir in diesem Moment die Welt. Und es tat gut, diese Situation zu erleben und zu wissen, ich atme ein, ich atme aus, ja, es ziept, aber ich bin noch da und sie sind es auch. Noch immer glitzernd, schwebend und leuchtend.
Aber diese Spannungen im Vorfeld machten mir das Ankommen auf der Party nicht so einfach. Auch das neben der Tanzfläche sitzen, die Musik, die Energie aufsaugen reichte nicht ganz. Ich brauchte einen Einstieg mit Shiny, ein Erden durch Schmerz, um ganz bei mir anzukommen. Und ich wurde geerdet. Wir zogen uns in ein Séparée zurück mit einer Sex-Schaukel, sehr beengt, wenig Platz, aber doch ausreichend für diesen Moment. Wichtiger war die Abgeschiedenheit, die Möglichkeit, für diese Zeit für sich zu sein und sich aufeinander zu konzentrieren. Mit Shiny fehlt mir noch die Übung, um auch in der Öffentlichkeit einer Party in unserem Spiel zu versinken. Und ich kann diesen Schaukeln nur schwer widerstehen, also schaukelte ich begeistert, dank schlichtem Kleid und Space Buns wirklich ausgesprochen süß aussehend, und guckte zu, wie sie sich sortierte. Was folgte war eine Achterbahn aus Schmerz und den Reaktionen darauf. In Erinnerung geblieben sind mir neben ein paar Klammern vor allem der Impact, bevorzugt mit den Pieksrollern. Sehr viel Spaß und Liebe, auch Lachen über unsere Albernheiten zwischen den Schmerzen, aber auch so viel Wut, fast Hass, Kampf, Widerstand und schließlich wieder und wieder die bewusste Entscheidung, den Schmerz anzunehmen, fließen zu lassen, zu ertragen und zu atmen, bis zu dem Moment der Erlösung. Um sich dann zitternd an die Person zu drücken, die diesen Schmerz mit dem eigenen Einverständnis verursacht hat. Spannungsfelder können so schön sein.
Für mich sehr erinnerungswürdig waren auch die Momente des Breath Plays. Ich möchte mich endlich bewusst an die Reaktionen meines Körpers herantasten, die zum Beispiel unter dem Deckmantel des “Holy fuck, wir ersticken, Mayday, Mayday!!” passieren. Das heißt, in diesem Fall ist ein Teil meines Kopfes mit vielen sehr rot blinkenden Warnleuchten und dem Bedürfnis, aus der Situation zu flüchten beschäftigt, der andere Teil zückt seine Brille und das Notizbuch mit dem #forscience-Sticker, und notiert sich Details zu den kribbelnden Fingerspitzen und metallischen Geräuschen, die mit jedem Sekundenbruchteil ohne Sauerstoffzufuhr intensiver werden. Dieser zweite Teil von mir, in seinem sexy weißen Kittel, möchte diese Situation gerne häufiger und bitte so lange wie möglich genau ausleuchten. Das sind Spielarten, die definitiv über SSC hinausgehen. Vertrauen, Erfahrung, Wissen und der erste Hilfe Kurs sind hier die Stichwörter. Bitte nicht einfach nachmachen.
Ich schwebte aus diesem erste Ausflug in den Painspace, um mich einige Zeit später in einer anderen Ecke dieses schönen Raumes wiederzufinden, in Twins Seilen. Momentan fehlen uns oft Zeit, Raum und Ruhe zum Fesseln, und so hatten wir uns auf diese GEP mit ihren Möglichkeiten und dem Gefühl des erweiterten Wohnzimmers sehr gefreut <3 Ich konnte tief in den Schmerz tauchen, die Hormone des Spiels kurz davor dienten mir als Sprungbrett, und wir konnten die Schmerzschraube sehr schön anziehen. 4 mm Seile, dazu die Plättchen einer geplünderten Shaktimatte an einigen Stellen unter den Seilen (auf dem Fußrücken, dear lord), ein Taillenseil, an dem ich mich selber noch weiter nach oben zog, ich wand, stöhnte und seufzte mich durch diese Session. Die Seile waren so ein wundervoller Kontrast zu den plötzlichen und scharfen Schmerzen davor. Sie schneiden in die Haut, üben über eine gewisse Zeit Druck aus. Der Körper gewöhnt sich an das Gefühl, entspannt sich etwas, die Schmerzen lassen langsam nach. Bis dieses Seil bewegt wird, evtl mit einem anderen verbunden wird oder eines dazu kommt. Jedes weitere Seil vergrößert zwar die Fläche, erhöht aber so den Druck auf den Körper, jedes neue Seil sitzt enger als die davor, schneidet tiefer ein, der Schmerz beginnt von neuem, die Konzentration, das tiefe Einatmen, das Fließen lassen. Dabei arbeiten wir im Seil zusammen, wir beginnen gemütlich, aber die Position wird im Laufe der Zeit unbequemer, und auch gerne so, dass ich selber die Schmerzintensität mitbestimmen kann. In diesem Fall konnte ich die nach oben gebundenen Beine weiter belasten, konnte mit dem einen Fuß ein Seil weiter spannen um so selber zu entscheiden, welchen Druck ich ausüben wollte. Ich liebe dieses gemeinsame Spiel sehr <3 So können sich die Schmerzwellen immer höher und höher auftürmen, während ich unter Twins Händen in unserem Safe Space liege, mit ihrem Lächeln und Leuchten über mir. Bitte entschuldigt, ich tendiere momentan etwas zur Romantik =) Sehr viel Liebe ^^ Wir beendeten unsere Session zu VNV Nations “Control“, was einfach nur perfekt war. Gemeinsam mit dem Song steigerten wir uns immer weiter in der Intensität, und kamen nach diesem beinahe sechs Minuten langen Schlussakkord dieser Fesselung langsam wieder auf dem Boden an. Wow. So intensiv hatten wir lange nicht mehr gefesselt, das war ein wirklich wundervoller Moment und hatte uns sehr gefehlt. Es war so schön zu sehen, dass diese so vermisste Chemie noch da war, trotz all der Entwicklungen der letzten Zeit.
Und dann war da noch die Freundin, die uns zu dieser Party begleitet hat. Sie ist bisher nicht kinky, hat auch mit der Gothic-Szene nicht so viel zu tun, war aber zum einen neugierig auf diese Parallelwelt, und zum anderen hatten Twin und ich das starke Gefühl, dass sie sich dort wohl fühlen könnte. Wir lagen sehr, sehr richtig, sie blühte im Laufe des Abends förmlich auf und genoss die entspannte und ungezwungene Atmosphäre zwischen diesen ganzen Kinkstern. Kink-Partys können einem einen Safe Space bieten, da kommt keine “normale” Disco, kein Vanilla-Event hinterher in meinen Augen. Es hilft einfach, dass die meisten von uns (hoffentlich alle oO”) sich mit Themen wie Consent und Grenzen sehr intensiv auseinander setzen. Gesunder BDSM ohne ein Nachdenken und einen Austausch über diese Aspekte ist kaum möglich und wenn dann vermutlich reine Glückssache und eine Frage der Zeit. Sie möchte uns sehr gerne wieder begleiten und vielleicht auch das eine oder andere mal ausprobieren. Fragen waren da auf jeden Fall viele, nach bestimmten Werkzeugen zum Beispiel, aber auch unseren Gefühlen hinter dem Spiel. Ich sag ja, wir hatten das Gefühl, das würde passen =) Wir freuen uns schon sehr auf die nächste gemeinsame Party , sie hat die Termine schon in ihrem Kalender.
Soundtrack “Bring me to life” von Evanescence.