Painspace [another Version]

Ich hasse Dich.

Ich hasse Dich so sehr.

Meine Augen blitzen Dich an, voller Abscheu, und ich hoffe, Du kannst es in ihnen lesen, diesen Hass. Meine Wut. Meine Verzweiflung.

Um uns herum Halbdunkel, wir sind allein in einem kleinen Separee auf der üblichen Play-and-Dance-Party. Der Bass wummert, ich spüre die Vibrationen, ein kleines Summen neben meiner Wut auf Dich. Du tanzt vor mir. Du lachst. Du schlägst mich. Dein Werkzeug ist gespickt mit Spikes, Du hinterlässt blutige Spuren, bist voller Vergnügen dabei. Ich hasse Dich im Takt der Musik, mit jedem Schlag ein bisschen mehr. Ich halte aus. Knirsche mit den Zähnen. Versuche, so wenig zu stöhnen wie möglich, würde am liebsten die ganze Party zusammenschreien, um all das negative Gefühl aus mir herauszulassen, aber ich möchte kämpfen. Dir so wenig wie möglich gönnen. Möchte, dass Du zumindest arbeiten musst für meine Reaktion, will es Dir nicht zu einfach machen. Ich hasse Dich. Du wechselst das Werkzeug, drehst die Schaukel auf der ich sitze und schlägst weiter. Weniger Pieksen, dafür schneiden sich die Schläge jetzt in meine Haut. Brennen sich den Weg in meine Wahrnehmung, leuchten gemeinsam mit dem Hass. Ich hasse Dich. Ich hasse Dich. Ich atme ein. Ich atme aus. Halte aus. Hasse. Nehme die Schläge auf, schlucke den Schmerz hinunter, sammle ihn in mir. In mir, neben dem Hass und dem Schmerz, die Anspannung des momentanen Lebens, die Sorge vor diesem Abend. Ich war nicht in der Lage, entspannt auf dieser Party anzukommen. Zu viel Stress, Zug in zu viele Richtungen zugleich, also hilfst Du mir damit. Erdest mich durch Schmerz. Ich hasse Dich. Mit jedem Schlag. Ernsthaft, Du tanzt, während Du mich schlägst, lachst vergnügt, während ich hier kämpfe. Es fühlt sich so respektlos an, befeuert meine Wut, treibt mich weiter an. Ich fühle mich so klein. Ich sitze auf einer Schaukel, sehe ausgerechnet heute auch noch so beschissen niedlich aus, während Du, so groß und mächtig, entscheidest, wie sehr Du mir weh tust. Ich kann nur ertragen. Verfluche die Asymmetrie und meine Liebe zum Machtgefälle. Brenne vor Wut darüber. Hasse Dich. Es fehlt nicht mehr viel. Noch ein wenig. Atmen. Fluchen. Knirschen. Brennen. Und dann ist es zu viel. Der Schmerz überwältigt mich, ich weiche Dir aus, fliehe vor dem Schlag. Möchte beinahe schreien, als Du mir nachkommst, nochmal zuschlägst. Aber die Lawine rollt, all die aufgetürmten Gefühle brechen sich ihre Bahn und ich lasse los. Atme noch verkrampft, sehe den Rest meiner Anspannung und der Negativität in einer Sterillium-Wolke abbrennen, die sich in meine Haut frisst, während sich die Entspannung in mir breit macht und ich endlich richtig Luft holen kann. Ich lasse los. Mein Körper glüht, ebenso wie mein Blick, voller Liebe für Dich. Liebe für jeden Schlag. Jedes Lächeln. Jeden Tanzschritt. Liebe für jedes bisschen Hass, das Du in mir hast leuchten lassen, das ich projizieren durfte, um all das schlussendlich abzufackeln. Du lässt mich ankommen, hier in diesem Raum, aber auch in mir, bei Dir. Ich liebe Dich. Ich weiß, dass jeder Schlag, jeder Schmerz ein Geschenk an mich war, Du hast dir wenig gegönnt heute Abend und für mich gespielt. Ich drücke mich an Dich, vergrabe meinen Kopf in Deinem Geruch, voller Dankbarkeit für Deine Wärme, Deine Zuneigung, für den Schmerz, den Du mir geschenkt hast. Deine Liebe. Ich liebe Dich. Ich liebe Dich so sehr. Zwischen uns gibt es für diesen Moment nur Stille, Wärme und Licht. Ich liebe Dich. Du hältst mich fest, lässt mir Zeit, lässt mich atmen. Liebe, wo vorher all der Schmerz war. Deine Hände jetzt warm und weich, voller Zärtlichkeit und Liebe, wie auch Dein Kuss. Ich liebe Dich.

Wir packen zusammen, ziehen uns an, zupfen uns zurecht. Öffnen die Tür. Und ich bin endlich da, auf meiner Party, in meiner Welt, entspannt und befreit, bereit zum Tanzen, zum Lachen, zum Spielen. Danke Dir dafür.

Ich liebe Dich.

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